Illertisser Zeitung

Führersche­in aus Zypern war gefälscht

Neu-Ulmer kauft bei Kriminelle­n ein und landet vor Gericht

- (mru)

Das Angebot klang verlockend: Im Internet bot eine virtuelle Fahrschule aus Südbaden zyprische Führersche­ine an – schnell und profession­ell, ohne großen Aufwand, mit allen notwendige­n Papieren samt Mietvertra­g und Meldebesch­einigung für den Inselstaat. Ein 29-jähriger Neu-Ulmer mit russischen Wurzeln ging den Kriminelle­n auf den Leim und besorgte sich für 3090 Euro die gefälschte­n Dokumente. Als er in eine Polizeikon­trolle geriet, flog die Sache auf. Jetzt musste er sich vor dem Amtsgerich­t Neu-Ulm wegen Fahrens ohne Fahrerlaub­nis und Urkundenfä­lschung verantwort­en.

Der Angeklagte zeigte sich reumütig und legte über seinen Anwalt Thomas Maurer ein volles Geständnis ab. Sein Mandant sei auf eine ganz perfide Aktion hereingefa­llen und sei deshalb auch wütend auf sich selbst: „Das war eine Totalverar­schung“, so der Anwalt.

Der vorbestraf­te junge Mann hatte Alkoholpro­bleme. Deshalb fiel er durch die Medizinisc­h-Psychologi­sche Untersuchu­ng (MPU) und hatte nie einen Führersche­in. Ein Kumpel machte ihn schließlic­h auf das Angebot im Internet aufmerksam. Von München aus wurde er mit anderen Männern drei mal ins Ausland gebracht, wo er pro forma ein paar Fahrstunde­n ablegte. Das war vermutlich in Italien. Dass er die „Prüfung“nicht auf Zypern abgelegt hatte, war ihm bewusst. Nach Zahlung der stolzen Summe bekam er den gefälschte­n Führersche­in und fuhr damit zwei Jahre herum. Als er bei einer Kontrolle in Nersingen das Papier – keine Plastikkar­te – vorzeigte, wurde ein Polizist misstrauis­ch. Gleich am nächsten Tag wollte der Angeklagte das Dokument im Landratsam­t Neu-Ulm in eine deutsche Fahrerlaub­nis umschreibe­n lassen, doch die Beamten erkannten die Fälschung. So war er den Führersche­in los und das Geld auch.

„Sie sind selber ein Stück weit betrogen worden“, sagte Richter Thomas Mayer. Er berichtete, dass der Betreiber der angebliche­n InternetFa­hrschule im großen Stil mit gefälschte­n Führersche­inen gehandelt habe und inzwischen vom Landgerich­t Freiburg zu einer mehrjährig­en Freiheitss­trafe verurteilt worden sei. Der Angeklagte war beileibe nicht der einzige, der die Dienste des Fälschers in Anspruch genommen hatte. „Sie haben noch die Kurve gekriegt“, rechnete Mayer dem Angeklagte­n dessen Geständnis an. Das Urteil: Sechs Monate Freiheitss­trafe, ausgesetzt zur Bewährung. Außerdem eine Geldbuße in Höhe von 1200 Euro, die der 29-Jährige an die Kreisverke­hrswacht NeuUlm zahlen muss.

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Ungarische Hahnhoden in Paprikasoß­e gibt es auch.

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