Klasse statt Masse
Bei Bewerbungen darauf achten, dass Job Anforderungen und eigene Wünsche zusammenpassen
Wer einen Job sucht, sollte nach Angeboten schauen, die wirklich zu ihm passen. Man sollte also bei den Bewerbungen mehr auf Klasse statt auf Masse setzen, rät Karriereberaterin Simone Cardoso de Oliveira in der Zeitschrift „Unicum Beruf“(Ausgabe 4/2018). Deshalb sollten Bewerber Um 17 Uhr Feierabend? An vielen Arbeitsplätzen ist das nur Wunschdenken. Obwohl immer mehr Unternehmen eine gute Work-Life-Balance versprechen, gehören Überstunden für viele Mitarbeiter immer noch zum Arbeitsalltag. Das Pensum der geleisteten Überstunden in Deutschland ist in den vergangenen Jahren stabil geblieben: „Wenn man sich die Gesamtheit von bezahlten Überstunden, unbezahlten Überstunden und Überstunden, die mit Freizeit abgegolten werden, ansieht, dann blieb die Zahl seit der Wiedervereinigung weitgehend konstant“, sagt Prof. Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Allerdings gab es eine Verschiebung innerhalb der geleisteten Überstunden: Solche, auf Details in der Stellenausschreibung achten, die abseits der fachlichen Anforderungen verraten, wie der Job konkret aussieht. Fehlen solche Angaben, ist Nachfragen beim Arbeitgeber erwünscht – so zeigt ein Bewerber Interesse. Mögliche Fragen sind etwa: Wo arbeite die bezahlt werden, haben sich halbiert – dafür gibt es doppelt so viele Überstunden, die abgefeiert werden können. Ein Trend geht also zu Arbeitszeitkonten – doch es gibt auch viele Mitarbeiter, deren geleistete Stunden überhaupt nicht erfasst werden. Je nach Unternehmen und Position sind Überstunden mit dem Gehalt abgegolten – Klauseln im Arbeitsvertrag regeln das – scheinbar. Denn nicht immer sind sie erlaubt: „Klauseln eines vom Arbeitgeber vorformulierten Arbeitsvertrags können ähnlich wie Allgemeine Geschäftsbedingungen unzulässig sein“, sagt Jürgen Markowski, Fachanwalt für Arbeitsrecht. „Bei der pauschalen Abgeltung von Überstunden ist die Regelung intransparent und somit unzulässig“, so Markowski. In der Theorie kann ein Mitarbeiter den Arbeitgeber hier auffordern, Überstunden trotzdem ich hauptsächlich – am Schreibtisch, im Labor, in der Werkstatt, im Außendienst? Mit wem arbeite ich zusammen – im Team oder allein, mit regelmäßigen Kundenkontakten oder Reisen? Wie arbeite ich – eigenverantwortlich, mit Gestaltungsspielraum oder nur auf Anweisungen? zu bezahlen – wenn er seine Forderung belegen kann: „Ein Arbeitnehmer trägt die Darlegungsund Beweislast und muss deshalb belegen können, dass er die Überstunden entweder nach Anordnung geleistet – oder dass sie nötig waren, der Arbeitgeber davon wusste und es gebilligt hat.“
Zusätzliche Arbeit sollte entsprechend bezahlt werden
Wie erfolgreich dieses Nachhalten ist, hängt von der eigenen Position ab: Kann ein Arbeitnehmer in seinem Job erwarten, dass Überstunden gesondert bezahlt werden? „Bei Führungskräften oder Mitarbeitern mit sehr freier Zeitgestaltung und sehr hohem Gehalt ist das meistens nicht der Fall“, sagt Markowski. „Aber ein ganz normaler Mitarbeiter erwartet selbstverständlich, dass zusätzliche Arbeit entsprechend bezahlt wird.“Oft fehlt nur der Mut, für das ExtraGeld Sind diese Fragen geklärt, sollten Bewerber das Tätigkeitsprofil mit ihren eigenen Vorstellungen und Begabungen abgleichen. Wer sich unsicher ist, was er will, kann auch Freunde, ehemalige Mitstudierende, Kollegen oder die Familie fragen: Wann war ich in meinem Element? zu kämpfen: vor allem, wenn Überstunden Teil der Unternehmenskultur sind. „Viele Mitarbeiter haben das Gefühl, von ihnen werden viele Überstunden erwartet – auch wenn das nicht immer so offen kommuniziert wird“, sagt die Kommunikationspsychologin Steffi Jacobeit. Ihrer Einschätzung nach ist vor allem die mittlere und niedrige Führungskräfteebene betroffen. Aber auch normale Angestellte fühlen sich oft zu Überstunden verpflichtet. Wenn zum Beispiel einmal im Jahr eine große Messe ansteht, dann wissen Arbeitnehmer allerdings vorher von einem erhöhten Stresslevel und können sich darauf einstellen, sagt Jacobeit. „Wichtig ist es, den Rahmen einer solchen Phase mit dem Arbeitgeber klar abzustecken und zu fragen: Wann kann ich auch mal Pause machen und mich davon erholen?“ Wann bin ich zu Höchstleistungen aufgelaufen? Idealerweise passen die JobAnforderungen und die eigenen Wünsche in den meisten Punkten zusammen. Denn sonst macht der neue Job den Bewerber auf Dauer unglücklich – und die Suche beginnt von vorne.