Vöhlinstraße: Ein kleines Loch mit großer Wirkung
Regenfälle haben die Fahrbahn unterspült. Das zeigt: Die wichtige Hauptverkehrsachse in die Illertisser Innenstadt ist möglicherweise maroder als gedacht. Warum Eile geboten ist
Dröhnende Baggermotoren und Kies so weit das Auge reicht: An solche Anblicke dürften sich die meisten Illertisser im unteren Teil der Vöhlinstraße bereits gewöhnt haben – seit Wochen wird an den Kanälen gearbeitet, im kommenden Jahr soll der obere Teil der wichtigen Verkehrsachse folgen. Sie wird dann komplett gesperrt. Einen Vorgeschmack darauf bekommen die Verkehrsteilnehmer schon jetzt geboten: Warnbaken sperren an zwei Stellen die Fahrbahn stadteinwärts ab. Mit den regulären Sanierungsarbeiten hat das allerdings nichts zu tun. Viel mehr ist Gefahr im Verzug: Regenfälle haben Teile der Straße unterspült, die Fahrbahndecke gab nach. Der erste Schaden (bei der Verkehrsinsel) entstand vor einigen Tagen, als ein schweres Unwetter über der Vöhlinstadt tobte und reichlich Regen fiel. Der zweite wurde nach dem Gewitter vor zwei Tagen entdeckt. Es handelt sich um eine Senke – die nach einem Schlag mit einem Werkzeug nachgab.
Wie groß das Malheur in beiden Fällen ist, sei noch nicht abzuschätzen, sagt Bernd Hillemeyr, der im Rathaus für den Bereich Tiefbau verantwortlich ist. In den kommenden Tagen soll das untersucht werden: „Das können wir so nicht lassen“, betont der Experte. Ansonsten seien möglicherweise gravierende Auswirkungen für den Verkehr zu erwarten. An der unteren Schadstelle konnte ein Eisenwerkzeug mühelos in den Fahrbahnbelag eindringen – etwa 70 Zentimeter tief und ohne merklichen Widerstand, wie Hillemeyr sagt. Das zeige, dass die Straße an dieser Stelle durchaus marode ist. „Das ist eine Gefahr“, sagt der städtische Tiefbauchef. Auch wenn augenscheinlich „nur“ein kleines Loch zu sehen ist – da wo das Werkzeug eingedrungen ist: Rotweiße Baken hat die Stadtverwaltung trotzdem gleich aufstellen lassen. Was zu Nachfragen von Bürgern geführt habe: Einige Illertisser wollten wissen, warum man für so einen Schaden einen so großen Aufwand betreibe. Hillemeyr erklärt das Vorgehen: „Wir wissen ja nicht, wie groß die Hohlräume untere der Straße wirklich sind.“Wenn schon ein Werkzeug so tief eindringen könne, sei es grundsätzlich denkbar, dass die Straße bei einem schweren Fahrzeug nachgibt und dieses dann einbricht. Die Lage sei ernst: „Eine Seitenstraße hätten wir bei so etwas voll gesperrt“, sagt Hillemeyr. Aber das sei bei der Vöhlinstraße nicht möglich, die eine der am stärksten befahrenen Einfahrtstraßen ist.
Jetzt muss etwas getan werden: In den kommenden Tagen soll die Straße von den Mitarbeitern einer Baufirma geöffnet werden. Dann werde das Ausmaß der Schäden offenbar, sagt Hillemeyr. Dabei sei Vorsicht geboten – denn im kommenden Jahr steht die umfangreiche Sanierung an. „Zwei Mal wollen wir das nicht machen“, sagt Hillemeyr. Man werde zwar großflächig untersuchen, denn die Kommune müsse ihre Pflicht zur Sicherung des Verkehrs erfüllen. Das bedeute aber nicht, dass die Arbeiter im betreffenden Gebiet gleich „drei Meter tief reingehen“, so Hillemeyr.
Einige Geheimnisse scheint der Untergrund zu hüten: Bei einer Untersuchung per Videokamera wurde ein „totes Kanalrohr“entdeckt, dass in den städtischen Unterlagen nicht verzeichnet ist. Möglicherweise konnte so das Wasser eindringen, das den Boden unter der Straße ausspült. „Aber das ist reine Spekulation“, sagt Tiefbauamtsleiter Hillemeyr. Ein Blick in den Untergrund sei nun deshalb ein nächster wichtiger Schritt. Das alles deute daraufhin, dass die Vöhlinstraße dringend überholt werden müsse. Ein Anliegen, das in Illertissen offenbar schon seit Längerem gehegt wird. Hillemeyr: „Das wollten schon meine Vorgänger machen.“
Der Straßenbau ist in Illertissen zuletzt verstärkt in den Blick der Entscheidungsträger in Verwaltung und Stadtrat gerückt. Beispiele sind die Sanierungen von Spöck und Vöhlinstraße, aber auch der kostspielige neue Hauptkanal im Saumweg. Lange sei zu wenig unternommen worden, begründete Bürgermeister Jürgen Eisen das Straßenbauprogramm einst. Bei einigen Projekten muss sich zeigen, wie es nach der Abschaffung der Ausbaubeiträge finanziell weitergeht. Wie berichtet, gibt es Ärger um bereits geleistete Vorauszahlungen von Anwohnern, etwa in der Bayernstraße in Jedesheim.