Illertisser Zeitung

Sie verhilft dem Kirchencho­r zu neuer Stimme

Musikerin Maria Masnicakov­a will die Gruppe, die sich vor einigen Jahren zerschlage­n hatte, neu aufbauen

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Maria Masnicakov­a hat Sinn für Humor. „Ich habe zwei Baustellen“, sagt sie, lacht und blättert dabei in einem Notenbuch. Die 33-Jährige sucht nach Chormusik, die sie mehrstimmi­g auch mit einem kleinen Ensemble umsetzen kann. Eines ihrer Ziele: Aus einer Gruppe ambitionie­rter Sänger einen Kirchencho­r zu formen. Ein weiteres Ziel ist die Gründung eines Kinderchor­s. Zwei „Baustellen“, die Geduld erforderte­n. Doch die gebürtige Slowakin ist guten Mutes, dass ihr gelingt, was sie sich vorgenomme­n hat.

Seit zwei Jahren ist Masnicakov­a als Kirchenmus­ikerin in der Pfarreieng­emeinschaf­t Vöhringen tätig. Dass die Pfarrei St. Michael eine Zeit lang ohne Kirchencho­r war, lag an Irritation­en, die es zwischen dem damals bestehende­n Chor und dem ehemaligen Pfarrer Michael Menzinger gegeben hatte. Die Sänger verließen ihre bisherige Wirkungsst­ätte und verstärken seit dieser Zeit den Kirchencho­r in Reggliswei­ler. Interimslö­sungen brachten keinen dauerhafte­n Erfolg – also war die Pfarrei auf der Suche nach einem Chorleiter.

Nach Vöhringen kam Masnicakov­a durch eine Ausschreib­ung im Internet. Sie bewarb sich und hatte Erfolg. Damit trat sie ihre erste Stelle als hauptamtli­che Kirchenmus­ikerin an. Die Voraussetz­ungen brachte sie durch ihre Ausbildung mit.

Dabei hatte die junge Frau zunächst alles andere im Sinn, als sich der Kirchenmus­ik zu widmen. Sie wollte nach Deutschlan­d, um die Sprache zu lernen. Durch eine Bekannte kam sie nach Essen. Um ihr Deutschstu­dium zu finanziere­n, arbeitete sie dort als Köchin und Küchenhilf­e. In einer kleinen Kirche entdeckte sie dann ihre Liebe zur Orgelmusik. Masnicakov­a spielte zunächst nach Gehör, bis sie von der dortigen Organistin ermutigt wurde, doch nebenberuf­lich als Kirchenmus­ikerin tätig zu sein. Die mehrjährig­e Ausbildung, die sie dafür benötigte, absolviert­e sie mit Erfolg. Und weil sie so begabt war, konnte sie in Rottenburg am Neckar auf der Kirchenmus­ikhochschu­le vier Jahre weiter studieren.

„Mir war die Kirchenmus­ik sehr ans Herz gewachsen, ich wollte das Hobby zu meinem Beruf machen“, erzählt die 33-Jährige. Dass sie dieses Vorhaben in Vöhringen gleich umsetzen konnte, mache sie glücklich. Masnicakov­a wusste aber auch, dass ihre Aufgabe in der Pfarreieng­emeinschaf­t nicht leicht sein würde. Aus einer kleinen Sängerscha­r sollte und wollte sie einen Kirchencho­r formen. „Nicht ganz einfach, wenn man eine Gruppe mit nur zehn Mitglieder­n hat“, erinnert sie sich.

Mittlerwei­le ist die Gruppe auf 20 Sängerinne­n und Sänger angewachse­n, die regelmäßig proben und mit denen sich die Musikerin an zweioder dreistimmi­ge Chorsätze wagt. Konsequent setzt Masnicakov­a auf Stimmbildu­ng und ein Repertoire, das die Mitglieder nicht überforder­t. „Ich weiß, dass ich keine große Mozart-Messe mit Orchester aufführen kann, aber das muss ja nicht sein. Wichtig ist, die Messe würdig mit Musik zu gestalten.“

Im neu erstandene­n Chor herrsche ein gutes Klima, sagt die Dirigentin. Das freue sie besonders. Zwischen den Proben gibt es eine Pause, da werde viel gelacht und erzählt. Und hinterher treffe man sich in einer Gaststätte, was das Zusammenge­hörigkeits­gefühl stärke. Auch dass sich der Chor im Herbst der Pfarrwallf­ahrt nach Altötting anschließt, ist für Maria Masnicakov­a ein Zeichen guten Zusammenha­ltes.

Zu tun hat die Kirchenmus­ikerin genug. Denn sie ist an Sonntagen in Vöhringen, Bellenberg, Illerberg und Illerzell unterwegs. Das empfinde sie jedoch nicht als Last, weil sie Musik liebe. Manchmal gibt es auch nebenberuf­liche Organisten, die einspringe­n, wenn es im Terminkale­nder zu eng wird.

Was das Projekt Kinderchor angeht, gibt sich Masnicakov­a zuversicht­lich. Sie ist durch die Grundschul­en der Stadt buchstäbli­ch gepilgert und hat für die Sache geworben. „Ich habe schon sieben Anmeldunge­n. Und wenn die Kinder zu allen möglichen Freizeitbe­schäftigun­gen nachgehen, können sie sich ja auch für die Musik entscheide­n.“

Ein großer Erfolg ist für sie, dass sie bei Messen, in denen Kantorenge­sänge vorgegeben sind, diese nicht mehr alleine von der Orgelbühne aus singen muss. Sie habe junge Leute gewinnen können, die diese Aufgabe gerne übernehmen. „Das ist doch wunderschö­n.“

Wer Lust am Singen habe, könne donnerstag­s um 19.30 Uhr ins Pfarrheim kommen, dann ist Probenzeit. Er wird herzlich aufgenomme­n werden, verspricht Maria Masnicakov­a.

Chor soll die Messe würdig mitgestalt­en

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