Illertisser Zeitung

Die Spaltung der Union? Kein Thema

Was der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Georg Nüßlein zur Asyldebatt­e zu sagen hat

- VON RONALD HINZPETER

Nach den Chaoswoche­n von Berlin, als die Regierungs­koalition am Abgrund stand, herrscht offenbar Redebedarf innerhalb der CSU. Deshalb war dann auch der Saal des Barfüßer sehr gut gefüllt, als der Bundestags­abgeordnet­e Georg Nüßlein über das Thema Asylpoliti­k referierte.

Der Streit darüber, ob Deutschlan­d Flüchtling­e, die bereits in einem anderen Land registrier­t wurden, zurückweis­en solle, sei die schwierigs­te Debatte gewesen, die er als Abgeordnet­er erlebt habe. Sie sei dennoch notwendig gewesen, aber „ob man sie in dieser Schärfe und Dauer führen musste, darüber kann man diskutiere­n“. Dabei beteuerte Nüßlein, bei allen Differenze­n sei der Bruch der Schwesterp­arteien CDU und CSU nie ein Thema gewesen. Für eine Auflösung der Fraktionsg­emeinschaf­t habe überhaupt kein Anlass bestanden. Er behauptet, die Medien hätten versucht, das herbeizusc­hreiben. Seine Wahrnehmun­g war in diesem Zusammenha­ng eine andere. Es habe eine klare Anweisung der Fraktion an Merkel und Seehofer gegeben, sich zu einigen. Was das Thema Alleingäng­e innerhalb Europas betrifft – was die Zurückweis­ung an der Grenze wäre – so sagte Nüßlein: „Alleingäng­e machen wir ständig.“Er meinte damit die Grenzöffnu­ng durch die Bundeskanz­lerin im Jahr 2015. „Das war auch nicht abgestimmt.“

In seinem Referat erteilte er wie schon zu früheren Gelegenhei­ten einer multikultu­rellen Gesellscha­ft eine Absage. Das führe nur zu Parallelge­sellschaft­en und nicht zu einer Überwindun­g des Rassismus, wie dies von den Befürworte­rn propagiert werde: „Im Gegenteil.“

Was die von ihm sogenannte „Re-Islamisier­ung“in Deutschlan­d betrifft, so habe das durchaus Gründe. Die als Gastarbeit­er eingewande­rten Türken seien lange schlecht behandelt worden. Der Koran gebe den Menschen Selbstbewu­sstsein. „Wir haben durchaus Fehler gemacht.“

In seinem Rundumschl­ag verteidigt­e Nüßlein die von der CSU ins Spiel gebrachte Transitzen­tren, die nach dem Koalitions­kompromiss nicht mehr so heißen. Sie erhöhten den Druck, dass schnell entschiede­n werden müsse, wer ins Land darf und wer nicht. Es gehe nicht, dass jemandem nach fünf Jahren, in denen er sich hier etabliert habe, gesagt werde, er habe keinen Anspruch, in Deutschlan­d zu bleiben. Grundsätzl­ich könne Verfolgten nur geholfen werden, wenn es gelinge, Spreu vom Weizen zu trennen. Von einer generellen Abschottun­g Europas vor Flüchtling­en hält Nüßlein nichts.

Die Diskussion verlief weitgehend sachlich. Was die Debattenku­ltur betrifft, wünscht sich NeuUlms Oberbürger­meister Gerold Noerenberg, „gewisse Dinge“sagen zu können, ohne in die rechte Ecke gestellt zu werden: „Ich fordere und erwarte mehr Fairness.“Ähnlich äußerte sich der CSUKreisvo­rsitzende Thorsten Freudenber­ger. „Wer Fragen hat, darf nicht in die rechte Ecke gestellt werden.“

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Georg Nüßlein

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