Was Senioren der Politik mitgeben
Ob Pflege, Vereinsarbeit oder Werte allgemein: Ältere Menschen im Landkreis Neu-Ulm haben eine deutliche Vorstellung davon, wie es in Bayern weitergehen soll
Viele ältere Menschen sind sich ihrer Rechte bewusst und wollen sie auch wahrnehmen. Das war der Gesprächsrunde der CSUKreisgruppe der Senioren mit ExStaatsministerin Beate Merk in Bellenberg anzumerken. Etwa 25 Interessierte waren der Einladung von Otto Höfer aus dem Kreisvorstand zum Stammtisch ins Sportheim in Bellenberg gefolgt. Nach einem Meinungsaustausch zur jüngsten politischen Entwicklung waren die Senioren schnell bei ureigenen Anliegen angelangt. Hier ein Überblick. ● Wer in einem Seniorenoder Pflegeheim untergebracht sei und keine Angehörigen oder Freunde habe, sei zwar versorgt, aber oft nicht mehr imstande, an neue Kleidung oder Schuhe zu kommen, hieß es. Denn dafür gebe es keine Stelle im Heim, auch ein gesetzlicher Betreuer sei dazu nicht verpflichtet, er übernehme es höchstens freiwillig, informierte Helga Gschwind aus Illertissen. Ehrenamtliche oder eine Art Sozialarbeiter wären da vonnöten, schlugen einige vor. ● Die Senioren beklagten den mangelnden Nachwuchs an Führungskräften in Vereinen. Früher sei es eine Ehre gewesen, einen Verein zu führen. Bestes Beispiel gebe der neue Vorsitzende des Athletiksportvereins Bellenberg mit über 80 Jahren, sagten Bellenberger. Fritz Unglert aus Illertissn hielt dagegen: „Oft sind das Wellenbewegungen, die sich schnell ändern. Die Vereine müssen ihre Jugendlichen aber auch rechtzeitig fordern.“ ● Ältere, noch selbstständige Menschen bräuchten oft kleinere Hilfestellungen, um in ihren Wohnungen bleiben zu können. „Dafür haben wir die Generationenhilfe in Bellenberg, die sehr geschätzt wird“, sagte Bürgermeisterin Simone Vogt-Keller. ● Angesichts des Mangels an Freiwilligen wünschte sich Georg Deil aus Osterberg ein für junge Frauen und Männer gleichermaßen verpflichtendes soziales Jahr. Damit könnte auch das Bewusstsein zum Helfen wachsen. Wobei er sagte: „Anderen zu helfen ist eine höchstchristliche Aufgabe.“● Debattiert wurde auch über Integration und Werte, Arbeitsplätze und Abschiebungen. In Bellenberg würden derzeit noch etwa 20 Flüchtlinge in der Asylunterkunft wohnen, die sich alle in Arbeit oder Ausbildung befänden, informierte Bellenbergs Bürgermeisterin. Obwohl sie gut integriert seien, könnte ihnen die Abschiebung drohen, kritisierten einige und zeigten dafür wenig Verständnis. Landtagsabgeordnete Merk widersprach insofern, als dass alle ihre Ausbildung beenden und eine gewisse Zeit in Deutschland arbeiten dürften. Was die unterschiedliche Akzeptanz von Werten anbelangt, teilte sie einen Plan mit, in Schulen junge Menschen als „Multiplikatoren“einzusetzen. In Schwaben könnte die Idee schon bald umgesetzt werden.
Ein Bürger appellierte an die Politik, von der Asyldebatte zu den drängenden Fragen wie Bildung, Wohnungsmarkt und soziale Verantwortung zurückzukehren. Von den Anwesenden erhielt er dafür Zustimmung.