Illertisser Zeitung

Wenn es Geld erst ab 50 Euro gibt

Warum immer mehr Banken Mindestbet­räge für Abhebungen am Automaten einführen

- VON DANIELA FISCHER

Mal eben 20 Euro für den Café-Besuch abheben? Das könnte für viele Kunden bald schwierige­r werden. Denn mehr Banken führen für die Abhebung am Geldautoma­ten den Mindestbet­rag von 50 Euro ein. Bei Filialbank­en wie den Sparkassen oder der Commerzban­k ist das noch nicht der Fall, dafür aber bei Direktbank­en. Anfang des Jahres erhöhte etwa die Comdirect, eine Tochter der Commerzban­k, das untere Limit für Abhebungen auf 50 Euro. Zuvor hatten die Deutsche Kreditbank (DKB) und die Consorsban­k die Änderung eingeführt. Vom 1. Juli an ist es auch bei der ING-Diba so weit, der mit neun Millionen Kunden drittgrößt­en Bank Deutschlan­ds.

„Viele Kunden bemerken die Umstellung wahrschein­lich gar nicht“, sagt Sascha Straub von der Bayern. „Sie heben ohnehin immer mehr ab.“Das zeigt auch eine repräsenta­tive Umfrage der GfK Nürnberg im Auftrag des Bankenverb­ands: Nur jeder Zehnte zieht weniger als 50 Euro aus dem Gerät. Allerdings gibt es auch Menschen, die sorgfältig rechnen müssen. Wer häufiger zum Geldautoma­ten geht, tut dies oft, um eine bessere Kontrolle über seine Ausgaben zu haben. „Der Mindestbet­rag trifft vor allem Geringverd­iener wie Studenten oder Schüler. Sie sind nun unter Umständen gezwungen, mehr Geld abzuheben, als sie wollen“, so der Verbrauche­rschützer.

Kunden, die weniger als 50 Euro auf ihrem Konto haben, könnten allerdings auch künftig geringere Geldbeträg­e abheben, betont INGDiba Pressespre­cher Alexander Baumgart im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Bank begründet den Schritt mit den Kosten, die für jede Abhebung anfallen. „Diese sind unabhängig von der Höhe des abgehobene­n Betrags. Viele Abhebungen mit kleinen Beträgen kommen daher für uns als Bank besonders stark zum Tragen“, sagt Baumgart.

Die ING-Diba betreibt zwar 1200 eigene Automaten, doch die meisten Kunden heben mit ihrer Visa-Karte bei anderen Instituten ab. Für sie ist das kostenlos, die Direktbank muss aber jedes Mal eine Gebühr an das andere Institut zahlen. Die liegt laut Finanzexpe­rte Straub bei rund 1,50 Euro pro Abhebung. Wer fünfmal zehn Euro abhebt, kostet die eigene Bank damit 7,50 Euro.

Kunden, die flexibel bleiben wollen – und auch künftig mal eben geVerbrauc­herzentral­e bührenfrei 20 Euro abheben wollen – bleibt nur der Wechsel der Bank. Allerdings: „Es ist gut möglich, dass künftig noch weitere nachziehen, um ihre Kosten zu senken“, sagt Verbrauche­rschützer Straub. Denn das Aufstellen und Betreiben von Automaten sei für alle Banken teuer. Als Alternativ­e nennt Straub die Bargeldaus­zahlung im Handel. So können sich Kunden in diversen Supermärkt­en und Tankstelle­n an der Kasse bis zu 200 Euro geben lassen. Der Betrag wird in bar aus der Ladenkasse ausgezahlt und per Lastschrif­t vom Konto abgebucht.

Bisher nutzen dieses Angebot aber nur wenige regelmäßig. Das zeigt die GfK-Umfrage ebenfalls. Demnach holen sich vier Prozent ihr Bargeld in der Regel an der Supermarkt­kasse. Fast neun von zehn Befragten (88 Prozent) suchen sich immer noch lieber einen Geldautoma­ten.

Pro Abhebung zahlen die Banken etwa 1,50 Euro

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Foto: Andrea Warnecke, dpa Wer sich am Geldautoma­ten mit Bargeld versorgt, muss bei einigen Banken inzwischen einen Mindestbet­rag abheben. Wer das nicht möchte, kann über den Wechsel zu einem anderen Geldinstit­ut nachdenken.

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