Ein Abschluss mit gemischten Gefühlen
In Zusammenarbeit mit der Musikschule Dreiklang hat Konzertpianist Wolfgang Weller acht Klavier-Recitals auf die Bühne gebracht. Die Zahl der Zuschauer hielt sich in Grenzen
Es war ein Experiment. Darüber sind sich Pianist Wolfgang Weller und Christoph Erb, Leiter der Musikschule Dreiklang, einig. Mit acht Piano-Recitals von jeweils vier Stunden Dauer sprach Weller Menschen an, „die kulturell gern in die Tiefe gehen“, wie er sagt. Dass sich die Zahl der Zuhörer dabei in Grenzen hielt, damit habe er gerechnet. Dafür hatte er ein kleines, aber sachkundiges Publikum, das das ausführliche Eintauchen in die Geschichte der Klaviermusik schätzte. Jetzt ist mit dem achten Konzert im kleinen Saal des Wolfgang-Eychmüller-Hauses der Zyklus zu Ende gegangen, der im November vergangenen Jahres begonnen hatte. Einbezogen waren die Städte und Gemeinden Vöhringen, Bellenberg, Weißenhorn, Senden und Illertissen.
In einer den Kulturbegriff inflationär gebrauchenden Gesellschaft sei ein solches gleichsam enzyklopädisches Unternehmen dringend erforderlich, sagt Weller. „Es gilt, den Menschen wieder ins kulturelle Gedächtnis zu rufen, was Klaviermusik, besonders im Zusammenhang mit welt- und kulturgeschichtlichen Abläufen ist. Damit wird auch dem Kulturbegriff seine eigentliche Bedeutung und Würde zurückgegeben.“Recitals, übrigens eine Schöpfung von Franz Liszt (1811 – 1886), galten früher in höfischen Kreisen als kulturelle, anspruchsvolle Abendunterhaltung, was ihnen etwas Elitäres verlieh.
Weller widmete sich in acht Aufführungen verschiedenen Epochen und Komponisten. Auf dem Programm standen etwa Stücke aus Spätmittelalter, Rokoko oder Wiener Klassik. In seinem letzten Recital überzeugte Weller unter anderem mit Reger, dessen Hingabe zur Orgelmusik deutlich hörbar war. Außerdem spielte er eine Eigenkomposition unter dem Titel „EIRHNH“(in griechischen Buchstaben). Es ist ein eigenwilliges Werk, dem Weller den Morse-Code in Rhythmus verwandelt unterlegt, der unterschwellig die Komposition durchzieht. Darüber legt der Komponist als Melodie aus altgriechischen Modi geformt eine Friedenshymne.
Kritisch steht Weller „der Hochkultur“in Deutschland gegenüber, die er „in zunehmendem Gefälle“ sieht. Weltweit bestehe an Hochkultur großes Interesse, sagt er. In Deutschland nehme die Banalisierung zu. Das liege auch an den Schulen, „die Wissen vermitteln, aber keine Bildung“. In diesem Zusammenhang fragt er: „Wo waren denn Vertreter von Schülern, Studenten oder auch Lehrern bei diesen Veranstaltungen?“Die Zuhörer, die keinen Eintritt bezahlen mussten, kamen vor allem aus Vöhringens Umfeld, etwa aus Ulm oder Memmingen. „Die wenigsten Zuhörer kamen aus den Städten und Kommunen, die der Musikschule angehören.“Das wiederum habe er als erstaunlich empfunden. Ihm sei klar gewesen, dass es nicht einfach ist, Menschen zu einem vierstündigen Konzert (mit Pause) zu bewegen. Aber Klavier-Recitals dauerten nun einmal so lange. Durch die Trennung in zwei Teile wäre es laut Weller zudem durchaus möglich gewesen, sich die ersten zwei Stunden an Klaviermusik zu erfreuen oder eben erst den zweiten Teil zu besuchen. Weller räumt ein, „dass diese Stunden durchaus anstrengend sind“.
Christoph Erb von der Musikschule sagt: „Wir können nur der Stadt für ihre Unterstützung danken. Es wäre sicher etwas schöner gewesen, öfter eine größere Resonanz zu finden.“Für Erb ist das Recital, für das Weller 740 Vorbereitungsstunden brauchte, ein Lebenswerk. Der Pianist selbst bestätigt das und schätzt sich glücklich, dass dieses im Rahmen der Musikschule Dreiklang aufgeführt wurde.