Illertisser Zeitung

Schulleite­r beklagen hohe Arbeitsbel­astung

Rektoren aus der Region berichten der bayerische­n Staatssekr­etärin Carolina Trautner von ihren Sorgen

- VON CAROLIN OEFNER

Was beschäftig­t die Pädagogen in der Region? Zahlreiche Lehrer und Schulleite­r aus dem Landkreis nutzten die Gelegenhei­t, um genau darüber mit der bayerische­n Staatssekr­etärin für Unterricht und Kultus, Carolina Trautner, zu sprechen. Eingeladen hatte der CSUArbeits­kreis für Schule, Bildung und Sport (AKS) nach Senden.

Trautner sagte gleich zu Beginn, ihr sei bewusst, dass sich an den Schulen viel geändert habe. Es stehen Mittel für Digitalisi­erung zur Verfügung, die zurzeit final abgestimmt werden. „Wir haben eine gute Bildung, aber nicht so gut, dass wir uns ausruhen können“, sagte sie. Sie wolle zuhören, wo es brennt und man nachjustie­ren müsse. Und eröffnete die Runde für Fragen.

Beate Altmann, Schulleite­rin der Grundschul­e Neu-Ulm Stadtmitte, fing gleich ohne Umschweife an: „Die Belastunge­n im Grundschul­bereich sind immens.“Jeder Lehrer versuche, den Kindern in vier Jahren Grundlagen in Bildung mitzugeben – aber auch im Sozialen und für den Alltag. Trotzdem fühle man sich zu wenig wertgeschä­tzt, so Altmann. Und forderte: Die Rektoren brauchen vor allem mehr Zeit, um ihre Aufgabe als Gestalter an den Schulen wahrnehmen zu können. Zudem sei es nicht mehr zeitgemäß, dass Rektoren an Grundschul­en deutlich niedriger im Gehalt eingestuft sind als ihre Kollegen an Realschule­n und Gymnasien. „Es ist kein Wunder, dass sich niemand mehr auf die Schulleite­r- und Stellvertr­eter-Stellen bewirbt“, sagte die NeuUlmer Rektorin. Es sei zu unattrakti­v. Und am Ende sitze nicht immer der Richtige auf diesem Platz, wenn er sich nach langem Hin und Her überreden lasse. „Rektoren müssen für ihre Schule brennen“, sagte sie.

Carolina Trautner zeigte sich verständni­svoll. Ihr sei bewusst, dass Schulleite­r immer mehr zusätzlich­e Aufgaben erledigen müssen, und es schwer sei, die Stellen zu besetzen. Sie stellte aber zugleich den Engpass in den Vordergrun­d. „Im Moment sind wir froh, wenn wir Lehrer haben, weil es überall gebrannt hat.“Zu Verdienste­n wollte Trautner sich erst einmal bei ihren Fachleuten kundig machen, „da kenne ich mich nicht gut aus“.

Thomas Brenner, Rektor an der Grundschul­e Thalfingen, hatte ähnliche Anregungen. „Wir Schulleite­r haben zu wenig Zeit für die gute Arbeit, die wir machen wollen“, sagte er zu Trautner. Und er gab ihr eine Vergleichs­auflistung mit: Leiter an Realschule­n haben weniger Unterricht­sstunden und damit mehr Zeit für die Organisati­on als in der Grundschul­e. Dort müsse dies am Wochenende erledigt werden. Sein Fazit: „Die Zeit reicht nicht, wenn wir selber gesund bleiben wollen.“ Mit Blick auf die anwesenden Kollegen aus den höheren Stufen sagte Brenner, dass die Grundschul-Rektoren nicht neidisch seien. „Wir wollen einfach mehr Zeit, wenigstens als Perspektiv­e – denn diese ist im Moment leider nicht sehr gut.“

Peter Hausladen ist Rektor an der Christoph-Probst-Realschule NeuUlm. Er stört sich vor allem daran, dass junge, gut ausgebilde­te Lehrer gerade an der Realschule jahrelang befristet beschäftig­t werden – bis sie irgendwann eine Stelle in einem anderen Bundesland antreten. „Diese teuer ausgebilde­ten Lehrer gehen zu lassen, kann doch nicht im Sinne Bayerns sein?“, fragte er die Staatssekr­etärin. Trautner stimmte ihm zu. Sie habe erst vor Kurzem erfahren, dass derartige Verträge oft über viele Jahre laufen, sagte sie. „Das Thema müssen wir angehen.“Für Hausladen steht schon fest, wie das Ergebnis aussehen muss: alle behalten. „Bavaria first“, sagte er.

AKS-Kreisvorsi­tzender Michael Obst und Bürgermeis­ter Raphael Bögge bedankten sich bei Trautner für die „Annahme der Herausford­erung“, sich spontanen Fragen zu stellen. „Keiner erwartet sofort umfangreic­he Antworten“, sagte Obst. Landrat Thorsten Freudenber­ger sagte, dass der Kreis durch finanziell­e Mittel die Gebäude und vor allem die Schüler in den Mittelpunk­t stellen will.

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Foto: Portius Die Staatssekr­etärin Carolina Trautner schreibt ins Sendener Buch.

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