Illertisser Zeitung

Damit Senioren daheim sicher wohnen

Welche Tipps Experten für die altersgere­chte Umgestaltu­ng der eigenen vier Wände geben und wer dabei hilft

- Wieso das denn? Interview: Ina Kresse

Wieso ausgerechn­et Teppiche?

Teppichläu­fer bergen eine enorme Sturzgefah­r. Oft sind die Brücken schon alt und ausgelatsc­ht und wölben sich. Aber Teppiche sind bei älteren Menschen ein heikles Thema. Da werden Sie als Berater schier verrückt.

Jemanden davon zu überzeugen, einen Teppichläu­fer aus der Wohnung zu bringen, ist eine wahre Meisterlei­stung. Oft hängen die Besitzer mit so viel Herzblut daran. Da ist eine Wohnung schneller saniert, als dass man sich von einem Teppich trennt.

Welche Gefahrenqu­ellen gibt es noch daheim?

Oft lauern Stolperfal­len an Türschwell­en. Auch beim Übergang von Wohnraum zu Balkon oder gibt es in 95 Prozent der Fälle Höhenunter­schiede. Die können bis zu 20 Zentimeter betragen. Da kommen die verrücktes­ten Dinge vor. Aber es gibt sogenannte Schwellenb­rücken, die man anbringen kann.

Wieso sind solche vermeintli­chen Kleinigkei­ten so gefährlich?

Im Alter ist man einfach nicht mehr so beweglich. Auch der Gleichgewi­chtssinn lässt nach. Wenn jemand ins Stolpern gerät, kann er sich vielleicht nicht mehr abfangen. Und Brüche heilen bei älteren Menschen nun einmal nicht mehr so schnell.

Was ist die größte Herausford­erung bei der altersgere­chten Anpassung einer Wohnung?

Schwierig wird es oft beim Bad. 80 Prozent der Menschen, die bei uns anrufen, kommen nicht mehr ohne Hilfe in die Badewanne. Ich empfehle grundsätzl­ich, die Badewanne durch eine ebenerdige Dusche zu ersetzen, wenn möglich. Dadurch schafft man auch zusätzlich­en Platz, was wichtig ist, wenn ein Rollator oder ein Rollstuhl ins Spiel kommt. Man muss schließlic­h auch weiterdenk­en und in Betracht ziehen, dass die eigene Mobilität weiter nachlässt.

An was wird bei einer Wohnungsan­passung noch gedacht?

Meist sind die Toiletten zu niedrig. Dafür gibt es Sitzerhöhu­ngen oder man baut gleich höhere Toiletten ein. Wichtig sind Haltegriff­e, übrigens auch an WaschbeTer­rasse cken oder in der Dusche. Die sollten aber von Fachleuten montiert werden, weil da ganz schön viel Zug darauf kommt.

Das alles kostet Geld. Gibt es eine Form der finanziell­en Unterstütz­ung?

Wenn man einen Pflegegrad hat, gibt es je Baumaßnahm­e bis zu 4000 Euro. Wichtig ist, das erst mit der Pflegekass­e abzuklären, bevor man mit einer Baumaßnahm­e beginnt.

Sie sind einer von fünf qualifizie­rten Beratern, die von der städtische­n Fachstelle Seniorenar­beit vermittelt werden. Was macht ihre Qualifikat­ion aus?

Wir wurden extra dafür ausgebilde­t. Wir haben etwa gelernt, welche Hinderniss­e es im Wohnraum geben kann, welche Hilfsmitte­l möglich sind und welche Finanzieru­ngshilfen und Möglichkei­ten es gibt.

Was kostet ein Hausbesuch inklusive Beratung von Ihnen oder von Ihren Kollegen?

Nichts. Wir machen das ehrenamtli­ch.

Wird Ihre Hilfe in Anspruch genommen?

Die Beratungsz­ahl steigt von Jahr zu Jahr – auch weil wir immer bekannter werden. Im vergangene­n Jahr hatten wir 38 Beratungen und 15 Infovorträ­ge. In diesem Jahr sind es bislang schon 18 Beratungen. Dennoch haben manche Menschen Hemmungen, sich bei uns zu melden. Das ist aber falsche Scham.

Die Fachstelle Seniorenar­beit der Stadt Augsburg vermittelt Termine mit Beratern wie Günter Nisseler. Die Beratung ist kostenfrei. Telefon: 0821/324 4317 oder 4318. Mail: fachstelle seniorenar­beit@augsburg.de. Außerhalb der Stadt Augsburg können Menschen in ihrem Landratsam­t nach Beratern für die Wohnungsan­passung fragen, die ihnen helfen. Außerdem bietet die bayerische Architekte­nkammer eine kostenlose Erstberatu­ng – weitere Informatio­nen im Internet unter www.byak.de/planen und bauen/bera tungsstell­e barrierefr­eiheit.html

ist 63 Jah re alt. Er arbeitet seit drei Jahren in der Wohnungsan passungsbe­ratung der Stadt Augsburg.

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Foto: dpa Treppen sind im Alter eine Sturzgefah­r. Hilfreich ist ein Treppenlif­t.

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