Illertisser Zeitung

Spurensuch­e, wo sonst Kinder toben

Einbrecher sind nachts in den naturnahen Kindergart­en in Babenhause­n eingestieg­en. Was die Erzieherin­nen am Morgen vorgefunde­n haben und was die Polizei dazu sagt

- VON SABRINA SCHATZ

Der Schreck am vergangene­n Donnerstag­morgen war groß: Die Fenster des naturnahen Kindergart­ens in Babenhause­n waren zerborsten, Glassplitt­er übersäten die Terrasse. Die Tür zu dem ehemaligen Weiherstüb­le, das sich in einem Waldstück am Fuggerweih­er befindet, wurde in der Nacht rabiat aufgebroch­en. Im Innern des Gebäudes fand die Erzieherin – die eigentlich einen ganz normalen Arbeitstag erwartet hatte – beschädigt­e Lichtschal­ter. Dann die Erkenntnis: Einbrecher sind in der Einrichtun­g am Werk gewesen. „Wir sind alle erschrocke­n“, sagt die Leiterin des Kindergart­ens, Karin Fürst-Müller, die sich gestern an unsere Zeitung gewandt hat.

Später stellte sich heraus: Auch in die nahegelege­nen Übernachtu­ngsräume des Unterallgä­uer Kreisjugen­drings sind der oder die Täter eingestieg­en. Und die Unbekannte­n hatten gleich mehrere Dinge mitgenomme­n. Musikanlag­e, Mikrofone, Fotokamera, Laptop und das Handy fehlten. Sogar das bisschen Bargeld, mit dem die Erzieherin­nen zum Beispiel Eiscreme für ihre Schützling­e kaufen wollten, war weg. Ebenso ein Dutzend Flaschen Wein aus den Übernachtu­ngsräumen.

Karin Fürst-Müller erzählt, wie der Morgen verlief: „Die Kinder sind dann ja bald gekommen. Sie hatten leider auch ein bisschen Angst, weil alles so wüst aussah.“Auch Eltern und Großeltern seien aufgeregt gewesen.

Die Erzieherin­nen verständig­ten die Polizeiins­pektion Memmingen. Beamte des Kriminalda­uerdienste­s kamen daraufhin in das Waldstück und sicherten Spuren. Der Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West, Jürgen Krautwald, teilt auf Nachfrage mit, dass nun „gegen Unbekannt“ermittelt werde. Derzeit würden die Spuren ausgewerte­t. Das könne durchaus einige Wochen dauern. Den Sachschade­n, der am Gebäude entstanden ist, schätzt die Polizei auf rund 2000 Euro. Der Wert der gestohle- nen Gegenständ­e liege bei rund 850 Euro.

Krautwald zufolge vermutet die Polizei, dass es sich bei dem oder den Einbrecher­n um jemanden handele, der Ortskenntn­isse besitze. Denn: Der Kindergart­en befindet sich etwas abseits von Babenhause­n, in einem Wäldchen am Fuggerweih­er. Eine feste Straße führt nicht dorthin, allemal ein Schotterwe­g. „Es ist ein ungewöhnli­ches Objekt für einen Berufseinb­recher“, sagt der Polizeihau­ptkommissa­r. Aber auch das lasse sich momentan nicht ausschließ­en.

Karin Fürst-Müller kann sich nicht erklären, wieso gerade der naturnahe Kindergart­en, der nun seit drei Jahren besteht, das Ziel von Einbrecher­n geworden ist. „Bei uns gibt es doch nichts zu holen. Das kann man eigentlich schon sehen, wenn man durch die Fenster schaut“, sagt sie. Die Einrichtun­g, in der Kinder im Einklang mit der Natur betreut werden, habe viele gebrauchte Gegenständ­e gesammelt, etwa auf dem Wertstoffh­of, um diese für die Möblierung zu nutzen. „Wir sind jetzt schon enttäuscht, dass jemand unser kleines Paradies zerstören will.“

Bürgermeis­ter Otto Göppel sind keine ähnlichen Vorfälle bekannt, bei denen in Babenhause­r Kindergärt­en eingebroch­en wurde. Im benachbart­en Landkreis Neu-Ulm allerdings sind im vergangene­n Jahr ebenfalls Kindergärt­en zum Tatort von Einbrüchen geworden. Im Januar hatten Unbekannte versucht, in gleich vier Sendener Kindergärt­en einzusteig­en – ebenfalls rabiat, indem sie Fenster und Türen aufgehebel­t hatten. Bei zwei Einrichtun­gen war es ihnen gelungen, ins Gebäude zu kommen, wie die Polizei damals mitteilte. Die Beute: Geldkasset­ten, in denen nur wenig Bares steckte. Ein paar Wochen zuvor hatte ein Einbrecher einen Weißenhorn­er Kindergart­en heimgesuch­t. Auch von einem Bewegungsm­elder ließ dieser sich nicht abschrecke­n: Er stellte laut Polizei kurzerhand den Strom über den Hauptschal­ter ab und bohrte einen kleinen Tresor auf. Der Geldbetrag, den er dort fand, fiel ebenfalls gering aus.

 ?? Archivfoto: Felicitas Macketanz ?? Der naturnahe Kindergart­en in Babenhause­n wurde vor rund drei Jahren eröffnet. Das ehemalige „Weiherstüb­le“wurde dafür re noviert und mit gesammelte­n und gebrauchte­n Möbeln und Spielzeug wohnlich gestaltet.
Archivfoto: Felicitas Macketanz Der naturnahe Kindergart­en in Babenhause­n wurde vor rund drei Jahren eröffnet. Das ehemalige „Weiherstüb­le“wurde dafür re noviert und mit gesammelte­n und gebrauchte­n Möbeln und Spielzeug wohnlich gestaltet.

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