Online im Urlaub
Roaming-Gebühren sind im EU-Ausland zwar Geschichte. Oft aber reicht das von zu Hause mitgebrachte Gratis-Datenvolumen gerade in den Ferien bei weitem nicht aus. Wie man dann clever und günstig ins Netz kommt
Die schönsten Wochen des Jahres stehen an: Statt Fabrikhalle oder Büro sind Städte, Strände oder Berge angesagt. Damit verbunden ist der Wunsch, die Daheimgebliebenen mit schönen Bildern aus dem Urlaub zu erfreuen – und auch ein wenig neidisch zu machen. Das setzt eine Verbindung zum Internet voraus. Und die gibt es nicht immer zum Nulltarif.
Elf Monate im Jahr „passt“den meisten Smartphone-Anwendern ihr Tarif. Eine Flatrate sichert das kostenlose Telefonieren und das Datenvolumen ist dem eigenen Bedarf angepasst. Während des Arbeitsalltags ist dieser Bedarf oft nicht so groß. Und da in den heimischen vier Wänden ohnehin ein Wireless-LAN zur Verfügung steht, geben sich viele Smartphone-Besitzer mit zwei oder vier GByte Datenvolumen pro Monat zufrieden.
Doch die reichen meist nicht aus, sobald es in den Urlaub geht, insbesondere dann, wenn Hotel oder Ferienwohnung kein WLAN bieten – oder einen satten Aufpreis verlangen. Noch schneller ist bei Campern Bedarf an mehr Datenvolumen vorhanden, denn die wenigsten Campingplätze bieten schnelles, verlässliches Internet. Und wer sich seinen Platz in der Natur sucht, der ist ohnehin ganz auf das Mobilfunknetz angewiesen.
So schmilzt das Datenvolumen oft schneller zusammen als das Speiseeis in der Urlaubssonne. Da nützt es auch nichts, dass seit 2017 innerhalb der Europäischen Union keine Roaming-Gebühren für das Nutzen fremder Netze mehr anfallen. Denn enthält der eigene Tarif nur ein geringes Datenvolumen, dann ist das in Spanien, Italien oder Österreich genauso schnell aufgebraucht wie hierzulande. Daher einige Tipps für Urlaubsreisende, die auch während der Reise online sein wollen.
Tipp 1: Kein Tarifwechsel im Inland
Es macht keinen Sinn, den inländischen Tarif zu wechseln, nur um im Urlaub ein größeres Datenvolumen nutzen zu können. Denn wer nur ein- oder zweimal im Jahr Urlaub macht, zahlt dann zehn Monate für eine Leistung, die er nicht nutzt. Das Nachbuchen eines zusätzlichen Datenvolumens ist bei einigen Tarifen zwar möglich – aber recht teuer. Innerhalb Deutschlands und der EU ist das Telefonieren bei den meisten Tarifen unbegrenzt möglich. Es gilt also lediglich, eine Lösung für den mobilen Datentransfer zu finden. Daher bitte Tipp 2 beachten.
Tipp 2: Kauf eines externen Hotspots
Ein „Mobile Hotspot“ist nichts anderes als ein Mobilfunkgerät, das eine Verbindung zu einem Mobilfunknetz aufbaut und das so emp- fangene Internetsignal über Wireless-LAN an eines oder mehrere Geräte wie Smartphone, Tablet oder Laptop weitergibt. Der Hotspot erzeugt also ein schnurloses Netzwerk. Beim Kauf eines Hotspots ist zu beachten, dass er nicht an einen bestimmten Anbieter gebunden ist, also kein „SIM-Lock“vorhanden ist. Dann lässt sich hier nämlich jede beliebige SIM-Karte auch eines ausländischen Netzbetreibers einsetzen. Wichtig ist, dass der Hotspot möglichst viele Frequenzen abdeckt, um in vielen Ländern einsetzbar zu sein. So bleibt das Gerät ● Passende Prepaid Ta rife mit einem möglichst hohen Da tenvolumen gibt es bei vielen Discoun tern. „Alditalk“beispielsweise bietet für 14,99 Euro 5,5 GByte im Netz von O2. Das gleiche Datenvolumen zum gleichen Preis bietet das von Rewe ver marktete „Ja mobil“– allerdings im Netz der Telekom. Das Nachbuchen ei nes weiteren Gbyte kostet hier aller dings knapp neun Euro, sodass unter Umständen der Kauf einer weiteren SIM Karte Sinn macht. Insgesamt ist Deutschland hinsichtlich der Mobil funknutzung ein Hochpreisland. ● Auch Spanien ist nicht gera für viele Jahre und auf vielen Urlaubsreisen ein verlässlicher Begleiter. Zu haben ist eine Mobile Hotspot mit LTE-Unterstützung und ohne SIM-Lock ab rund 70 Euro.
