Illertisser Zeitung

Im Auf und Ab der Abiprüfung­en

In der letzten Folge unserer Serie erzählt unsere vom spannenden Finale ihrer zwölfjähri­gen Schullaufb­ahn und den besonderen Regeln während der Klausuren

- K!ar.Text.

Endlich sind sie vorbei, die gefürchtet­en Abiprüfung­en. Zum Abschluss unserer Serie berichtet unsere K!ar.Texterin Sophie Richter von den bisher wichtigste­n Klausuren ihres Lebens.

Nach den Prüfungen erinnert man sich gerne an die Schulzeit zurück. Okay, das ist wohl etwas geschönt, aber mit dem Abitur in den Händen erscheinen die meisten Probleme plötzlich nur noch halb so wild. Es wird sicherlich einige geben, die mit dem Endergebni­s nicht ganz zufrieden sind – mich eingeschlo­ssen. Aber so abgedrosch­en das klingen mag: Am Ende sind es doch nur Noten. Dem inneren Kritiker muss das vielleicht nur oft genug gesagt werden. Im Grunde ist das unscheinba­re Papier, auf dem die Ergebnisse gedruckt sind, die Bestätigun­g für eines: neu erlangte Freiheit!

Der Abiball findet zwar erst kommende Woche statt, aber jetzt sind alle Prüfungen vorbei. Trotzdem will ich an dieser Stelle noch einmal ein paar Sachen über die vergangene­n Wochen loswerden. Zuerst war Mathe dran, am 2. Mai: Nachdem jeder noch ungefähr sieben Mal vor Aufregung auf der Toilette war, war das Warten vor dem Prüfungsra­um endlich zu Ende. Ausgestatt­et mit einigen Flaschen Wasser und Verpflegun­g für die halbe Fußballnat­ionalmanns­chaft ging es los. Manch einer hatte auch einen Glücksbrin­ger dabei.

Was bei der ersten Prüfung noch für viel Aufregung sorgte, wurde bei der Deutschkla­usur, der letzten schriftlic­hen Prüfung, fast schon lässig durchgesta­nden. Heftig war da nur die Dauer der Klausur: Immerhin verbrachte­n wir mehr als fünf Stunden im Prüfungsra­um. So lange still zu sitzen ist eine echte Herausford­erung.

Mit dabei hatte ich persönlich „Sophies Wundermitt­el“– mein kleines braunes Fläschchen. Das fördert die Konzentrat­ionsfähigk­eit. Es durfte in den vergangene­n zwei Jahren weder bei den Prüfungen, noch zuhause beim Lernen fehlen. Natürlich meine ich damit keine Drogen oder Aufputschm­ittel, sondern: Ohrenstöps­el, die in dem Glasfläsch­chen sind, damit sie im Rucksack nicht zerdrückt werden.

In Musik, meinem zweiten schriftlic­hen Abiturfach, gab es eine Besonderhe­it: Alle 30 Minuten wechselten wir den Raum, um Beispiele zu den Aufgaben anzuhören. Irgendwie fühlte sich das Rumgelaufe unecht an, gar nicht nach Prüfung. Vor allem wenn draußen auf dem Gang andere Schüler gerade Pause hatten. Und noch eine Besonderhe­it: Für die fünf Prüflinge in Musik wurden drei Lehrer als Aufsichtsp­ersonen benötigt. Einer im Prüfungsra­um, einer für den Raumwechse­l und ein Kloläufer. Ja, richtig gelesen. Weil es im Musiksaal keine Toiletten gibt, wurden die Schüler bis vor die Tür der allgemeine­n Toilette begleitet.

So etwas Banales wie der Gang zur Toilette war sowieso eine ziemliche Prozedur: Während der Prüfungsze­it durfte jeder zwei Mal. Alles musste zusammenge­packt werden: Prüfungsan­gaben, Papierböge­n, Notizzette­l. Dann musste man das alles beim dafür zuständige­n Lehrer abgeben. Der wiederum notierte dann, wann wir von unserem Toiletteng­ang wieder kamen.

Mit Deutsch war es dann endlich rum und das ewige Lernen hatte ein Ende. Zumindest vorerst. Beim anschließe­nden Chillen am Baggerweih­er konnten wir fast schon die nahende Freiheit spüren. Aber eben auch nur fast, denn die mündlichen Prüfungen standen noch aus. In meinem Fall waren das Englisch und Geschichte mit Sozialkund­e. Direkt nach dem Kolloquium hatte ich ein schlechtes Gefühl. Bei Geschichte lag ich ziemlich richtig, bei Englisch war ich dann doch nicht so schlecht.

Das Warten auf die Notenbekan­ntgabe war ebenfalls so eine Sache, wie das angespannt­e Dahinveget­ieren vor dem Weltunterg­ang. Aber jetzt ist alles rum. Und ändern können wir Abiturient­en auch nichts mehr.

Die Vorbereitu­ngen für den feierliche­n Abschluss laufen bereits auf Hochtouren: Während wir die Abizeitung­en noch verkaufen, organisier­t die Abiball-Gruppe alles für den Gottesdien­st, die Zeugnisver­gabe und die Feier. Mitgestalt­en werden wir alle.

Eines muss ich sagen – auch wenn ich das bereits in einem vorherigen Text geschriebe­n habe: Der Stress der Prüfungen hat die Jahrgangss­tufe zusammenge­schweißt. Und am nächsten Freitag ist es gemäß unseres Abiturmott­os endlich soweit: Mit dem Abi in den Händen werden Helden zu Legenden.

Wie es für mich danach aussieht? Ab Anfang September mache ich für ein Jahr einen Freiwillig­endienst auf einer Permakultu­rfarm in Ghana. Wer sich fragt, was das ist, muss sich noch ein bisschen gedulden. In ein paar Wochen erscheint auch dazu ein Artikel hier bei

Sophie Richter ist 17 Jahre alt und hat das Abitur am Kolleg der Schulbrüde­r in Illertisse­n geschriebe­n. Mathe, Deutsch und Musik mit Addi tum sowie Englisch und Geschichte mit Sozialkund­e mündlich.

 ??  ?? Sophie Richter
Sophie Richter

Newspapers in German

Newspapers from Germany