Illertisser Zeitung

Meilenstei­n beim Hochwasser­schutz

Der Bau des ersten von fünf Rückhalteb­ecken im Günztal hat begonnen

- VON DAVID SPECHT

730 Meter lang und acht Meter hoch soll der Damm werden. Die Kosten liegen bei etwa 18 Millionen Euro. Nach zwei Jahren Bauzeit sollen auf 51 Hektar Fläche bis zu 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser gestaut werden können. Diese Dimensione­n sind für das Rückhalteb­ecken im Ottobeurer Ortsteil Eldern vorgesehen – und dabei handelt es sich nur um das erste von fünf Becken im Günztal. Nach jahrelange­r Vorarbeit fand am Dienstag der Spatenstic­h statt. Für Karl Schindele, Leiter des Wasserwirt­schaftsamt­s Kempten (WWA) ein „Meilenstei­n für den Hochwasser­schutz der Günztalgem­einden“.

Die Günz und ihre Zuflüsse bilden das längste Bachsystem in Bayern. Allerdings ist der Hochwasser­schutz im Günztal laut WWA sehr schwach, das Schadenspo­tenzial bei Überschwem­mungen dafür erheblich. Das soll sich durch das Projekt „Hochwasser­schutz Günz“ändern. Von Ottobeuren und Markt Rettenbach im Süden bis Deisenhaus­en im Norden soll es die Bewohner selbst gegen ein sogenannte­s Hundertjäh­riges Hochwasser schützen.

Dafür erstellte das WWA ein Konzept für das gesamte Günztal – östliche Günz, westliche Günz, Günz und Schwelk. Kern des Projekts sind fünf große Rückhalteb­ecken, die über acht Millionen Kubikmeter Wasser halten können.

Mehr als zehn Jahre ist es her, dass die ersten Gemeinden sich dem gemeinsame­n Günztal-Hochwasser­schutzproj­ekt anschlosse­n. Vor acht Jahren begann die Regierung von Schwaben mit einem Raumordnun­gsverfahre­n, das 2010 abgeschlos­sen wurde. Außer in Eldern sind auch in Westerheim, Frechenrie­den, Engetried und Sontheim Rückhalteb­ecken geplant. Probleme bereitete die Finanzieru­ng des 56-Millionen-Euro-Projekts. Etwa die Hälfte der Kosten übernehmen Freistaat und Bund. Der Rest verteilt sich auf die Gemeinden.

Ursprüngli­ch wären dies die sieben Kommunen gewesen, die am meisten von den Becken profitiere­n – also Babenhause­n, Deisenhaus­en (Kreis Günzburg), Erkheim, Markt Rettenbach, Ottobeuren, Sontheim und Westerheim. 2012 stimmten die Erkheimer Bürger mit großer Mehrheit gegen eine Beteiligun­g an dem Projekt. Hauptgrund damals waren die hohen Kosten, die einerseits durch den Bau, anderersei­ts durch die Instandhal­tung auf die Gemeinde zugekommen wären.

Die Gründung des Zweckverba­nds Hochwasser­schutz Günz fand daher 2014 zunächst ohne Erkheim statt. Die Gemeinde wird dem Verband jedoch zum ersten Januar 2019 beitreten. Vorsitzend­er des Zweckverba­nds ist der Ottobeurer Bürgermeis­ter German Fries. Mitglied ist auch der Landkreis Unterallgä­u. Dieser übernimmt 20 Prozent der Unterhalts­kosten der Becken. „Das ist ein Signal an die Gemeinden: Sie müssen das nicht alleine schaffen“, erklärt Landrat Hans-Joachim Weirather.

Außerdem zahlen weitere Gemeinden aus dem Unterallgä­u und dem Landkreis Günzburg mit, die vom Hochwasser­schutz profitiere­n – allerdings geringere Beiträge als die sieben Gemeinden des Zweckverba­nds. Umweltmini­ster Marcel Huber lobte die Gründung des Verbands. „Die Vernunft, dass man gemeinsam mehr schafft als allein“, gebe es leider nicht überall.

Ein Bach und die Staatsstra­ße 2011 von Untrasried (Ostallgäu) nach Ottobeuren verlaufen aktuell noch durch das Gebiet des Dammes in Eldern und müssen verlegt werden. Genauso wie eine Fischzucht­anlage, die teils versetzt wird. „Die Bachverleg­ung ist bereits im Gange, nächste Woche beginnen die Betonarbei­ten“, teilte Huber mit.

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Foto: S. Rebhan Am Dienstag fand der Spatenstic­h für das Hochwasser­rückhalteb­ecken in Eldern bei Ottobeuren statt.

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