Illertisser Zeitung

Italien macht dicht

Werden bald keine Flüchtling­e mehr im Mittelmeer gerettet? Nicht nur der Papst warnt

- VON RALPH SCHULZE (mit dpa)

Ende einer dramatisch­en Rettung: Josefa, die am Dienstag von spanischen Helfern aus dem Meer gezogen worden war, kam am Wochenende mit dem Schiff „Open Arms“auf Mallorca an. Die 40-Jährige aus Kamerun hatte stundenlan­g im Wasser getrieben und nur überlebt, weil sie sich an ein Stück Holz geklammert hatte. Die Bilder von der im letzten Moment geretteten Frau waren um die Welt gegangen.

Während Josefa in einem Krankenhau­s in Palma versorgt wurde, haben die libysche und die maltesisch­e Küstenwach­e am Wochenende erneut dutzende Migranten in Seenot aus dem Mittelmeer gerettet. Die Schiffe der italienisc­hen Küstenwach­e blieben dagegen in den Häfen. Unklar blieb, wie es mit der EU-Marinemiss­ion „Sophia“weitergeht. Mit ihrer Drohung, italienisc­he Häfen für Schiffe der in der Flüchtling­skrise angelaufen­en Operation vor der libyschen Küste zu sperren, hatte die Regierung in Rom eine sofortige Überprüfun­g der Mission erzwungen. Die Seenotrett­ung durch private Helfer und EU-Schiffe nahe der libyschen Küste ist damit weitgehend zum Erliegen gekommen. Vertreter der EU-Staaten einigten sich darauf, möglichst innerhalb der kommenden fünf Wochen eine neue Strategie zum Umgang mit Migranten zu vereinbare­n.

Das drastische Vorgehen der Italiener bei der Seenotrett­ung rief empörte Reaktionen hervor. Bundestags­vizepräsid­entin Claudia Roth (Grüne) sagte: „Unsere Humanität droht im Mittelmeer zu ertrinken.“Papst Franziskus appelliert­e eindringli­ch, weitere Flüchtling­stragödien im Mittelmeer zu verhindern. Er forderte ein schnelles Handeln, damit sich die „dramatisch­en Nachrichte­n der vergangene­n Wochen über verunglück­te, mit Migranten beladene Boote in den Gewässern des Mittelmeer­es nicht wiederhole­n“.

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Foto: Pau Barrena, afp Josefa wird inzwischen in einem Kran kenhaus versorgt.

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