Wann tut sich was am Hotel Sailer?
Vor rund einem Jahr wurde bekannt, dass das markante Gebäude abgerissen werden soll. Heute steht es scheinbar unverändert da. Im Hintergrund aber ist die Planung in vollem Gange
Vor gut einem Jahr hat diese Nachricht für Aufsehen gesorgt: Das ehemalige Hotel Sailer in Babenhausen wird abgerissen. Heute, ein Jahr später, steht das stattliche Gebäude mit schmucker Fassade in der Judengasse noch immer. Haben sich die Pläne, an dieser Stelle einen Neubau mit Wohnungen und Räumen für Gewerbe zu errichten, etwa zerschlagen? Keineswegs, wie Jürgen Ganz sagt. Er ist einer der geschäftsführenden Gesellschafter der Mang Wohnbau GmbH & Co. KG, welche den Komplex Ende 2016 gekauft hat. „Die Planung ist in vollem Gange“, sagt er auf Nachfrage – und verrät mehr über das Vorhaben, das den Ortskern des Fuggermarkts wandeln wird.
Fest steht laut Ganz: Das Hotel wird komplett abgerissen. Das war nicht immer klar. Denn die Planer hatten zunächst überlegt, Teile davon zu erhalten. „Das Gebäude hat einen historischen Charakter, die Fassade gefällt uns gut“, benennt Ganz die Hintergründe. Zudem liege das frühere Gasthaus im „Sanierungsgebiet“. Würde dort Bestand erhalten, hätte dies womöglich Zuschüsse und eine bessere Möglichkeiten zur Abschreibung bedeutet. Und so haben Statiker und Baufirma das Gemäuer und dessen Standfestigkeit geprüft. Das Ergebnis: „Die Kosten für einen Erhalt wären zu hoch“, sagt Ganz. Das Risiko, dass diese am Ende unerwartet steigen, sei zu groß.
Die Abrissbirne soll nun also zum Rundumschlag ausholen. Auch der alte Gewölbekeller wird dem geschäftsführenden Gesellschafter zufolge weichen – und zwar einer Tiefgarage. Der Erhalt eines historischen Kellers sei nicht nur aufwendig und damit teuer. Die Entscheidung sei auch vor dem Hintergrund gefallen, dass in der Judengasse eine „eh schon bescheidene Parkplatzsituation“herrsche. „Die wollen wir nicht weiter verschärfen.“Dass ein historischer Gewölbekeller unter einem Neubau auch bisweilen zu Problemen führen kann, hat die bereits bestehende Wohnanlage in der Judengasse gezeigt. Der Fall landete sogar vor Gericht
Was nach dem Abriss auf der freien Fläche entstehen soll? Eine Wohnanlage mit vier Geschossen und „plus, minus 20 Wohnungen“, eine Grünanlage und die Tiefgarage mit ungefähr 40 Stellplätzen.
Von einer etwaigen Kombination mit Büroräumen oder auch Arztpra- xen seien die Planer abgekommen. Die Nachfrage sei aktuell zu gering. „Ohne fixe Mieter wollen wir das nicht so bauen“, erläutert Ganz. Stattdessen solle mehr Wohnraum entstehen, für den es bereits Interessenten gebe.
Der Neubau soll ähnlich hoch werden wie das bestehende Haus, der Grundriss hingegen kleiner. „Das Gebäude steht jetzt direkt auf Grundstücksgrenzen. So könnte man heute nicht mehr bauen. Das neue Gebäude wird nicht mehr so wuchtig“, sagt Ganz. Allein schon wegen der vorgeschriebenen Abstandsflächen.
Aktuell denken die Projektplaner darüber nach, wie die Zufahrt zur vorgesehenen Wohnanlage gestaltet werden könnte. Es gebe drei denkbare Varianten: Bei zweien ist das Gebäude über die Judengasse aus erreichbar; aus Richtung der Papeterie sowie der Raiffeisenbank. Der Nachteil: Die Wege münden in die viel befahrene B 300. Bei der dritten Variante würde die Zufahrt über die Schulstraße erfolgen. Ganz will bald das Gespräch mit der Marktgemeinde suchen, um Lösungen für die Verkehrsführung zu finden.
Geht die zeitliche Planung auf, so soll der Bauantrag Ende des Jahres eingereicht werden. Abriss und Baustart könnten dann ab dem kommenden Frühjahr stattfinden. Die Nachbarn würden einbezogen, sobald die Pläne konkret sind. Man stehe aber bereits jetzt mit Anliegern in Kontakt. „Ihre Ängste und Nöte nehmen wir ernst“, sagt Ganz.
Das markante, gelbe Gebäude wird somit noch einige Monate lang stehen. Geräumt ist es bereits, die Zimmer liegen brach. Dennoch herrscht darin von Zeit zu Zeit Betrieb: Die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk hätten in den Räumen Einsatzübungen veranstaltet, erzählt Ganz.