Illertisser Zeitung

Die „Linde“ist Geschichte

Das einzige schwäbisch­e Wirtshaus in Illereiche­n schließt. Der bisherige Betreiber, der 79-jährige Anton Bader, kann die Gaststätte nicht weiterführ­en

- VON FELICITAS MACKETANZ

Die Türen des Gasthauses „Linde“in Illereiche­n sind geschlosse­n. Ein Rollladen im Erdgeschos­s ist herabgelas­sen, ein paar Autos stehen auf dem Parkplatz vor dem markanten, rosafarben­en Gebäude. Einzig ein Zettel an der Pforte macht auf die aktuelle Situation des Wirtshause­s aufmerksam. „Bis auf Weiteres geschlosse­n“ist darauf unter anderem zu lesen. Wegen eines Krankheits­falls.

Petra Ritz kennt die „Linde“inund auswendig. Sie ist mit dem Wirtshaus erwachsen geworden, wenn man so will. Denn ihr Vater, Anton Bader, hat die Gaststätte mehr als 50 Jahre lang geführt. Das kann er nun allerdings nicht mehr, der 79-Jährige ist gesundheit­lich angeschlag­en. Er wird das einzige schwäbisch­e Wirtshaus in Illereiche­n nicht weiter betreiben können – einen Nachfolger gibt es bislang zumindest nicht.

Ritz hat noch zwei weitere Geschwiste­r, sie alle hätten früher natürlich mitgeholfe­n. Sie selbst sei vor allem die vergangene­n 15 Jahre vor Ort gewesen. Trotzdem: Weiterführ­en kann sie das Lokal nicht, sie arbeitet Vollzeit in einem anderen Beruf und auch ihre Geschwiste­r seien beschäftig­t und teilweise weggezogen. Ihre Mutter starb bereits vor einigen Jahren. „Mein Vater hat bis zuletzt alles gemacht“, sagt sie. Er habe alles vorbereite­t, die Lebensmitt­el besorgt und die Theke betrieben. Früher, so Ritz, habe der gelernte Metzgermei­ster sogar noch seinen eigenen Lebensmitt­elladen mit Metzgerei geleitet. „Das war so vor 30 oder 35 Jahren, als das los- ging“, sagt Ritz. Bekannt wurden Lokal und Metzgerei unter anderem durch die Schlachtpa­rtie mit Kesselflei­sch sowie Blut- und Leberwurst. Vor einigen Jahren habe ihr Vater das Geschäft und die Metzgerei jedoch aufgegeben. „Er hat aber auch danach den Leberkäse immer selbst gemacht. Bei uns im Wirtshaus gab es donnerstag­s und sonntags das traditione­lle Leberkäs-Essen.“

Anton Bader, der ursprüngli­ch aus Buchloe im Ostallgäu stammt, machte aus der „Linde“, die er in den 1960er-Jahren erstand, eine Institutio­n in Illereiche­n: Neben dem Leberkäs-Essen seien die Menschen insbesonde­re an den Sonntagen zum Frühschopp­en ins Lokal gekommen, sagt Ritz. „Du konntest für ● wenig Geld viel essen. Es war einfach eine richtige Wirtschaft“, erklärt die Tochter des nun ehemaligen Gaststätte­nbetreiber­s und fügt hinzu: „Die Arbeit in der ’Linde‘ hat meinen Vater fit gehalten.“Doch diese, mehr als 50-jährige Ära geht nun zu Ende.

Was mit dem Gebäude geschehen soll, in dessen Erdgeschos­s regelmäßig die Speisen und Getränke über die Theke gereicht wurden, ist unklar. Vor ein paar Jahren sei das Haus renoviert worden, in den 1970er-Jahren wurde ein Saal angebaut. Und über dem Wirtshaus befinden sich Mietwohnun­gen. Fest steht laut Ritz bisher nur, dass die Wirtschaft vonseiten der Familie definitiv nicht wieder betrieben wird. „Wie es jetzt weitergeht, muss alles erst nach und nach organisier­t werden.“

Für den Markt Altenstadt ist es die zweite Schließung eines Lokals innerhalb weniger Wochen. Vor Kurzem wurde bekannt, dass in der Pizzeria in Untereiche­n in Zukunft nicht mehr gekocht wird – Wohnhäuser sollen stattdesse­n dort gebaut werden.

Bekannt wurde Anton Bader durch seine Wurstwaren Die Linde in Illereiche­n

 ?? Foto: Felicitas Macketanz ?? Markant sieht sie aus: die „Linde“in Illereiche­n. Das einzige schwäbisch­e Gasthaus im Altenstadt­er Ortsteil schließt. Damit geht auch eine Tradition und eine mehr als 50 jäh rige Ära von Anton Bader als Wirt zu Ende.
Foto: Felicitas Macketanz Markant sieht sie aus: die „Linde“in Illereiche­n. Das einzige schwäbisch­e Gasthaus im Altenstadt­er Ortsteil schließt. Damit geht auch eine Tradition und eine mehr als 50 jäh rige Ära von Anton Bader als Wirt zu Ende.

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