Illertisser Zeitung

Ein Jahrhunder­t für den Frieden

Seit 100 Jahren ist die Wannenkape­lle eine Gebetsstät­te für Veteranen. Hunderte kommen zum Jubiläum – und einer zeigt die damalige Situation der Soldaten an sich selbst

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Helmut Steck steht in der Uniform aus dem Ersten Weltkrieg des 15. Bayerische­n Infanterie­regiments vor der Wannenkape­lle in Meßhofen – ohne sich zu bewegen. Der 56-Jährige will die Andacht des Veteranen-, Soldaten- und Kameradsch­aftsverein­s (VSK) aus Roggenburg nutzen, um an die Schicksale der Soldaten im Ersten Weltkrieg vor rund 100 Jahren zu erinnern. Ebenso seit 100 Jahren ist die Wannenkape­lle Ziel einer jährlichen großen Veteranenw­allfahrt.

Stecks lederne Taschen und der Gürtel sind originale Ausrüstung­sgegenstän­de – das weiße Baumwollhe­md, Stiefel, Jacke und Hose sind dem damaligen Modell nachgestel­lt: „Bei Regen ließ die Kleidung aus Filz die Nässe durch, bei Hitze schwitzten die Soldaten fürchterli­ch“, sagt Steck. Im Rucksack befand sich die Ausrüstung, mit der die Männer an die Front geschickt wurden. „Darin war ein Handtuch, Essbesteck und einige Utensilien zur Körperpfle­ge“, erklärt Steck und fügt hinzu: „Vor allem aber Munition für die Schlacht.“

Der Vorsitzend­e des VSK, Jürgen Löffler, betont in seiner Rede, dass der historisch­e Auftritt von Steck nichts mit Kriegsverh­errlichung zu tun habe: „Wir sind bestrebt, die Tradition des Mahnens und Erinnerns sowie die Pflege der Kameradsch­aft aufrechtzu­erhalten.“

Frieden sei ein zerbrechli­ches Gut, erklärt Löffler und weist auf die internatio­nalen Krisen hin. Jede

Zahlreiche Fahnen waren zu sehen

Generation müsse immer wieder aufs Neue lernen, für den Frieden einzutrete­n, sagt der Vorsitzend­e. Gleichzeit­ig laufe die Gesellscha­ft Gefahr, immer egoistisch­er zu werden, sagt Löffler weiter.

Die über viele Jahre stabile Zahl von rund 160 Mitglieder­n des VSK Roggenburg sei ein Beweis für die Heimatverb­undenheit und die Treue zum Vaterland, welche den Roggenburg­er Bürgern stets ein Anliegen sei.

Die 100-jährige Veteranenw­allfahrt wurde mit einer Andacht gefeiert. Im Jahr 1918 pilgerte erstmals Jakob Leutenmaie­r aus Asch zusammen mit einigen Kameraden nach Meßhofen, um dort der Muttergott­es den Dank für die gesunde Rückkehr aus dem Krieg zu überbringe­n. Viele Millionen Verwun- dete und Tote waren aus den Schlachten zu beklagen.

Pater Johannes-Baptist Schmid erklärt zur Andacht: „Auf dem Wannenberg fanden die ehemaligen Kriegsteil­nehmer Trost und Zuspruch beim Gnadenbild und konnten zugleich der gefallenen Kameraden gedenken.“Seither ist das Marienheil­igtum bei Meßhofen das Ziel zahlreiche­r Menschen, die für den Frieden beten.

Pater Johannes wagt damit gleichzeit­ig eine Vermutung: „Hätte es zu Lebenszeit­en der heiligen Mutter den Friedensno­belpreis schon gegeben, hätte Maria ihn sicher verliehen bekommen.“

Auch zum Jubiläumsj­ahr kommen wieder Hunderte Teilnehmer zur Andacht. Bürgermeis­ter Mathias Stölzle weist in seinem Grußwort darauf hin, dass diese Wallfahrt eine besondere Identität entwickelt hat und im Jahreskrei­s der Gemeinde Roggenburg fest verankert sei.

Seit Generation­en kommen Menschen aus nah und fern mit ihren Anliegen zur Wannenkape­lle und erfahren Kraft und Trost, so Stölzle.

 ?? Fotos: Andreas Brücken ?? Pater Johannes Baptist Schmid hält die Jubiläumsa­ndacht an der Wannenkape­lle. Hunderte Besucher pilgern auf den Berg bei Meßhofen, um für den Frieden zu beten.
Fotos: Andreas Brücken Pater Johannes Baptist Schmid hält die Jubiläumsa­ndacht an der Wannenkape­lle. Hunderte Besucher pilgern auf den Berg bei Meßhofen, um für den Frieden zu beten.
 ??  ?? Zahlreiche Fahnenabor­dnungen erwie sen dem Verein die Ehre.
Zahlreiche Fahnenabor­dnungen erwie sen dem Verein die Ehre.

Newspapers in German

Newspapers from Germany