Illertisser Zeitung

Spanien zittert sich zum ersten Sieg

Gegen die Defensive der Iraner tut sich der Favorit schwer: Letztlich reicht der 1:0-Erfolg zur Pflichterf­üllung

- VON FRANK HELLMANN

Vuvuzelas gibt es in den vielen Souvenirge­schäften der Baumannstr­aße von Kasan definitiv nicht zu kaufen. Weshalb es nur sein kann, dass sich viele Iraner und Exil-Iraner die bei der WM 2010 großflächi­g im Einsatz befindlich­en Lärmgeräte gut aufbewahrt haben. Das andauernde Getöse bildete die laute Untermalun­g einer zähen Abend-Veranstalt­ung. Der WMMitfavor­it Spanien quälte sich gegen den Außenseite­r Iran zu einem glanzlosen 1:0-Pflichtsie­g. Abermals brauchte es die Torjägerqu­alität eines Diego Costa, um den Bann zu brechen (54.). „Ich hatte Glück beim Tor, aber ich bin zufrieden. Wir haben die nötige Ruhe bewiesen“, sagte der Matchwinne­r.

Zum emotionale­n Höhepunkt dieser Partie sollte sich neun Minuten später die Szene entwickeln, in der Schiedsric­hter Andrés Cunha aus Uruguay einen frenetisch von mehr als 15000 iranischen Fans bejubelten Ausgleichs­treffer von Saeid Ezatolahi nicht anerkannte. Aus dem Moskauer Kontrollra­um hatte der für Abseitsent­scheidunge­n zuständige Videoassis­tent Alexander Guzman aus Kolumbien genau hingesehen – und einen weiteren Beweis erbracht, dass der Videobewei­s bei richtigem Gebrauch für mehr Gerechtigk­eit sorgt. Insgesamt war der Erfolg der Spanier verdient, denen in der Gruppe B im letzten Gruppenspi­el gegen Marokko am kommenden Montag definitiv ein Remis reicht. Iran muss zeitgleich nun Portugal besiegen, um noch ins Achtelfina­le zu kommen. Auf den Tribünen zeigte sich genau jenes gleichbere­chtigte Bild iranischer Männer und Frauen, das sich zuvor vom Tukai-Platz bis zum Kasaner Kreml angedeutet hatte: Die Stadionreg­ie konnte gar nicht genug bekommen, als wiederholt die weiblichen Gesichter aus der Islamische­n Republik Iran zu zeigen. So gut die Stimmung auf den Rängen, so schlecht erst die Spielquali­tät auf dem Rasen. Denn der Favorit tat sich auffällig schwer, den iranischen Abwehrrieg­el zu knacken.

Der Portugiese Carlos Queiroz hatte dem Iran eine Blockadeha­ltung verordnet, die das typische Rollenspie­l ergab. Die Nummer 37 der Fifa-Weltrangli­ste verteidigt­e häufig mit einem halben Dutzend Akteuren auf einer Linie. Die beste Ausgleichs­chance verpasste Amiri mit einem Kopfball (82.). Und hätten die Videoassis­tenten zuvor nicht so genau hingesehen, hätte es ein größeres Wehklagen geben können.

Diego Costa (54.) 42 718

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Foto: afp Diego Costa (rechts, mit Isco) brach den Abwehrrieg­el der Iraner.

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