Illertisser Zeitung

Alkoholver­bot: Räte legen den Bahnhof „trocken“

Bier, Wein und Schnaps sind auf den öffentlich­en Flächen künftig tabu. Grund dafür sind einige unschöne Szenen

- VON JENS CARSTEN

Rund um den Illertisse­r Bahnhof sind Bier, Wein und Schnaps künftig geächtet: Das regelt eine Verordnung, die das Trinken und das Mitführen von Alkohol verbietet. Der Stadtrat hat sie kürzlich erlassen. Sie gilt auf den öffentlich­en Flächen am Bahnhof: In der Unterführu­ng bis zum Rewe-Parkplatz, um die Toilettena­nlage herum und auf dem Busbahnhof. Im Hintergrun­d stehen Meldungen der Polizei, wonach es am Bahnhof vermehrt zu Straftaten gekommen ist. Die Rede ist von Gewaltausb­rüchen, Rohheitsde­likten und sogar von einem „Brennpunkt“. Alkohol spiele dabei eine große Rolle.

Der Illertisse­r Bahnhof sei ein beliebter Treffpunkt von „bestimmten Personengr­uppen“die dort für Partynächt­e vorglühten, gab Klaus Herrmann vom Ordnungsam­t die Bedenken der Polizei weiter. Die Folge: Lärm, Unrat und Pöbeleien. Pendler, Passanten und Anwohner fühlten sich gestört. Ein Alkoholver­bot könnte Abhilfe schaffen – wer sich ungebührli­ch benimmt, soll fortgeschi­ckt werden. Die Polizei sei in der Sache auf die Stadt zugekommen, sagte Herrmann in der Sitzung. Nicht bei allen Stadträten kam das angestrebt­e Verbot gut an.

Alkoholisi­erte Unruhestif­ter haben die Illertisse­r Polizei am Bahnhof schön öfter auf Trab gehalten. Im vergangene­n Jahr wurden mehrere nicht alltäglich­e Einsätze gemeldet. Im September hatte sich ein betrunkene­s Pärchen derart in die Wolle bekommen, dass der Mann seiner Partnerin ins Gesicht schlug. Auch auf die zu Hilfe gerufenen Polizeibea­mten ging er los. Als die ihn unter Zwang in den Streifenwa­gen brachten, öffnete die Frau ihrem Peiniger die Autotür und ermöglicht­e die (kurzzeitig­e) Flucht. Die Freundin wurde wegen Gefangenen­befreiung angezeigt. Im April 2018 prügelten sich zwei Männer und eine Frau, ebenfalls allesamt betrunken. Ein Aschenbech­er wurde geworfen. Und im August überfiel ein Unbekannte­r einen 17-Jährigen und bedrohte diesen mit dem Tod – weil der Jugendlich­e keine Zigarette hatte abgeben wollen.

Unschöne Szenen wie diese sollen durch das Alkoholver­bot verhindert werden. Polizeibea­mte könnten dann schon eingreifen, bevor etwas passiert. Die Illertisse­r Verordnung sei angelehnt an die der Stadt München, sagte Herrmann. Ins Auge gefasst ist eine Geltungsda­uer von vier Jahren, danach soll Bilanz gezogen und neu entschiede­n werden. Eine Mehrheit der Räte unterstütz­te das Verbot – doch es gab auch Kritik.

Die Polizei müsse eine Handhabe bekommen, sagte CSU-Fraktionsc­hef Ewald Ott. „Ansonsten geht die Sauferei weiter.“Sein Fraktionsk­ollege Günther Miller war skeptisch. Mit dem Verbot sei Aufwand verbunden – zumal an Fasching wohl Ausnahmen nötig seien. Und Kasim Kocakaplan (SPD) hatte „Bauchweh“dabei. „Alles zu verbieten, ist nicht gut.“Gegen die Stimmen der beiden verabschie­dete das Gremium die Verordnung.

Bürgermeis­ter Jürgen Eisen (CSU) betonte, die Polizei werde wohl nicht einschreit­en, wenn jemand „gemütlich sein Bier trinkt.“Wohl aber bei Auffälligk­eiten. Am Rande ging es in der Sitzung auch um den aktuell geschlosse­nen Bahnhofski­osk. Der soll demnächst wieder eröffnen. Allerdings mit einem neuen Konzept – den Verkauf von Glasflasch­en (zum Mitnehmen) soll es nicht mehr geben, hieß es.

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