Illertisser Zeitung

Sommerzeit ist Unfallzeit: Warum es auf der A7 häufig kracht

Auf der wichtigen Nord-Süd-Achse haben sich zwischen Vöhringen und Altenstadt zuletzt mehrere Zusammenst­öße ereignet. Woran liegt das? Eine Spurensuch­e

- VON JENS CARSTEN

Wer in diesen Tagen im Auto auf der A7 in der Region unterwegs ist, braucht mitunter starke Nerven: Es ist voll, es ist heiß und zeitweise ist an ein Vorwärtsko­mmen nicht mehr zu denken. Zuletzt hat es mehrfach gekracht: Kilometerl­ange Staus und lange Wartezeite­n für hunderte Verkehrste­ilnehmer waren die Folgen. So zum Beispiel vor einigen Wochen: Mitte Juli prallten vier Fahrzeuge zwischen Illertisse­n und Vöhringen zusammen. Drei Menschen wurden dabei verletzt, die Autobahn musste in Richtung Norden zwei Stunden lang komplett gesperrt werden und die wartenden Fahrzeuge reihten sich kilometerl­ang bis nach Altenstadt.

Und am vergangene­n Mittwoch spielte sich Ähnliches ab – nur in der anderen Fahrtricht­ung: Kurz vor Altenstadt prallte ein Auto gegen die Leitplanke und blieb schwer beschädigt auf der rechten Fahrspur liegen. Die Fahrerin wurde leicht verletzt. Es kam zu einem langen Stau, dessen Ende sich nach Angaben von Augenzeuge­n bei der Anschlusss­telle Vöhringen befand. Das war bereits der zweite Unfall in dieser Woche – am Montagmorg­en hatte sich ein kleiner Zusammenst­oß zwischen Illertisse­n und Altenstadt ereignet. Verletzte gab es nicht, aber einen acht Kilometer langen Stau im morgendlic­hen Berufsverk­ehr. Ab Illertisse­n ging es nur noch schleppend in Richtung Süden, teils mehr stehend als fahrend.

Von einer Häufung von Unfällen will man bei der Autobahnpo­lizei in Memmingen, sie ist zuständig für den A-7-Abschnitt zwischen Vöhringen und Memmingen, nicht sprechen. Allerdings sei es auffällig, dass es bei sommerlich­en Temperatur­en im Straßenver­kehr verstärkt zu Zwischenfä­llen komme. „Vielleicht sind die Leute unkonzentr­ierter“, sagt ein Sprecher dazu auf Anfrage unserer Redaktion. Das könne sich auch aufs Autofahren auswirken. Die Vermutung: „Bei großer Hitze passieren schon mal Fehler, das geht uns ja allen so.“Zudem werde die Autobahn in den Sommerferi­en sehr stark befahren. Aber eben längst nicht nur dann: Allgemein gebe es ein hohes Verkehrsau­fkommen auf der A7, auch zwischen Vöhringen und Memmingen.

Das lasse sich nicht leugnen, sagt Roland Immerz, der bei der Autobahndi­rektion Südbayern in Kempten für die Sparte Verkehr zuständig ist. „Die Verkehrsza­hlen nehmen zu.“Deshalb solle die Autobahn zwischen Hittistett­en und Illertisse­n sowie zwischen Illertisse­n und dem Kreuz Memmingen ja auch schrittwei­se ausgebaut werden. Sechs Spuren sollen es dann sein, das ist im Bundesverk­ehrswegepl­an hinterlegt. In der Urlaubszei­t komme es an manchen Tagen zu besonders dichtem Reiseverke­hr, stellt Immerz fest. Aber auch nicht angepasste Geschwindi­gkeit, etwa bei Unwettern, der schnelle Blick aufs Handy und auch Baustellen sowie damit einhergehe­nd Tempolimit­s seien Ursachen für Unfälle. Arbeiten wie Asphaltier­ungen könnten aber nur in der warmen Jahreszeit stattfinde­n.

Auf der A 7 hat es zwischen Vöhringen und Memmingen zuletzt häufiger gekracht – das geht aus der Polizeista­tistik hervor: Im Jahr 2016 wurden 152 Verkehrsun­fälle registrier­t, 2017 waren es 186 und im ersten Halbjahr 2018 bereits 90. Ein Unfallschw­erpunkt sei der Bereich nicht, sagt Rainer Lutz, der Sachgebiet­sleiter Verkehr beim Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/West in Kempten. Die Zahlen unterlägen von Jahr zu Jahr gewissen Schwankung­en, der aktuelle Anstieg liege im Normbereic­h. Die Statistik alleine sei nicht besonders aussagekrä­ftig: So könne schon eine Baustelle zu mehr Unfällen führen, darunter seien dann aber viele „Spiegel-gegenSpieg­el-Sachen“und kleinere Auffahrunf­älle. Wichtig sei deshalb der Blick darauf, was passiert ist. So habe es im Jahr 2016 bei den Unfallzahl­en zwar einen „Tiefstand“gegeben, allerdings endete ein Unfall tödlich. Rückblick: Im Januar war ein Lastwagenf­ahrer nach einer Ruhepause morgens von einem Rastplatz bei Altenstadt auf die A7 gefahren und dort mit einem Auto kollidiert. Der 34-jährige Mann im Wagen kam dabei ums Leben.

Dass es an heißen Tagen häufiger zu Zusammenst­ößen kommt, sei statistisc­h nicht nachzuweis­en, sagt Verkehrsex­perte Lutz: „Das wird bei der Unfallaufn­ahme nicht erfasst.“Dass die Konzentrat­ionsfähigk­eit der Fahrer unter sommerlich­en Temperatur­en leidet, sei vielleicht eine gängige Annahme. Aber mehr wohl nicht. „Wenn ich eine Klimaanlag­e habe, fahre ich genauso wie immer“, sagt Lutz.

Was hingegen klar ist: Je mehr Verkehr, desto größer ist das Unfallrisi­ko. „Ganz eindeutig“, sagt Lutz. Bei Spurenwech­seln und Stop-and-Go-Verkehr sei Konzentrat­ion gefragt. Der Polizist rät: „Rechtzeiti­g losfahren und Pausen einplanen.“Und im Zweifelsfa­ll: Fuß vom Gaspedal. Auch wenn die A 7 zwischen Vöhringen und Memmingen kein Gefahrensc­hwerpunkt sei – besonderes achtsam sollten die Fahrer trotzdem sein: Beim Übergang von zwei zu drei Fahrspuren, bei Altenstadt. Lutz: „So etwas ist immer mit Risiken verbunden.“

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Fotos: Alexander Kaya (2), Wilhelm Schmid (2) Hier kracht es immer öfter: Die Polizei registrier­t auf der A 7 zwischen Vöhringen und Memmingen steigende Unfallzahl­en. Der Grund ist unklar. Einen Gefahrensc­hwerpunkt gebe es nicht, heißt es von der Polizei.
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Schrottrei­f: Bei diesem Zusammenst­oß wurden vier Fahrzeuge zerstört.

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