Wie sollen die Baumgräber gestaltet sein?
Babenhauser Markträte sind sich uneinig über alternative Form der Beisetzung. Von Fehlern, Kosten und Namensschildern
Es gibt heute unterschiedlichste Formen, sich bestatten zu lassen: Anstelle einer Beerdigung im Sarg ist es denkbar, die Asche eines Verstorbenen auf hoher See oder in Form eines Diamanten der Ewigkeit zu übergeben. Sogar Weltraumbestattungen sind in manchen Ländern kein Ding der Unmöglichkeit, bringen die Hinterbliebenen das nötige Geld auf. Auch in Babenhausen gibt es eine sogenannte „alternative Form“der Beisetzung: ein Baumgrab. Wie diese Möglichkeit aussehen soll, darüber hat der Marktgemeinderat kontrovers diskutiert.
Das Thema ist nicht neu: Das Gremium hatte 2016 beschlossen, Baumgräber zu genehmigen. Die Friedhofssatzung wurde geändert – jedoch nicht konkret genug, wie sich später herausstellte. Ein Gros der Räte vertritt die Meinung, dass „Fehler passiert“seien.
Konkret geht es um die vier Baumbestattungen, die bislang am Friedhof durchgeführt wurden. Für drei der Urnen finden sich Gedenktafeln auf der Wiese. So sei dies nicht gedacht gewesen, sagen die Räte. Eine Baumbestattung solle anonym sein. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass der Rasen mit der Zeit „zugepflastert“werde, wie Barbara Kreuzpointner (Liste engagierter Bürger) sagte. Den Hinterbliebenen, die die Platten verlegen ließen, sei hierbei kein Vorwurf zu machen, betonte Ilona Keller (Freie Wähler). Vielmehr ist die Satzung aus Sicht des Gremiums nicht präzise formuliert. Darin ist zu lesen: „Der Ort der Beisetzung wird von der Gemeinde festgelegt und ist später nicht mehr erkennbar“, nicht aber, dass keine Steintafeln auf der Wiese verlegt werden dürfen.
Nun ging es um die Frage, ob der begonnene Halbkreis aus Platten um den Baum noch vollendet werden soll oder nicht. Martina Gleich (Junge Wähler Union) sprach sich für Letzteres aus: „Wir haben tolle Stelengräber am alten Friedhof, da geht das mit den Täfelchen.“Karin Lepschy (Liste engagierter Bürger) dagegen sagte: „Man sollte die Reihe fertigmachen, damit es ein annähernd schönes Bild abgibt.“Die Räte stimmten mit elf zu sieben Stimmen dafür, keine neuen Platten verlegen zu lassen.
Martin Gleich (CSU) sprach zudem die Kosten an: Eine Baumbestattung sollte nicht wie bisher weniger kosten als eine Beisetzung im Stelengrab. Aktuell unterscheiden sich die Gebühren deutlich. „Das Finanzielle darf kein Anreiz für eine Baumbestattung sein“, so seine Meinung. Ilona Keller (Freie Wähler) erwiderte, dass die Wahl der Bestattung unterschiedliche Hintergründe haben könne: „Das Ansinnen, einen Menschen in den Kreislauf der Natur zurückzuführen, muss man respektieren.“Diese Möglichkeit wollen die Räte niemandem verwehren. Die Gebühren sollen jedoch angepasst und dem Marktrat vorgelegt werden.
Diskutiert wurde indes rege, ob auch Baumgräber mit Namen möglich sein sollen. Miriam Loder-Unglert (JWU) sagte, sie hätte kein Problem mit einer Kennzeichnung, sofern die Tafeln kleiner und einheitlich ausfallen. Gleich sprach einen weiteren Aspekt an: Der alte Friedhof werde immer lichter – obwohl dieser „einen historischen Wert“habe. Dem wollte die Marktgemeinde mit dem Konzept der Stelengräber entgegenwirken. Dort sei sowohl eine anonyme als auch eine nicht anonyme Bestattung möglich. Mehrheitlich sprach sich das Gremium für anonyme Baumgräber aus.
Zweiter Bürgermeister Dieter Miller (Freie Wähler) schlug zudem vor, einen geeigneteren Ort für die Baumbestattungen am Friedhof zu suchen, etwa einen abgegrenzten und gekennzeichneten Bereich westlich der Aussegnungshalle.
Blieb die Frage offen, was nun mit den Gedenktafeln, die verlegt wurden, geschehen soll. Müssen diese entfernt, die Gräber gar vorzeitig aufgelöst werden? So weit wollten die Markträte nicht gehen. Die Ruhezeit beträgt 15 Jahre. „Da hat sich ein Vertrauensschutz aufgebaut“, sagte Armin Schröter (Freie Wähler) und erhielt Zustimmung.
Das Thema wird übrigens nicht nur in Babenhausen rege diskutiert. In Altenstadt zum Beispiel herrschte vor zwei Jahren Uneinigkeit zwischen Gemeinde und Pfarrer wegen der Neugestaltung des Friedhofs. Letzterer hatte unter anderem Sorge, dass nahe der Kirche Sarggräber von Urnengräbern verdrängt werden. Die katholische Kirche favorisiere Erdbestattungen.