Meilenstein beim Hochwasserschutz
Der Bau des ersten von fünf Rückhaltebecken im Günztal hat begonnen
730 Meter lang und acht Meter hoch soll der Damm werden. Die Kosten liegen bei etwa 18 Millionen Euro. Nach zwei Jahren Bauzeit sollen auf 51 Hektar Fläche bis zu 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser gestaut werden können. Diese Dimensionen sind für das Rückhaltebecken im Ottobeurer Ortsteil Eldern vorgesehen – und dabei handelt es sich nur um das erste von fünf Becken im Günztal. Nach jahrelanger Vorarbeit fand am Dienstag der Spatenstich statt. Für Karl Schindele, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Kempten (WWA) ein „Meilenstein für den Hochwasserschutz der Günztalgemeinden“.
Die Günz und ihre Zuflüsse bilden das längste Bachsystem in Bayern. Allerdings ist der Hochwasserschutz im Günztal laut WWA sehr schwach, das Schadenspotenzial bei Überschwemmungen dafür erheblich. Das soll sich durch das Projekt „Hochwasserschutz Günz“ändern. Von Ottobeuren und Markt Rettenbach im Süden bis Deisenhausen im Norden soll es die Bewohner selbst gegen ein sogenanntes Hundertjähriges Hochwasser schützen.
Dafür erstellte das WWA ein Konzept für das gesamte Günztal – östliche Günz, westliche Günz, Günz und Schwelk. Kern des Projekts sind fünf große Rückhaltebecken, die über acht Millionen Kubikmeter Wasser halten können.
Mehr als zehn Jahre ist es her, dass die ersten Gemeinden sich dem gemeinsamen Günztal-Hochwasserschutzprojekt anschlossen. Vor acht Jahren begann die Regierung von Schwaben mit einem Raumordnungsverfahren, das 2010 abgeschlossen wurde. Außer in Eldern sind auch in Westerheim, Frechenrieden, Engetried und Sontheim Rückhaltebecken geplant. Probleme bereitete die Finanzierung des 56-Millionen-Euro-Projekts. Etwa die Hälfte der Kosten übernehmen Freistaat und Bund. Der Rest verteilt sich auf die Gemeinden.
Ursprünglich wären dies die sieben Kommunen gewesen, die am meisten von den Becken profitieren – also Babenhausen, Deisenhausen (Kreis Günzburg), Erkheim, Markt Rettenbach, Ottobeuren, Sontheim und Westerheim. 2012 stimmten die Erkheimer Bürger mit großer Mehrheit gegen eine Beteiligung an dem Projekt. Hauptgrund damals waren die hohen Kosten, die einerseits durch den Bau, andererseits durch die Instandhaltung auf die Gemeinde zugekommen wären.
Die Gründung des Zweckverbands Hochwasserschutz Günz fand daher 2014 zunächst ohne Erkheim statt. Die Gemeinde wird dem Verband jedoch zum ersten Januar 2019 beitreten. Vorsitzender des Zweckverbands ist der Ottobeurer Bürgermeister German Fries. Mitglied ist auch der Landkreis Unterallgäu. Dieser übernimmt 20 Prozent der Unterhaltskosten der Becken. „Das ist ein Signal an die Gemeinden: Sie müssen das nicht alleine schaffen“, erklärt Landrat Hans-Joachim Weirather.
Außerdem zahlen weitere Gemeinden aus dem Unterallgäu und dem Landkreis Günzburg mit, die vom Hochwasserschutz profitieren – allerdings geringere Beiträge als die sieben Gemeinden des Zweckverbands. Umweltminister Marcel Huber lobte die Gründung des Verbands. „Die Vernunft, dass man gemeinsam mehr schafft als allein“, gebe es leider nicht überall.
Ein Bach und die Staatsstraße 2011 von Untrasried (Ostallgäu) nach Ottobeuren verlaufen aktuell noch durch das Gebiet des Dammes in Eldern und müssen verlegt werden. Genauso wie eine Fischzuchtanlage, die teils versetzt wird. „Die Bachverlegung ist bereits im Gange, nächste Woche beginnen die Betonarbeiten“, teilte Huber mit.