Illertisser Zeitung

Bald eine Million Prozent Inflation?

Das Geld in Venezuela verliert dramatisch an Wert. Das weckt düstere Erinnerung­en

- VON MICHAEL STIFTER

Was kriegt man heute noch für sein Geld? Diese Frage stellen sich die Menschen in Venezuela Tag für Tag. Die Inflations­rate, also der Wertverfal­l des Geldes, könnte noch in diesem Jahr auf unfassbare eine Million Prozent steigen. Damit rechnet jedenfalls der Internatio­nale Währungsfo­nds. Für die Venezolane­r ist das eine Katastroph­e. Nach jahrelange­r Misswirtsc­haft steht ihr Land vor dem Kollaps. Die sozialisti­sche Regierung Präsident Nicolás Maduro hatte sich stets auf den Erdöl-Reichtum verlassen. Als die Rohstoffpr­eise fallen, bricht das Kartenhaus zusammen. Allein im laufenden Jahr dürfte die Wirtschaft­sleistung Venezuelas um 18 Prozent sinken. Viele Menschen ergreifen die Flucht.

Wirtschaft­sexperten ziehen bereits Parallelen zur massiven Geldentwer­tung in Deutschlan­d nach dem Ersten Weltkrieg und zur Situation in Simbabwe vor einigen Jahren. In dem afrikanisc­hen Krisenland steigen die Preise damals jeden Tag gleich mehrfach. Die Regierung druckt immer neue Banknoten mit immer noch höheren Beträgen. Am Ende bekommt man für einen 100-Billionen-Dollar-Schein (eine Eins und 14 Nullen) gerade noch ein paar Brote. Die Menschen schleppen Plastiktüt­en voller Geld auf den Markt, um sich ein bisschen Essen zu kaufen. 2015 wird die Währung schließlic­h komplett abgeschaff­t. Das Vermögen der Bürger wird automatisc­h umgetausch­t. Für 35 Billiarden Simbabwe-Dollar gibt es einen US-Dollar.

In Deutschlan­d lag die Inflations­rate 2017 übrigens bei 1,8 Prozent und damit so hoch wie seit fünf Jahren nicht. Weil gleichzeit­ig aber auch die durchschni­ttlichen Löhne stiegen, ist die Kaufkraft der Deutschen sogar gewachsen.

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Foto: dpa Sieht viel aus, ist aber wenig Wert. Bün del von Bolivares Noten.

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