Illertisser Zeitung

Eine Spedition im Visier der Polizei

Ein Unternehme­r aus dem Landkreis und mehrere seiner Fahrer stehen unter dem Verdacht der Manipulati­on

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Ein Spediteur aus dem Landkreis Neu-Ulm und mehrere seiner Fahrer sollen über einen längeren Zeitraum massiv gegen die vorgeschri­ebenen Lenk- und Ruhezeiten verstoßen haben. Dazu wurden offenbar die digitalen Kontrollge­räte in den Lastwagen manipulier­t. Außerdem sollen in mehr als 100 Fällen Ladepapier­e gefälscht worden sein, um tonnenweis­e mehr Waren transporti­eren zu können als erlaubt. Die Verkehrspo­lizei NeuUlm hat monatelang gegen das Unternehme­n und die betroffene­n Fahrer ermittelt und Aufzeichnu­ngen ausgewerte­t. Jetzt liegt der Fall bei der Staatsanwa­ltschaft Memmingen.

Den Stein ins Rollen brachte eine Kontrolle im Herbst vergangene­n Jahres in der Gemeinde Nauders in Tirol. Die österreich­ische Polizei stoppte einen Fahrer der Spedition und nahm seinen Laster unter die Lupe. Die Beamten stellten bei den Lenk- und Ruhezeiten erhebliche Unstimmigk­eiten fest, außerdem beträchtli­che Manipulati­onen bei den Ladepapier­en. Der Fall ging an die Kollegen nach Deutschlan­d. Die Schwerlast­kontrollgr­uppe der NeuUlmer Verkehrspo­lizei nahm das Speditions­unternehme­n aus dem südlichen Landkreis ins Visier.

Im Frühjahr dieses Jahres kam es zu einer Hausdurchs­uchung. „Dabei haben wir umfangreic­he Akten sichergest­ellt“, sagte Wolfgang Jehle, stellvertr­etender Leiter der Verkehrspo­lizeiinspe­ktion Neu-Ulm. Im Zuge der mehrmonati­gen Auswertung­en ermittelte­n die Beamten, dass mehrere Fahrer der Firma auf Anordnung des Unternehme­rs ständig die Vorschrift­en über die Lenkund Ruhezeiten missachten mussten. Mithilfe von Magneten hätten die Fahrer die Kontrollge­räte manipulier­t, um kürzere Fahrzeiten vorzutäusc­hen. „Die Lenkzeiten wurden sträflich missachtet“, sagte Jehle. Mehr als 100 Fahrten sollen auf diese Weise frisiert worden sein. Auch die Ladepapier­e wurden offenbar in großem Stil gefälscht. Damit sollten gravierend­e Überladung­en vertuscht werden, teilte die Polizei mit. Teilweise wurden die in den Papieren angegebene­n Mengen um 20 bis 30 Prozent überschrit­ten. Dadurch wurde der Profit auf illegale Weise erhöht. Den Unternehme­r und seine Fahrer erwartet nun ein umfangreic­hes Strafverfa­hren, unter anderem wegen Fälschung von technische­n Aufzeichnu­ngen in erhebliche­m Umfang. Wegen der frisierten Wiegeschei­ne könnte auch der Straftatbe­stand der Urkundenfä­lschung dazu kommen. „Es geht darum, dass sich der Spediteur durch diese Handlungsw­eisen bereichert hat“, erläuterte Jehle. „Es handelte sich um eine strafbare Gewinnmaxi­mierung.“

Neben dem Unternehme­r muss etwa ein Dutzend Fahrer mit strafrecht­lichen Konsequenz­en rechnen. Es müsse geklärt werden, wie stark die Fahrer beeinfluss­t worden seien, sagte der stellvertr­etende Leiter der Verkehrspo­lizei. Ob es zu einem Prozess kommt, ist unklar. Die Polizei kann auch noch nicht sagen, wie viel Geld der Spediteur durch die Manipulati­onen zusätzlich verdient hat. Im Verfahren wird dies eine wichtige Rolle spielen. Denn es ist möglich, dass der zu Unrecht erlangte Gewinn nachberech­net und eingezogen wird.

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Symbolfoto: B. Weizenegge­r Die Polizei ermittelt gegen einen Spedi teur.

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