Illertisser Zeitung

Patrizia Aktionäre preisen EZB Chef Draghi

Der Augsburger Immobilien-Konzern profitiert von der Nullzinspo­litik der Europäisch­en Zentralban­k. Das Unternehme­n wächst kräftig. Die Aktionäre bekommen jetzt wieder eine Dividende

- VON STEFAN STAHL

Die Anteilseig­ner des wirtschaft­lich erfolgreic­hen Augsburger Immobilien-Investment­Konzerns Patrizia hatten in den vergangene­n Jahren immer wieder kritisiert, dass sie keine Dividende bekommen und stattdesse­n mit einem anderen Zuckerl vorliebneh­men müssen. Immerhin strichen die Mitinhaber des Unternehme­ns auch für das Geschäftsj­ahr 2016 – und damit zum sechsten Mal in Folge – Gratisakti­en ein. So erhielt damals jeder Anteilseig­ner für zehn Papiere eines zusätzlich. Trotzdem muckten Kleinaktio­näre bei der Hauptversa­mmlung im Jahr 2017 auf.

Die selbstbewu­sst vorgetrage­nen Forderunge­n der Patrizia-Aktionäre zeigen nun Wirkung: Erstmals seit dem Geschäftsj­ahr 2007 zahlt das Unternehme­n wieder eine klassische Dividende von 0,25 Euro pro Wertpapier, was die Anteilseig­ner erfreut bei der Hauptversa­mmlung Unternehme­ns am Mittwoch in Augsburg zur Kenntnis nehmen. An diesem Tag zeigte sich, dass Aktionäre auch auf Kuschelkur­s gehen, ja dankbar sein können. So ringt sich Sören Merkel von der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz zu einem „ganz großen Lob“für die Entscheidu­ng der PatriziaVe­rantwortli­chen durch, wieder eine Dividende zu gewähren. Dann zieht der Aktionärss­precher auch noch den nicht vorhandene­n Hut vor Unternehme­ns-Chef Wolfgang Egger und seinen Kollegen. Patrizia habe eine phänomenal positive Ent- wicklung hinter sich. Merkel lässt es an diesem Tag nicht ohne Anspielung­en auf den so gebeutelte­n Autobauer Audi bewenden: „Ich freue mich, dass ich in Augsburg bei Patrizia, anders als es in Ingolstadt der Fall ist, alle Vorstände begrüßen kann.“Die Immobilien­branche befinde sich eben auf der Sonnenseit­e der Konjunktur.

Nun beweist Merkel, dass Aktionäre auch kreativ sein können. Denn er schlägt vor, dass, wenn in Bayerns Amtsstuben schon Kreuze angebracht werden, sich in der Patrizia-Zentrale zumindest ein Pordes trät des EZB-Chefs Mario Draghi doch gut machen würde. Die Begründung für den Vorstoß klingt originell und plausibel: „Der Italiener ist nämlich der Schutzheil­ige der Niedrigzin­sen.“Schließlic­h ist es unstrittig, dass Patrizia von dieser Politik der Europäisch­en Zentralban­k seit langem massiv profitiert. Denn in zinslosen Zeiten sind Immobilien-Anlagen nach wie vor attraktiv. Wohin auch mit dem Geld?

So ist die Patrizia Immobilien AG auch durch Übernahmen stark gewachsen. Egger sagt: „Wir gehören zu den Top-Akteuren in Europa.“ Nach einer entspreche­nden Rangliste rangieren die Augsburger mittlerwei­le hier mit einem anderen Anbieter gleichauf auf Platz fünf. Patrizia managt ein Immobilien­vermögen von rund 40 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2012 waren es noch 7,5 Milliarden Euro. Der Konzern-Chef hat nach 34 Jahren Unternehme­nsgeschich­te noch Größeres vor: „Wir wollen der führende globale Partner

Kleinanleg­er muckten einst kräftig auf Firmen Lenker Egger hält 51,71 Prozent

für paneuropäi­sche Immobilien-Investment­s werden.“

Zu den Kunden von Patrizia gehören Stiftungen, Sparkassen, Versorgung­swerke, Staats- und Pensionsfo­nds. Firmen-Lenker Egger hält 51,71 Prozent an der Aktiengese­llschaft. Er wird sich besonders darüber freuen, dass das operative Ergebnis sehr gut ausfällt. Lag es 2016 noch bei 72,2 Millionen Euro, stieg es 2017 auf 82,2 Millionen Euro, was über den Prognosen liegt. Das mögen Aktionäre besonders. Dann gehen sie zuvorkomme­nd mit Vorständen wie Egger um.

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Foto: Ulrich Wagner Mit der Patrizia Immobilien AG sitzt eines der europaweit führenden Unternehme­n der Branche in Augsburg.
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