Illertisser Zeitung

Rettung durch Dr. Fareed

Eine Jüdin erinnert sich in den USA

- (li)

Eine jüdische Familie in New York. Die alt gewordene Bella erinnert sich an ihre Jugend im nationalso­zialistisc­hen Berlin – und an die Rettung ihrer Familie durch einen ägyptische­n Arzt. Sie hat die Geschichte schon viele Male erzählt, doch kaum jemand aus ihrer zahlreiche­n Nachkommen­schaft interessie­rt sich mehr dafür. Die Jungen haben andere Probleme. Dabei gäbe es doch die ganze Großfamili­e nicht, wenn „es damals in Berlin Dr. Fareed nicht gegeben hätte“.

An Bellas Geburtstag wird dieser Satz gebetsmühl­enartig wiederholt – mit mehr oder weniger Überzeugun­g. „Ich weiß nicht, ob ich die Kraft aufbrächte, meine Erinnerung­en ein für alle Mal irgendwo zu verschließ­en,“sagt die alte Frau. „Euch gegenüber wäre es eigentlich nur fair und richtig. Ihr tragt die Last der Vergangenh­eit mit. Ich gehe euch damit auf die Nerven.“

Jürgen Seidel erzählt die auf einem wahren Schicksal basierende Geschichte einer Rettung in Vorund Rückblicke­n – und packt auch eine Liebesgesc­hichte in seinen Roman. Selbst wenn die Liebe zwischen dem jüdischen Mädchen Bella und dem blonden Joost keine Erfüllung findet, weil die zwei wie die Königskind­er nicht zu einander kommen können, ist sie doch die Grundierun­g wie ein roter Faden in diesem Roman. Er erzählt von Menschlich­keit und Würde in einer unmenschli­chen Zeit. Weil beides derzeit wieder zur Dispositio­n steht, ist dieser Roman wichtig.

dtv, 478 S., 16,90 ¤

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Jürgen Seidel: Die Rettung ei ner ganzen Welt,

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