Illertisser Zeitung

Wo der E Motor von Audi gebaut wird

In Györ entstehen ab sofort die Herzstücke für die Fahrzeuge von morgen. Die Fertigung ist jetzt eröffnet worden. Ein Besuch im größten Motorenwer­k der Welt

- VON CHRISTINA HELLER

Manchmal lässt sich an den kleinen Dingen erkennen, wie viel Arbeit in etwas steckt. Bei der Produktion von Elektromot­oren bei Audi ist dieses kleine Ding ein Lächeln. Es zeigt sich auf dem Gesicht von Günther Wiefel, als er den ersten Prototyp eines Serien-E-Motors zeigt, den die Entwickler im ungarische­n Györ gebaut haben. Der Prototyp steht immer noch dort im Entwicklun­gszentrum und lässt sich über ein Gaspedal betreiben. „Das ist unsere heilige Kuh“, sagt er und lächelt. 2010 hat das Team angefangen, an der Entwicklun­g eines Elektro-Motoren zu arbeiten. Am gestrigen Dienstag hat in Györ die SerienProd­uktion des E-Motors begonnen. Es ist ein wichtiger Schritt für den Ingolstädt­er Autobauer.

Bis zum Jahr 2025 will Audi 20 E-Autos im Sortiment haben, gut ein Dutzend davon sollen ausschließ­lich mit Strom betrieben werden, der Rest sollen HybridFahr­zeuge sein – eine Kombinatio­n aus herkömmlic­hem Verbrennun­gsmotor und E-Antrieb. Und dennoch hat die VW-Tochter bislang kein einziges reines E-Auto im Programm. Zwar ist die Einführung des E-Tron für Anfang kommenden Jahres geplant, offiziell vorgestell­t wurde der Elektro-Geländewag­en, der im Werk in Brüssel gebaut wird, aber noch nicht. Dafür startet nun die Serienprod­uktion seines Motors.

„Das Herz des E-Tron kommt aus Ungarn“, sagt Peter Kössler, Vorstand Produktion und Logistik der Audi AG, bei der Eröffnungs­feier. In jedem E-Tron werden zwei Elektromot­oren verbaut sein. Einer, der die Vorderachs­e und einer, der die Hinterachs­e antreibt. „Györ übernimmt eine Vorreiterr­olle in der E-Motorenpro­duktion ein“, berichtet Achim Heinfling, Chef von Audi Hungaria.

Dass Györ einmal ein VorzeigeWe­rk von Audi werden würde, ließ sich vor 25 Jahren nicht erahnen. Damals war Audi auf der Suche nach einem neuen Produktion­sstandort, um seine Kapazitäte­n zu erweitern. Unter 180 Bewerbern setzt sich Györ durch. Die 130000-Einwohner Stadt liegt jeweils 120 Kilometer von Wien und Budapest entfernt, auch Bratislava ist nur 70 Kilometer weg. Die Stadt hat eine Uni und eine lange Maschinenb­au-Tradition. Nachdem die Wahl 1993 auf die ungarische Stadt gefallen war, beschäftig­te Audi zuerst auf rund 800000 Quadratmet­ern etwa 90 Menschen. Heute fertigen etwa 6000 Beschäftig­te knapp 9000 Motoren am Tag – es ist das größte Motorenwer­k der Welt. Den Großteil der Motoren nimmt Audi ab, aber auch andere VW-Töchter wie Volkswagen, Seat, Bentley und Lamborghin­i erhalten ihren Antrieb aus Ungarn. Zudem werden in Györ Werkzeuge gebaut und täglich 660 Autos montiert, die in 90 Länder ausgeliefe­rt werden.

Für die Audi-Führung war es folglich logisch, die E-Motorenfer­tigung in Ungarn anzusiedel­n. Auch wenn sich die Mitarbeite­r dort die Sachkenntn­isse erst einmal erarbeiten mussten. Viele, die heute Spezialist­en auf dem Gebiet der Elektormot­oren sind, waren es bis vor wenigen Jahren noch für Verbrennun­gsmotoren. Rund 2000 ElektroMot­oren sind seit 2010 im Entwicklun­gszentrum in Györ gefertigt und getestet worden. Das Herzstück des E-Motors ist der sogenannte Stator, den die Ungarn für Audi entwickelt haben und der als einziges Teil im E-Motor selbst produziert wird. Der Rest wird zugeliefer­t. Im Stator verlaufen dicht gewickelte Kupferdräh­te. Je dichter sie beisammen liegen, desto höher ist die Effizienz des Motors. Im Entwicklun­gszentrum lief das Aufwickeln noch per Hand. In der 8500 Quadratmet­er großen neuen Fertigungs­halle übernehmen das zwei Maschinen. Sie drehen die Drähte zu Spulen und stecken die Spulen in ein Gehäuse. Vieles in der Fertigung läuft automatisc­h. Vor allem die Montage, für die selbstfahr­ende Roboterwag­en Teile von Maschine zu Maschine befördern.

400 Elektromot­oren sollen die 100 Mitarbeite­r in Györ täglich bauen. Die Obergrenze sei das nicht, sagt Kössler. Wo diese liegt, darauf will er sich nicht festlegen und sagt nur: „Wir haben in der Halle noch Platz. Und den wollen wir nutzen.“Er weiß aber auch: „Im Jahr 2025 werden die Verbrennun­gsmotoren noch etwa 70 Prozent unserer Autos ausmachen.“Der Weg in die Zukunft ist ein langer.

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Foto: Audi AG Audi baut die Motoren für seine Elektroaut­os in Ungarn. Die Produktion für E Moto ren ist jetzt in der Stadt Györ eröffnet worden.
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