Patrizia Aktionäre preisen EZB Chef Draghi
Der Augsburger Immobilien-Konzern profitiert von der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Das Unternehmen wächst kräftig. Die Aktionäre bekommen jetzt wieder eine Dividende
Die Anteilseigner des wirtschaftlich erfolgreichen Augsburger Immobilien-InvestmentKonzerns Patrizia hatten in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert, dass sie keine Dividende bekommen und stattdessen mit einem anderen Zuckerl vorliebnehmen müssen. Immerhin strichen die Mitinhaber des Unternehmens auch für das Geschäftsjahr 2016 – und damit zum sechsten Mal in Folge – Gratisaktien ein. So erhielt damals jeder Anteilseigner für zehn Papiere eines zusätzlich. Trotzdem muckten Kleinaktionäre bei der Hauptversammlung im Jahr 2017 auf.
Die selbstbewusst vorgetragenen Forderungen der Patrizia-Aktionäre zeigen nun Wirkung: Erstmals seit dem Geschäftsjahr 2007 zahlt das Unternehmen wieder eine klassische Dividende von 0,25 Euro pro Wertpapier, was die Anteilseigner erfreut bei der Hauptversammlung Unternehmens am Mittwoch in Augsburg zur Kenntnis nehmen. An diesem Tag zeigte sich, dass Aktionäre auch auf Kuschelkurs gehen, ja dankbar sein können. So ringt sich Sören Merkel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz zu einem „ganz großen Lob“für die Entscheidung der PatriziaVerantwortlichen durch, wieder eine Dividende zu gewähren. Dann zieht der Aktionärssprecher auch noch den nicht vorhandenen Hut vor Unternehmens-Chef Wolfgang Egger und seinen Kollegen. Patrizia habe eine phänomenal positive Ent- wicklung hinter sich. Merkel lässt es an diesem Tag nicht ohne Anspielungen auf den so gebeutelten Autobauer Audi bewenden: „Ich freue mich, dass ich in Augsburg bei Patrizia, anders als es in Ingolstadt der Fall ist, alle Vorstände begrüßen kann.“Die Immobilienbranche befinde sich eben auf der Sonnenseite der Konjunktur.
Nun beweist Merkel, dass Aktionäre auch kreativ sein können. Denn er schlägt vor, dass, wenn in Bayerns Amtsstuben schon Kreuze angebracht werden, sich in der Patrizia-Zentrale zumindest ein Pordes trät des EZB-Chefs Mario Draghi doch gut machen würde. Die Begründung für den Vorstoß klingt originell und plausibel: „Der Italiener ist nämlich der Schutzheilige der Niedrigzinsen.“Schließlich ist es unstrittig, dass Patrizia von dieser Politik der Europäischen Zentralbank seit langem massiv profitiert. Denn in zinslosen Zeiten sind Immobilien-Anlagen nach wie vor attraktiv. Wohin auch mit dem Geld?
So ist die Patrizia Immobilien AG auch durch Übernahmen stark gewachsen. Egger sagt: „Wir gehören zu den Top-Akteuren in Europa.“ Nach einer entsprechenden Rangliste rangieren die Augsburger mittlerweile hier mit einem anderen Anbieter gleichauf auf Platz fünf. Patrizia managt ein Immobilienvermögen von rund 40 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2012 waren es noch 7,5 Milliarden Euro. Der Konzern-Chef hat nach 34 Jahren Unternehmensgeschichte noch Größeres vor: „Wir wollen der führende globale Partner
Kleinanleger muckten einst kräftig auf Firmen Lenker Egger hält 51,71 Prozent
für paneuropäische Immobilien-Investments werden.“
Zu den Kunden von Patrizia gehören Stiftungen, Sparkassen, Versorgungswerke, Staats- und Pensionsfonds. Firmen-Lenker Egger hält 51,71 Prozent an der Aktiengesellschaft. Er wird sich besonders darüber freuen, dass das operative Ergebnis sehr gut ausfällt. Lag es 2016 noch bei 72,2 Millionen Euro, stieg es 2017 auf 82,2 Millionen Euro, was über den Prognosen liegt. Das mögen Aktionäre besonders. Dann gehen sie zuvorkommend mit Vorständen wie Egger um.