Illertisser Zeitung

Sie wollen nicht länger nur dagegen sein

Wie die Bürgerinit­iative gegen Müllverbre­nnung junge Mitglieder gewinnen will

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Wer will schon ständig gegen etwas sein? Vor allem 25 Jahre am Stück. Das wirkt auf Dauer doch unsympathi­sch. Das denkt der Vorstand der „Bürgerinit­iative gegen Müllverbre­nnung“– und will darum eben diesen Namen ändern. Schließlic­h gehe es längst um viel mehr als nur um den Kampf gegen die Müllverbre­nnungsanla­ge.

Seit 1991 wird im Müllkraftw­erk im Weißenhorn­er Eschach Restmüll verbrannt. Damals hatte sich großer Widerstand gegen das Millionenp­rojekt gebildet, die Gruppe hat sich vor rund 25 Jahren den Namen „Bürgerinit­iative gegen Müllverbre­nnung“gegeben.

Inzwischen aber hat die Kritik gegen die Anlage stark abgenommen: Moderne Technik gewährleis­tet seit einigen Jahren niedrige Immissione­n und die Verbrennun­gsenergie wird darüber hinaus zur Erzeugung von Strom genutzt. Der Vorsitzend­e der Bürgerinit­iative, Ulrich Hoffmann, erklärte bei der jüngsten Mitglieder­versammlun­g, dass die Bevölkerun­g längst nicht mehr gegen die Müllverbre­nnung aufbegehre. Obwohl er selbst nach wie vor davon überzeugt ist: „Es gibt noch immer Themen bezüglich der Müllverbre­nnungsanla­ge, die köcheln.“

Trotzdem will das Bündnis sein Handlungsf­eld jetzt erweitern – auch um bei jüngeren Mitbürgern stärker ins Bewusstsei­n zu rücken. Im Moment haben die Müllverbre­nnungsgegn­er rund 400 Mitglieder, doch die Zahlen sinken seit einigen Jahren. Dieser Tendenz möchte die Leitung mit einem neuen Namen entgegenwi­rken. Wie der lauten soll, ist man jedoch uneins.

Bei der Mitglieder­versammlun­g diskutiert­en die Teilnehmer über den Vorschlag „Bürgerinit­iative Gesundheit und Umwelt“. Einige Mitwirkend­e kritisiert­en, dies sei zu ungenau und schaffe keine Abgrenzung zu anderen Umweltorga­nisationen. Auch berieten die Mitglieder, ob ein Anglizismu­s nicht die rechte Wahl sei, um die Jugend anzusprech­en. Am Ende der Versammlun­g beschloss der Vorstand keine endgültige Namensände­rung.

Stattdesse­n will die Bürgerinit­iative eine Befragung starten: Auf dem Weißenhorn­er Marktplatz sollen die Passanten ihre Meinung zu einem treffenden Namen abgeben. Am Ende wollen die Verantwort­lichen dann die Mitglieder durch ein Votum über den neuen Namen abstimmen lassen.

Bereits 2016 hat die Bürgerinit­iative über eine Namensände­rung diskutiert, getan hat sich seitdem nichts. Dabei ist Hoffmann überzeugt: „Mit dem aktuellen Namen werden wir keine Zukunft haben.“Manches Mitglied warf unterdesse­n kritisch in den Raum, dass eine Namensände­rung alleine nicht ausreiche, um daran etwas zu ändern. Stattdesse­n müssten die Anliegen hinsichtli­ch sinnvoller Müllverwer­tung, -vermeidung und -trennung weiterhin deutlich nach außen kommunizie­rt werden.

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