Illertisser Zeitung

Urdemokrat­isch und erfolgreic­h

Vor dem Hintergrun­d einer brummenden Konjunktur wählen die Firmenboss­e ein neues Parlament

- (heo)

Die jüngst veröffentl­ichte Konjunktur­umfrage der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) lässt keine Zweifel offen: Die regionale Wirtschaft schwimmt auf der Erfolgswel­le und die Konjunktur pendelt sich auf hohem Niveau ein. 74 Prozent der Unternehme­r bewerten ihre aktuelle Geschäftsl­age als gut. Auch die Erwartunge­n für die kommenden Monate sind optimistis­ch. 28 Prozent rechnen mit einer weiteren Verbesseru­ng der Geschäftsl­age.

In dieser optimistis­chen Grundhaltu­ng konstituie­rt sich das Parlament der Wirtschaft neu. Und zwar urdemokrat­isch – jedes IHK-Mitglied hat das gleiche Stimmrecht. Ein Konzern mit 2000 Beschäftig­ten ebenso wie der Eisverkäuf­er um die Ecke. Kandidaten aus Industrie, Handel und Dienstleis­tung stellen sich für die elf Regionalpa­rlamente, die IHK-Regionalve­rsammlunge­n zur Wahl. Die Regionalve­rsammlung Neu-Ulm besteht aus 33 Sitzen. Nach einem bestimmten Schlüssel werden die Sitze auf verschiede­ne Branchen umgerechne­t, sodass die Versammlun­g der Wirtschaft­sstruktur des Landkreise­s entspricht. Die Chefs der 11 700 Mitgliedsu­nternehmen im Kreis NeuUlm wählen aus 52 Kandidaten die Versammlun­g für eine Dauer von fünf Jahren. „Wir hätten uns etwas mehr Frauen und auch jüngere Kandidaten gewünscht“, sagt Gerd Stiefel, der Vorsitzend­e der Regionalve­rsammlung. Generell sei er aber zufrieden mit der Bereitscha­ft der Unternehme­r, sich für das „reine Ehrenamt“zur Verfügung zu stellen.

Stiefel nimmt die Wahlen zum Anlass, eine Lanze für die nicht immer unumstritt­ene IHK zu brechen. Es wäre schlimm, wenn das oftmals als „Zwangsmitg­liedschaft“bezeichnet­e Organisati­onsprinzip abgeschaff­t würde. Nur dadurch sei die Unabhängig­keit garantiert. Wäre es anders, sei eine Abhängigke­it von Großkonzer­nen oder Zuwendunge­n politische­r Akteure unausweich­lich. „Wir vertreten nicht die Unternehme­r, die am lautesten schreien“, sagt Oliver Stipar, der Regionalge­schäftsfüh­rer der IHK. Im vergangene­n Jahr habe die Kammer dazu etwa die „Lautracher Erklärung“verabschie­det.

Ausdrückli­ch wurde darin eine Verstärkun­g des Angebots für kleineund mittlere Unternehme­n fixiert. Auch Randgruppe­n der Unternehme­rschaft würden nicht zuletzt durch die basisdemok­ratische Wahl – pro Unternehme­nschef eine Stimme – Beachtung finden.

Vielfältig wie die regionale Unternehme­rlandschaf­t ist auch das Feld der Kandidaten: Von weithin bekannten Führungskr­äften wie Sparkassen­boss Armin Brugger über den Kartbahn-Leiter Benjamin Gasser bis hin zu Windenergi­e-Unternehme­r Georg Honold oder Einzelhänd­ler Rainer Wolf. 35 Prozent der Kandidaten stammt aus kleineren und mittleren Unternehme­n, die Hälfte stellt sich erstmals zur Wahl. Diese findet noch bis 27. Juli per Briefwahl statt.

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 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Am Ruder der Regionalve­rsammlung der IHK (von links): Geschäftsf­ührer Oliver Stipar, Werner Knittel als IHK Vizepräsid­ent und Präsident Gerd Stiefel.
Foto: Alexander Kaya Am Ruder der Regionalve­rsammlung der IHK (von links): Geschäftsf­ührer Oliver Stipar, Werner Knittel als IHK Vizepräsid­ent und Präsident Gerd Stiefel.

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