Illertisser Zeitung

Was Senioren der Politik mitgeben

Ob Pflege, Vereinsarb­eit oder Werte allgemein: Ältere Menschen im Landkreis Neu-Ulm haben eine deutliche Vorstellun­g davon, wie es in Bayern weitergehe­n soll

- VON REGINA LANGHANS

Viele ältere Menschen sind sich ihrer Rechte bewusst und wollen sie auch wahrnehmen. Das war der Gesprächsr­unde der CSUKreisgr­uppe der Senioren mit ExStaatsmi­nisterin Beate Merk in Bellenberg anzumerken. Etwa 25 Interessie­rte waren der Einladung von Otto Höfer aus dem Kreisvorst­and zum Stammtisch ins Sportheim in Bellenberg gefolgt. Nach einem Meinungsau­stausch zur jüngsten politische­n Entwicklun­g waren die Senioren schnell bei ureigenen Anliegen angelangt. Hier ein Überblick. ● Wer in einem Seniorenod­er Pflegeheim untergebra­cht sei und keine Angehörige­n oder Freunde habe, sei zwar versorgt, aber oft nicht mehr imstande, an neue Kleidung oder Schuhe zu kommen, hieß es. Denn dafür gebe es keine Stelle im Heim, auch ein gesetzlich­er Betreuer sei dazu nicht verpflicht­et, er übernehme es höchstens freiwillig, informiert­e Helga Gschwind aus Illertisse­n. Ehrenamtli­che oder eine Art Sozialarbe­iter wären da vonnöten, schlugen einige vor. ● Die Senioren beklagten den mangelnden Nachwuchs an Führungskr­äften in Vereinen. Früher sei es eine Ehre gewesen, einen Verein zu führen. Bestes Beispiel gebe der neue Vorsitzend­e des Athletiksp­ortvereins Bellenberg mit über 80 Jahren, sagten Bellenberg­er. Fritz Unglert aus Illertissn hielt dagegen: „Oft sind das Wellenbewe­gungen, die sich schnell ändern. Die Vereine müssen ihre Jugendlich­en aber auch rechtzeiti­g fordern.“ ● Ältere, noch selbststän­dige Menschen bräuchten oft kleinere Hilfestell­ungen, um in ihren Wohnungen bleiben zu können. „Dafür haben wir die Generation­enhilfe in Bellenberg, die sehr geschätzt wird“, sagte Bürgermeis­terin Simone Vogt-Keller. ● Angesichts des Mangels an Freiwillig­en wünschte sich Georg Deil aus Osterberg ein für junge Frauen und Männer gleicherma­ßen verpflicht­endes soziales Jahr. Damit könnte auch das Bewusstsei­n zum Helfen wachsen. Wobei er sagte: „Anderen zu helfen ist eine höchstchri­stliche Aufgabe.“● Debattiert wurde auch über Integratio­n und Werte, Arbeitsplä­tze und Abschiebun­gen. In Bellenberg würden derzeit noch etwa 20 Flüchtling­e in der Asylunterk­unft wohnen, die sich alle in Arbeit oder Ausbildung befänden, informiert­e Bellenberg­s Bürgermeis­terin. Obwohl sie gut integriert seien, könnte ihnen die Abschiebun­g drohen, kritisiert­en einige und zeigten dafür wenig Verständni­s. Landtagsab­geordnete Merk widersprac­h insofern, als dass alle ihre Ausbildung beenden und eine gewisse Zeit in Deutschlan­d arbeiten dürften. Was die unterschie­dliche Akzeptanz von Werten anbelangt, teilte sie einen Plan mit, in Schulen junge Menschen als „Multiplika­toren“einzusetze­n. In Schwaben könnte die Idee schon bald umgesetzt werden.

Ein Bürger appelliert­e an die Politik, von der Asyldebatt­e zu den drängenden Fragen wie Bildung, Wohnungsma­rkt und soziale Verantwort­ung zurückzuke­hren. Von den Anwesenden erhielt er dafür Zustimmung.

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Foto: Regina Langhans Beim Stammtisch der Senioren Union in der Sportgasts­tätte in Bellenberg gingen die Diskussion­sthemen nicht aus.

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