Tipp 3: Kauf einer SIM Karte am Urlaubsort
Ist der Mobile Hotspot gekauft, fehlt nur noch die SIM-Karte eines lokalen Netzbetreibers. Denn die eigene SIM-Karte verbleibt im Smartphone, um dort wie gewohnt Anrufe, SMS- oder WhatsAppNachrichten empfangen und versenden zu können. Natürlich muss de für seine günstigen Mobilfunktari fe bekannt. Wer beispielsweise bei der spanischen Tochter von Vodafone ei nen Prepaid Tarif („Tarifas Prepago“) bucht, bekommt für 20 Euro gerade einmal 3,5 GByte Datenvolumen. Sehr unübersichtlich ist die Zahl der über 20 Discount Anbieter. Das Netz des ehemaligen Monopolisten Telefonica nutzt Digi Mobile. Hier gibt es 5 GByte für 10 Euro und ein Nachbuchen ist bis zu dreimal monatlich möglich. ● Nicht täuschen lassen dürfen sich Mobilfunknutzer von den ver meintlich hohen Datentransfer Volu men, die teilweise in Italien bewor mit der SIM-Karte des lokalen Netzbetreibers ein Prepaid-Tarif verbunden sein: Schließlich will niemand monatlich Geld ins Ausland überweisen. Wer in Europa unterwegs ist, stellt dabei schnell fest, wie unterschiedlich die Tarifstrukturen noch immer sind (siehe eigener Artikel). Sinn macht der Kauf einer zusätzlichen SIM-Karte mit Prepaid-Tarif übrigens auch im Inland. So lässt sich das verfügbare Datenvolumen oft preiswerter erhöhen als mit dem Nachbuchen im eigenen Tarif – so es denn überhaupt möglich ist. ben werden. Oft lässt sich die Hälfte die ses Volumens nur während der Nachtstunden nutzen. ● Satte 100 GByte für 30 Tage bietet Free Mobile für knapp 20 Euro. Hinzu kommt allerdings der Kauf einer SIM Karte (Bild) für 10 Euro. Diese gibt es nur an einem Automaten. Deren Standorte lassen sich über die Internetseite mobile.free.fr abrufen. ● Erfreulich preiswert ist das mobile Surfen in Portugal. Hier gibt es unbegrenztes Internet für 1 Euro am Tag im Netz von NOS. Für 15 Euro gibt es bei Vodafone ein Guthaben von 30 GByte, das 15 Tage lang gültig
Wer sich davor scheut, eine SIMKarte im Ausland zu kaufen: Für die gängigen Urlaubsländer bieten heimische Firmen solche SIM-Karte an, übernehmen die teilweise notwendige Registrierung und schalten die Karte zum Wunschtag frei. Allerdings sind damit oft erhebliche Mehrkosten verbunden.
Tipp 4: Das eigene WLAN nutzen
Ist die SIM-Karte im externen Hotspot eingelegt und aktiviert, baut der Hotspot selbstständig die Verbindung zum Mobilfunknetz auf und generiert ein Wireless-LAN. Je nach SIM-Karte kann es notwendig sein, bei der ersten Nutzung die PIN einzugeben. Das ist mangels Tastatur an einem Mobile Hotspot über die passende App möglich. Anschließend gilt es nur noch, die mitgenommenen Geräte mit dem WLAN-Signal des Mobile Hotspot zu verbinden. Aber Vorsicht! Smartphone, Tablet und Laptop sind meist so konfiguriert, dass sie Updates ohne Rückfrage laden, wenn sie mit einem Wireless-LAN verbunden sind. Diese Automatik daher bitte deaktivieren!
Die Nutzung des eigenen WLAN mittels Mobile Hotspot schränkt übrigens auch die Gefahr des Datenmissbrauchs massiv ein. Wer hingegen im Hotel oder Restaurant ein frei verfügbares WLAN nutzt, muss immer damit rechnen, dass ein Unberechtigter den Datentransfer mitliest.
So teuer kommt das Internet in den wichtigsten Urlaubsländern
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