Ein leidenschaftlicher Pädagoge setzt sich zur Ruhe
Norbert Bergmeir ist an der Erhard-Vöhlin-Mittelschule eine Institution. Nach 43 Jahren im Schuldienst hört der Rektor aus Illertissen auf
So knapp vor Schuljahresende herrscht im Rektorat der Erhard-Vöhlin-Mittelschule in Illertissen Hochbetrieb – und Rektor Norbert Bergmeir steckt mittendrin. In einer Woche ist alle Hektik vorbei, für den leidenschaftlichen Pädagogen endgültig. Er geht in den wohlverdienten Ruhestand. Was ihn dann erwartet? Das weiß er nicht, will er auf sich zukommen lassen. Er sagt: „Vorgenommen habe ich mir nichts, zumindest habe ich keine Pläne.“Dass der überzeugte Fahrradfahrer vielleicht Touren unternehmen wird, wie er schon etliche hinter sich hat, wäre dann aber nichts Neues.
Das Rad war stets sein Begleiter, das ihn, außer an schlechten Tagen, in die Schule und wieder zurück nach Hause gebracht hat. Seit Beginn seines Berufslebens spielte sich dieses in Illertissen ab. Dass Bergmeir Lehrer werden würde, habe sich erst nach und nach herausgestellt, erzählt er.
„Als Schüler bin ich ja auf der anderen Seite gestanden“, gibt er lächelnd zu. Dann aber sei es für den aus Aystetten bei Augsburg stammenden Abiturienten geradlinig vorangegangen: Mit Lehramtsstudium, bei dem er auch seine Frau kennengelernt hat, Referendariat und dem ersten Unterrichtstag 1975 in Illertissen bei den Hauptschülern in der Bischof-Ulrich-Schule. Dass es ihn dorthin verschlägt, habe er allerdings erst am Tag der Vereidigung in Neu-Ulm erfahren: „Ursprünglich war Oberelchingen vorgesehen, darauf hatte ich mich eingestellt.“
So aber ist Bergmeir nach 43 Dienstjahren aus der Illertisser Haupt- und späteren Mittelschule – anfangs in der Innenstadt und heute im Schulzentrum an der Dietenheimer Straße – kaum wegzudenken.
Im Jahr 1996 wurde er Stellvertretender Schulleiter, 1997 Konrektor, 2006 Schulleiter und 2008 Rektor der heutigen Erhard-VöhlinMittelschule. Er erlebte, wie die Hauptschule durch den M-Zug eine zehnte Klasse erhielt und zur Mittelschule wurde. Unter seiner Ägide kam die gebundene Ganztagesklasse (2008) dazu und das Haus erhielt eine Mensa (2010). „Davor haben wir in den Klassenräumen mittaggegessen“, erinnert sich Bergmeir. Zuletzt musste er den laufenden Schulbetrieb und die Generalsanierung des Gebäudes in Einklang bringen. Um dies zu gewährleisten, war die komplette achte Jahrgangsstufe in die Mittelschule nach Buch ausgelagert worden. Mit dem äußeren Umbau gingen aber auch Veränderungen innerhalb des Schulbetriebs einher: Es hieß, Inklusion und Integration zu berücksichtigen. Als Rektor hatte er bald Schulratsaufgaben zu übernehmen, wobei er ungern seine Alterskollegen beurteilte. Lieber wollte er ein anderes Bild von sich vermitteln: „Die Türe zum Rektorat ließ ich immer offen, jeder sollte wissen, dass er mit seinen Anliegen zu mir kommen kann.“
Als ihn einmal Schüler mit der Frage überraschten, was seine größten Ängste seien, habe er geantwortet: „Die vorzeitige Pensionierung“. Der Rektor geht bis heute gern in seine Schule. „Daher habe ich auch um ein halbes Jahr verlängert, als sich im Februar kein Nachfolger finden ließ“, sagt er. Doch mit Monika Scherzer von der Peter-Schöllhorn-Mittelschule in Neu-Ulm ist Bergmeirs Stelle ab 1. August wieder besetzt. Heute wird er von seinen Schülern und Kollegen noch feierlich verabschiedet.