(Wieder )Entdeckungen von der Insel
Das Junge Vokalensemble Ulm präsentiert britische Komponisten von Thomas Tallis bis Benjamin Britten
Kennt man das Junge Vokalensemble gerade auch durch die engagierte Interpretation zeitgenössischer Vokalmusik, so hatte dieser Konzertabend einen starken und überzeugenden Fokus auf die Wurzeln englischer Vokalmusik gelegt und Thomas Tallis „If Ye Love Me“durfte in diesem Rahmen nicht fehlen: eine kurze, gleichwohl intensiv empfundene Weise nach einem Text aus dem Johannes-Evangelium. Virtuosität, ohne sie akzentuiert herauszustellen, prägte auch diese Umsetzung wie überhaupt den ganzen Abend, in dem auch Gustav Holst auftauchte – auftauchen muss, ist doch der „The Planets“-Komponist gleichfalls ein sehr veritabler Künstler des Vokalklangs gewesen. „There Was A Tree“ist schon durchzogen von Klangvorstellungen des Impressionismus und verlor trotz seiner Länge nichts vom intimzarten Tonfall.
Besonders beeindruckend bei diesem jungen Chor ist, wie er durchweg den Raum zu (er)füllen versteht, ob es nun höchst sanfte oder auch vorpreschende Klänge sind. Immer schaffen die Sängerinnen und Sänger fabelhafte Präsenz, gerade auch bei Brittens „Hymn To St. Cecilia“, wo der Chor in den bewusst kontrastierenden, mitunter das Atonale touchierenden Passagen mit größter Detailschärfe erklang. Dass zum Ausdruck auch ikonische Werke gehören, versteht sich: Edward Elgars „Lux Aeterna“, der Melodie des letzten Stückes der „Enigma Variationen“folgend, baut sich hymnisch zu prächtiger Klangentfaltung auf.
Mit dem „Nocturnal After John Dowland“für Solo-Gitarre setzte Lisa Duhm einen Stille und Kontemplation suchenden Ruhepunkt im Konzert, das mit James McMillans „Gallant Weaver“ein sehr sangliches, Tradition und Moderne harmonisch verschränkendes Werk an den Schluss setzte. Begeisterter Applaus für ein begeisterndes Konzert.