Illertisser Zeitung

Aldi will nach Babenhause­n: Marktrat skeptisch

Gremium diskutiert eine Neuaufstel­lung des Bebauungsp­lans für ein Areal am Weiherweg. Zweifel herrschen vor

- VON SABRINA SCHATZ

Der Nachbar wirft am Abend den Grill an. Ein Blick in den Kühlschran­k: Weder Steak, noch Salat sind im Haus. Schnell noch zum Einkaufen – aber wohin? Die Babenhause­r haben die Qual der Wahl: Es gibt mittlerwei­le drei Supermärkt­e und drei Discounter sowie Bäcker, Metzger, Gemüsehänd­ler in einem Radius von rund zwei Kilometern. Bald könnte ein weiterer Verbrauche­rmarkt hinzukomme­n: Aldi Süd hat Interesse daran bekundet, sich mit einer Filiale im Fuggermark­t niederzula­ssen. Einzelne Markträte allerdings stehen diesem Vorhaben skeptisch gegenüber – aus drei Gründen.

Das Gremium hatte am Mittwoch darüber zu entscheide­n, einen vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan neu aufstellen zu lassen oder nicht. Das Areal, das laut Beschlussv­orschlag zum „Sonstigen Sondergebi­et für großflächi­gen Einzelhand­el“umgewandel­t werden soll, liegt am Weiherweg. Im Osten befindet sich der Sitz der Feuerwehr, im Süden und Westen Hallen des Unternehme­ns SFB, im Norden ein Wohnhaus und Lagerhalle­n. Auf dem Gelände selbst stehen derzeit einzelne, teils brachliege­nde Gebäude.

Über diesen sogenannte­n Geltungsbe­reich haben sich die Verwaltung und der Maßnahment­räger sowie ein von diesem beauftragt­es Architektu­rbüro vor der Sitzung abgestimmt. Laut den Unterlagen ist es angedacht, einen Supermarkt mit einer Verkaufsfl­äche von maximal 1200 Quadratmet­ern zu errichten. Hinzu käme ein Parkplatz für Kunden und Mitarbeite­r.

Laut Bürgermeis­ter Otto Göppel geht es bei dieser Bauleitpla­nung um die Innenentwi­cklung der Marktgemei­nde. „Ein größerer Neubau eines weiteren Versorgerm­arktes ,auf der grünen Wiese’ wird damit ver- hindert“, erklärte er. Dies entspreche auch einem Leitsatz der bayerische­n Staatsregi­erung und der ländlichen Entwicklun­g in Bayern, der da lautet: „Innenentwi­cklung vor Außenentwi­cklung“.

Doch so schnell wollten die Markträte nicht zustimmen. Sie brachten einige Einwände vor. Karin Lepschy (Liste engagierte­r Bürger) sagte: „Ich denke, einen siebten Supermarkt braucht kein Mensch.“Es gebe genügend Einkaufsmö­glich- keiten in Babenhause­n. Durch eine weitere mache man den anderen Märkten sowie den kleineren Läden auf Dauer das Leben schwer. Der Bürgermeis­ter dagegen sagte, dass er schon von Bürgern angesproch­en worden sei, die sich eine Aldi-Filiale in Babenhause­n wünschten. Außerdem gelte das Prinzip der freien Wirtschaft.

Hinzu kommt Lepschys Ansicht nach ein weiteres Problem: die Nähe zum Unternehme­n SFB. Dieses hat bereits ein Schreiben im Rathaus eingereich­t. Die Firma weist darauf hin, dass sie durch etwaigen (Liefer-)Verkehr nicht „unzumutbar beeinträch­tigt“werden will, wie Göppel berichtete. Lepschy sagte: „Das ist einer der wichtigste­n Arbeitgebe­r in Babenhause­n. Ich weiß nicht, ob man die Firma so beeinträch­tigen muss.“Außerdem habe das Unternehme­n dann keine Möglichkei­ten mehr, einmal in nördliche Richtung zu wachsen. Das sah auch Martin Gleich (CSU) ähnlich: „Der Brief ändert für mich doch einiges.“

Laut Göppel würde in dem Verfahren geprüft, inwiefern der Bau unzumutbar­e Umstände mit sich brächte – und auch, ob es Alternativ­en für das vorgesehen­e Areal und Zufahrtswe­ge gibt. „Es gilt natürlich, Rücksicht zu nehmen“, sagte er und wies zudem darauf hin, dass das Gelände dem Unternehme­n in der Vergangenh­eit bereits angeboten worden sei. Zweiter Bürgermeis­ter Dieter Miller (Freie Wähler) schlug einen runden Tisch mit Anliegern und Beteiligte­n vor.

Der dritte Punkt, den die Räte vorbrachte­n, betrifft die Zufahrtswe­ge. Diese führen nicht nur über den Weiherweg, sondern letztlich über die Bahnhofsst­raße. Nach Erfahrung der Räte, staut sich dort der Verkehr, wegen einer neuen Ampel, ohnehin häufig während der Stoßzeiten – wenn Menschen zur und von der Arbeit nach Hause oder zum Einkaufen fahren. „Wir haben dort jetzt schon ein Verkehrspr­oblem“, sagte Alex Maier-Graf (SPD), „das sollten wir zuerst in den Griff bekommen.“Dass eine andere Zufahrt gefunden werde, könne er sich nicht vorstellen. Bürgermeis­ter Göppel verwies auf Pläne für die „Spange“, eine Umgehungss­traße, die man stets im Hinterkopf habe. Werner Sutter (CSU) bemängelte die Schaltzeit­en der Ampel, etwa an Samstagen, und bat, diese noch einmal zu hinterfrag­en. Barbara Kreuzpoint­ner (LeB) ergänzte: „Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass am Weiherweg zwei Lastwagen aneinander vorbeikomm­en.“

Letztlich wurde der Beschluss, den vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan neu aufzustell­en, vertagt. „Wir brauchen keinen Aufstellun­gsbeschlus­s, um dann festzustel­len, dass die Zufahrt gar nicht funktionie­rt“, sagte Josef Deggendorf­er (Freie Wähler).

 ?? Foto: Sabrina Schatz ?? Am Weiherweg, neben den Gebäuden des Unternehme­ns SFB, könnte ein Supermarkt gebaut werden – sofern die Räte einer Neu aufstellun­g des Bebauungsp­lans zustimmen.
Foto: Sabrina Schatz Am Weiherweg, neben den Gebäuden des Unternehme­ns SFB, könnte ein Supermarkt gebaut werden – sofern die Räte einer Neu aufstellun­g des Bebauungsp­lans zustimmen.
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