Unterwegs im Ruhrgebiet der Kelten
Auf den Feldern im Oberen Rothtal wurde vor mehr als 2000 Jahren im großen Stil Eisen und Stahl hergestellt. Noch heute sind Spuren davon zu finden. Ein Besuch
nach Germanien kamen, mussten die Kelten weichen.
Die Spuren, die Ambs im Wald finden will, stammen von einer für damalige Verhältnisse großindustriellen Produktion. Denn in der Gegend wurde im großen Stil Eisen produziert. „Die Gegend hier war so etwas wie das Ruhrgebiet der Kelten.“Noch heute liegen die Überreste aus dieser Zeit im ganzen Rothtal herum.
Vor 2300 Jahren habe es um Osterberg herum noch ganz anders ausgesehen, sagt Ambs. Kaum ein Baum habe dort gestanden. „Die Buche war hier in der Region fast ausgerottet.“Denn die vormaligen Bewohner des Rothtals nutzten vor allem ihr Holz, um die Schmelzöfen befeuern. „Buchenholz brennt bei besonders hohen Temperaturen“, erklärt der Archäologe. In den Öfen schmolzen die Kelten Eisenerz zu Barren. Während des Prozesses entstand auch das Abfallprodukt, die Schlacke, nach der Ambs im Wald sucht.
Er setzt seine Gartenhacke auf der sandigen Erhöhung an, schiebt das welk gewordene Laub zur Seite und durchgräbt mit kräftigen Bewegungen die Erde. Es dauert nicht lange, da kommt ein unscheinbarer grauer Brocken zum Vorschein, etwas kleiner als ein Golfball, jedoch wesentzu lich unförmiger. „Solche Klumpen findet man in der Region überall.“Auf den Feldern gebe es noch heute tonnenweise Eisenschlacke. Weiter nördlich, bei Emershofen, habe man vor einigen Jahren sogar Dutzende damit gefüllte Gitterboxen wegtransportiert.
Produziert wurde das Eisen, und damit auch die Schlacke, damals in knapp eineinhalb Meter hohen Hochöfen aus Lehm. Nur in den schmalen Gebilden, die von ihrer Form her ein wenig an Kamine erinnern, entstanden durch die spezielle Bauweise die nötigen Temperaturen von über 1000 Grad, um das Eisenerz zum Schmelzen zu bringen. Heute ist von den Einwegöfen, auch Rennöfen genannt, nichts mehr zu sehen. Lediglich unscheinbare, sandige Erhöhungen, wie die auf welcher der Kreisarchäologe steht, weisen ab und an auf eine ehemalige Schmelzstelle hin.“An knapp 70 Orten in der Gegend habe man Hinweise auf solche Werkstätten gefunden. Daraus schließt er: „Tatsächlich waren es viel mehr. Vielleicht sogar Hunderte.“
Doch wer jetzt denkt, ein Spaziergang über die Felder von Osterberg mache reich, liegt falsch. Denn laut des Archäologen sind die grauen Klumpen vollkommen wertlos und nicht weiter verwertbar. Manch einer scheint aber dennoch Glück zu haben: Ambs erzählt von einem Schüler, der in den 1960er-Jahren beim Spielen auf einem Feld einen doppelpyramidischen Eisenbarren aus der Zeit der Kelten gefunden hat. „Der durfte den damals sogar behalten“, sagt er und wirkt ein bisschen neidisch.
Wofür das Eisen aus der Region verwendet wurde, ist nicht sicher belegt. Laut Ambs sei es aber sehr wahrscheinlich mit anderen Stämmen und Völkern gehandelt oder in Waffen und Werkzeuge verarbeitet worden. Der Warentransport lief wohl auf der Iller ab.
Ganz in der Nähe von Osterberg, in Oberroth hätten Archäologen sogar Hinweise gefunden, dass dort Stahl geschmiedet wurde. Den Historiker fasziniert das besonders. „Zur selben Zeit, als hier Stahl produziert wurde, bekam auch Alexander der Große am Indus Stahl von ähnlicher Qualität geschenkt“, sagt er. Es seien solche Verbindungen zwischen weit entfernten Zivilisationen, die ihn an der Geschichte so begeistern.
Er greift erneut zu seiner Hacke und schiebt die Erde wieder zurück an die aufgescharrte Stelle. Als Ambs über den moosigen Waldboden zurück zum Weg geht, lässt er den Blick über den Boden schweifen. „Ich frage mich, was hier sonst noch alles versteckt ist.“
In Bayern ist die Bildung noch etwas wert. Das hört man immer wieder und es ist auch gerechtfertigt. Doch wie lange noch? Bayern darf sich nicht auf seinem guten Ruf in Sachen Bildung ausruhen.
Bei dem Austausch in Senden brachten Lehrer Beispiele. Es kann nicht sein, dass Leiter an Grundschulen weniger Zeit für die Verwaltung bekommen als Verantwortliche an höheren Schulen – und dann auch noch weniger verdienen. Junge, motivierte Lehrer über Jahre hinweg mit Zeitverträgen abzuspeisen, ist ebenso untragbar. Sie haben keinen sicheren Job und damit keine planbare Zukunft. Der Freistaat hätte schon früher reagieren müssen, umso wichtiger ist es, jetzt zu handeln. Denn das geht nicht von heute auf morgen.
Es ist ein langer Prozess, bis die Schulen so ausgestattet sind – personell und materiell –, dass Lehrer in den veränderten Zeiten vernünftig mit den Schülern arbeiten können. Die Ausbildung der Kinder ist zu wichtig, um das zu vernachlässigen.