Ein Jahrhundert für den Frieden
Seit 100 Jahren ist die Wannenkapelle eine Gebetsstätte für Veteranen. Hunderte kommen zum Jubiläum – und einer zeigt die damalige Situation der Soldaten an sich selbst
Helmut Steck steht in der Uniform aus dem Ersten Weltkrieg des 15. Bayerischen Infanterieregiments vor der Wannenkapelle in Meßhofen – ohne sich zu bewegen. Der 56-Jährige will die Andacht des Veteranen-, Soldaten- und Kameradschaftsvereins (VSK) aus Roggenburg nutzen, um an die Schicksale der Soldaten im Ersten Weltkrieg vor rund 100 Jahren zu erinnern. Ebenso seit 100 Jahren ist die Wannenkapelle Ziel einer jährlichen großen Veteranenwallfahrt.
Stecks lederne Taschen und der Gürtel sind originale Ausrüstungsgegenstände – das weiße Baumwollhemd, Stiefel, Jacke und Hose sind dem damaligen Modell nachgestellt: „Bei Regen ließ die Kleidung aus Filz die Nässe durch, bei Hitze schwitzten die Soldaten fürchterlich“, sagt Steck. Im Rucksack befand sich die Ausrüstung, mit der die Männer an die Front geschickt wurden. „Darin war ein Handtuch, Essbesteck und einige Utensilien zur Körperpflege“, erklärt Steck und fügt hinzu: „Vor allem aber Munition für die Schlacht.“
Der Vorsitzende des VSK, Jürgen Löffler, betont in seiner Rede, dass der historische Auftritt von Steck nichts mit Kriegsverherrlichung zu tun habe: „Wir sind bestrebt, die Tradition des Mahnens und Erinnerns sowie die Pflege der Kameradschaft aufrechtzuerhalten.“
Frieden sei ein zerbrechliches Gut, erklärt Löffler und weist auf die internationalen Krisen hin. Jede
Zahlreiche Fahnen waren zu sehen
Generation müsse immer wieder aufs Neue lernen, für den Frieden einzutreten, sagt der Vorsitzende. Gleichzeitig laufe die Gesellschaft Gefahr, immer egoistischer zu werden, sagt Löffler weiter.
Die über viele Jahre stabile Zahl von rund 160 Mitgliedern des VSK Roggenburg sei ein Beweis für die Heimatverbundenheit und die Treue zum Vaterland, welche den Roggenburger Bürgern stets ein Anliegen sei.
Die 100-jährige Veteranenwallfahrt wurde mit einer Andacht gefeiert. Im Jahr 1918 pilgerte erstmals Jakob Leutenmaier aus Asch zusammen mit einigen Kameraden nach Meßhofen, um dort der Muttergottes den Dank für die gesunde Rückkehr aus dem Krieg zu überbringen. Viele Millionen Verwun- dete und Tote waren aus den Schlachten zu beklagen.
Pater Johannes-Baptist Schmid erklärt zur Andacht: „Auf dem Wannenberg fanden die ehemaligen Kriegsteilnehmer Trost und Zuspruch beim Gnadenbild und konnten zugleich der gefallenen Kameraden gedenken.“Seither ist das Marienheiligtum bei Meßhofen das Ziel zahlreicher Menschen, die für den Frieden beten.
Pater Johannes wagt damit gleichzeitig eine Vermutung: „Hätte es zu Lebenszeiten der heiligen Mutter den Friedensnobelpreis schon gegeben, hätte Maria ihn sicher verliehen bekommen.“
Auch zum Jubiläumsjahr kommen wieder Hunderte Teilnehmer zur Andacht. Bürgermeister Mathias Stölzle weist in seinem Grußwort darauf hin, dass diese Wallfahrt eine besondere Identität entwickelt hat und im Jahreskreis der Gemeinde Roggenburg fest verankert sei.
Seit Generationen kommen Menschen aus nah und fern mit ihren Anliegen zur Wannenkapelle und erfahren Kraft und Trost, so Stölzle.