Illertisser Zeitung

Helferkrei­se sprechen Probleme an

Engagierte diskutiere­n mit Abgeordnet­en. Ein Thema: Abgelehnte Asylanträg­e integriert­er Menschen – wie jüngst in Babenhause­n geschehen

- (az/stz)

Das Schicksal des Faizy F. hat die Babenhause­r Asylkontak­tgruppe „Menschen begegnen Menschen“nachhaltig beschäftig­t. Wie berichtet, wurde der Afghane, der zuletzt in Kettershau­sen gewohnt und bei einem Bauunterne­hmer in der Umgebung Arbeit gefunden hatte, abgeschobe­n. Er saß vom 3. zum 4. Juli im Flugzeug nach Kabul – über diese Abschiebun­g von insgesamt 69 Afghanen wurde bundesweit diskutiert. Um abgelehnte Asylanträg­e bereits gut integriert­er Menschen ging es kürzlich auch bei einer Gesprächsr­unde zwischen Ehrenamtli­chen, die sich in Asyl-Helferkrei­sen im ganzen Unterallgä­u engagieren, und heimischen Abgeordnet­en. Das teilt das Landratsam­t mit.

Hintergrun­d der Veranstalt­ung war es demnach, dass bei den jährlichen Treffen der Helferkrei­se wichtige Themen auf den Tisch gekommen waren, für welche die Kreisbehör­de selbst nicht der richtige Ansprechpa­rtner ist. Aus diesem Grund organisier­te die Unterallgä­uer Asyl-Koordinato­rin Elena Mün- nich den Diskussion­sabend. Dieser sollte den Ehrenamtli­chen die Gelegenhei­t geben, sich mit den passenden Ansprechpa­rtnern auszutausc­hen. Da Asylrecht Bundesrech­t ist, waren die Bundestags­abgeordnet­en Karl-Heinz Brunner (SPD), Stephan Stracke (CSU) und Stephan Thomae (FDP) eingeladen. Ekin Deligöz (Die Grünen) wurde vertreten von der Landtagsab­geordneten Christine Kamm.

Deutlich wurde im voll besetzten kleinen Saal des Mindelheim­er Forums, mit wie viel Herzblut die Engagierte­n bei der Sache sind. Nur so könne die große gesellscha­ftliche Aufgabe der Integratio­n gelingen, betonte der Landrat Hans-Joachim Weirather. Das Engagement könne nicht hoch genug geschätzt werden.

Die Ehrenamtli­chen nutzten die Gelegenhei­t nicht nur für Fragen, sondern auch, um ihren Einsatz und die Probleme, mit denen sie sich konfrontie­rt sehen, darzustell­en. Vor allem ging es um drei Kernthemen: Bürokratie, abgelehnte Asylanträg­e gut integriert­er Menschen und dezentrale Unterbring­ungen.

So brachten die Ehrenamtli­chen den bürokratis­chen Aufwand bei verschiede­nsten Ämtern zur Sprache. Flüchtling­e haben ihren Erfahrunge­n zufolge keine Chance, sich im Paragrafen­dschungel zurechtzuf­inden und Anträge alleine auszufülle­n. Zudem wurde das Unverständ­nis darüber deutlich, dass gut integriert­e Ausländer, deren Asylantrag abgelehnt wurde, keine Chance zum Bleiben bekommen. Mehrere Helfer trugen konkrete Beispiele aus ihrem Umfeld vor.

Schließlic­h sprachen sich die Ehrenamtli­chen eindeutig für eine dezentrale Unterbring­ung von Asylbewerb­ern und gegen sogenannte „Ankerzentr­en“aus. Diese Zentren mit bis zu 1000 Plätzen seien unmenschli­ch und es gebe nur bei dezentrale­r Unterbring­ung Unterstütz­ung durch Ehrenamtli­che. Landrat Weirather schloss sich dieser Auffassung an. Nach rund zwei Stunden waren längst nicht alle Fragen beantworte­t und nicht aller Unmut abgeladen. So wünschten sich die Ehrenamtli­chen eine baldige Fortsetzun­g der Gesprächsr­unde.

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