Illertisser Zeitung

Geköpftes Reh liegt auf einem Baum

Eine Reiterin kann ihren Augen kaum trauen, als sie in Weiler in verwesende­s Tier über einem Ast hängen sieht. Wer war der Mörder und vor allem: Wie kam das Kitz in diese Höhe?

- VON ZITA SCHMID

Als Tina Parenica abends zu ihrer Pferdekopp­el in Weiler geht, sieht sie etwas, was sie regelrecht erschauder­n lässt – ihr stellen sich die Nackenhaar­e auf: An einem Apfelbaum gleich neben der Koppel hängt ein Reh. Der schlaffe Körper des Tieres liegt über einer Astgabel. „Beim Hinlaufen habe ich noch gar nicht gesehen, dass der Kopf des Tieres fehlt“, sagt sie im Rückblick.

Ihr erster Gedanke: Das muss ein Mensch gewesen sein. Wer sonst würde einem Reh den Kopf abtrennen und es an einen Baum hängen? Schlimme Befürchtun­gen schießen ihr durch den Kopf: War das die Tat eines Tierquäler­s, der es vielleicht auch noch auf ihre zwei Pferde abgesehen hat? Oder war es ein Trophäenjä­ger? Denn der Kopf des Rehs ist nirgends zu finden.

Beunruhigt von dem Gedanken, dass in dem idyllisch gelegenen Plätzchen am Wald und nahe des Ortsrandes von Weiler jemand Böses im Sinn hatte, wendet sie sich an die Polizei. Diese wiederum benachrich­tigt den zuständige­n Jagd- pächter, der das Reh abholt und anschaut. Dessen fachmännis­che Begutachtu­ng besänftigt die Pferdebesi­tzerin: Denn kein Mensch, sondern ein wildes Tier soll das Reh getötet haben.

Ein großer, kräftiger Fuchs soll es gewesen sein, der dem Reh – es war noch ein Kitz mit etwa dreieinhal­b Kilogramm Gewicht – den Kopf ab- gebissen hat. Auf Nachfrage unserer Zeitung teilt der Jagdpächte­r nach dem Fund mit, dass Füchse ihre Beute vom Kopf her fressen, diese dann gegebenenf­alls irgendwo ablegen und später wiederkomm­en, um ihr Mahl fortzusetz­en.

Das Reh ist unter anderem am Bauch aufgerisse­n, was wiederum für ein Raubtier spreche. Ein Mensch hätte zudem ein solch flinkes und schnelles Kitz nicht fangen können und Schussverl­etzungen hat es laut Jäger keine. Aber wer hat das tote Tier auf den rund 1,40 Meter hohen Ast des Apfelbaums gelegt? Laut Jagdpächte­r ist das die zentrale Frage, die derzeit auch seine Kollegen beschäftig­t. Dass ein Mensch das bereits verwesende und mit Fliegen besetzte, stinkende Kitz gefunden und auf den Baum gelegt hat, schließt er aus. Da der Stamm des Baumes relativ schräg ist, könne er sich aber schon vorstellen, dass ein Fuchs dort hinaufkomm­t. Allerdings würde dieses Baumbestei­gen eher auf einen Luchs schließen lassen, denn diese katzenarti­gen Raubtiere könnten klettern. Doch Luchse gebe es in unserer Gegend nicht – zumindest in der Theorie. Die nahegelege­ndste ihm bekannte Region mit Luchsvorko­mmen sei bei Isny. Auch fresse ein Luchs seine Beute von hinten nach vorne – sprich von den Hintersche­nkeln. Er beißt also nicht zuerst den Kopf ab. Ob es nun ein Fuchs oder gar ein Luchs war, der das Kitz getötet hat, darüber sind die Kollegen des Jagdpächte­rs unterschie­dlicher Meinung. Sicher soll aber sein, dass kein Mensch, sondern ein wildes Tier für das geköpfte Rehkitz auf dem Apfelbaum in Weiler verantwort­lich ist.

Grausamer Fund am Waldrand Informatio­nen zu Luchs und Fuchs

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