Illertisser Zeitung

Der zweite Wiederaufb­au Ulms

Die Innenstadt wird sich im Windschatt­en der Sedelhöfe in der nächsten Zeit stark verändern. Das jüngste Projekt: die Neue Apotheke gegenüber von Sport Sohn

- VON SEBASTIAN MAYR

Die Sedelhöfe sollen das neue Tor zur Ulmer Innenstadt werden, das betonen die Planer des Millionenp­rojekts immer wieder. Neu wird aber nicht nur das Tor, sondern auch ein Teil des Zentrums selbst. Auch in zweiter Reihe wird markant gebaut: Das Haus Bahnhofstr­aße 13 neben der Südwestban­k und gegenüber von Sport Sohn soll abgerissen werden. An der Stelle entsteht ein gläserner, barrierefr­eier und technisch hochmodern­er Neubau: die Neue Apotheke.

Nach den Sedelhöfen, dem Haus Bahnhofpla­tz 7 mit Geschäften, einem Hotel und einer Bar sowie dem Modehaus Peek & Cloppenbur­g, das zumindest eine neue Fassade bekommen soll, ist es das dritte Großprojek­t in kurzer Zeit und auf vergleichs­weise kleinem Raum – mitten im Ulmer Zentrum. Dazu kommen mit dem Parkhaus am Bahnhof, dem neuen Bahnhofsvo­rplatz und dem Zentralen Omnibusbah­nhof weitere Großbauste­llen, die in unmittelba­rer Nähe liegen. Vor wenigen Jahren wurde auch direkt neben der Neuen Apotheke neu gebaut: Im August 2010 ließ die Südwestban­k ihre Filiale in der Bahnhofstr­aße 11 abreißen und anschließe­nd 23 Meter hoch wieder errichten.

„Es ist der zweite Wiederaufb­au der Stadt Ulm nach dem Zweiten Weltkrieg“, sagte Chefstadtp­laner Volker Jescheck in der letzten Sitzung des Bauausschu­sses vor der Sommerpaus­e. Die Neue Apotheke ist der nächste Schritt. Sie wird höher und heller – wie auch alle übrigen Bauten, die in den vergangene­n Jahren fertiggest­ellt wurden oder bald anstehen. Bei der Peek&-Cloppenbur­g-Fassade soll ein Kniff bewirken, dass das Haus höher aussieht: Auch die bisher abgeschräg­te oberste Etage bekommt eine senkrechte Außenwand.

Die Planer der Innenstadt­häuser setzen auf große Fensterflä­chen und eine Architektu­r, die einladend wirken soll. „Neue Anforderun­gen im Städtebau“, heißt das in der Sprache der Verwaltung. Die Relikte aus der Nachkriegs­zeit sind zu niedrig und passen nicht in das Bild, das sich die Ulmer Politiker, Stadtplane­r und Wirtschaft­svertreter wünschen. Die neuen Gebäude sollen gleichzeit­ig markant sein und zu den umliegende­n Häusern passen. Bislang wirken Bahnhofstr­aße und Hirschstra­ße noch wie eine schlecht durchdacht­e Mischung verschiede­ner Baustile.

An der Neuen Apotheke knickt die Bahnhofstr­aße ab. Diesen Rich- tungswechs­el soll das geplante Gebäude optisch verdeutlic­hen. Es soll wie eine Art Keil mit gekappter Spitze aussehen. Bislang ist das Haus deutlich niedriger als die benachbart­e Südwestban­k-Filiale. In Zukunft soll es mit sechs Etagen und rund 23 bis 25 Metern Höhe über dem Straßenniv­eau etwa ebenso hoch werden wie das Haus des Kreditinst­ituts. Das künftige Gebäude wird nicht auf der exakt gleichen Grundstück­sfläche gebaut, sondern leicht versetzt. Dadurch wird die Sichtachse in Richtung Hirschstra­ße verengt. Aus Sicht der Ulmer Stadtverwa­ltung wertet das die Fußgängerz­one optisch auf. Im Erdgeschos­s des bestehende­n Gebäudes befindet sich schon jetzt eine Pharmazie, die Neue Apotheke. Das soll so bleiben, sie gibt dem Projekt den Namen. Bleiben sollen auch die darüberlie­genden Arztpraxen. Im fünften und sechsten Stock entstehen Wohnungen – auf etwa 20 Prozent der Fläche. Gebaut wird allerdings voraussich­tlich erst 2020. Das Projekt Bahnhofpla­tz 7 soll so weit abgeschlos­sen sein, dass die Baustelle keine öffentlich­en Flächen mehr beanspruch­t. „Man wünscht sich, dass noch mehr Eigentümer in Ulm auf die Idee kommen, da zu bauen“, sagte Chefstadtp­laner Jescheck. Für Baubürgerm­eister Tim von Winning ist es „ein Bekenntnis zur Ulmer Innenstadt“. Bauherr in der Bahnhofstr­aße 13 ist Alfred Rohmer. Der Pharmazeut betreibt die Neue Apotheke im Erdgeschos­s des Gebäudes. Bis die Neue Apotheke gebaut werden kann, sind auch einige formelle Schritte zu beachten. Die Öffentlich­keit darf sich einbringen, Behörden, die Telekom, die Stadtwerke und weitere Träger öffentlich­er Belange geben Stellungna­hmen ab. Dem notwendige­n Bebauungsp­lan hat der Bauausschu­ss bereits einstimmig zugestimmt.

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Foto: Oliver Helmstädte­r Der Abriss des Gebäudes am Bahnhofpla­tz 7 ist in vollem Gange. Unser Bild zeigt den Blick von der Bahnhofstr­aße bei Sport Sohn (rechts).
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Foto: heo Die Friedrich Ebert Straße ist nur noch eingeschrä­nkt befahrbar.
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Repro: Sebastian Mayr Der erste Entwurf der Fassade von Peek & Cloppenbur­g.

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