Gemeinsam werkeln für den Spielplatz
Sie wollen Kindern ein Abenteuer im Alltag bescheren: Viele Kettershauser packen mit an, um Geräte zum Klettern, Sandburgenbauen und Planschen an der Schule zu errichten
Es ist ein heißer Vormittag; die Temperaturen klettern unaufhörlich in Richtung 30-GradMarke. Neben der Schule in Kettershausen wird trotzdem tüchtig gearbeitet – und zwar ehrenamtlich. Engagierte Bürger errichten dort einen Spielplatz. Unter Anleitung von Josef Schömig gilt es an diesem Tag, einen Wasserlauf zu betonieren. Der Rentner war früher im Baugewerbe tätig und kennt sich aus. Martha Frommel sagt: „Dass er vom Fach ist, sieht man schon daran, wie er die Kelle führt.“Die Rentnerin und Hausfrau leitet das Projekt „Spielplatz“. Sie freut sich: Der schneckenförmige Wasserlauf nimmt allmählich Form an.
Zu Beginn sei die Liste der Freiwilligen recht kurz gewesen, berichtet Frommel. Doch nun packten viele an. Großeltern und Eltern helfen mit, der Elternbeirat hat für die Arbeitseinsätze eine eigene Whatsapp-Gruppe eingerichtet. Sie nennt zudem die Gemeindemitarbeiter Artur Seidl und Josef Burkhardt, die da seien, wenn man sie brauche. Und eine örtliche Bäckerei, die auch heute die Brotzeit spendiert habe. „Es ist toll, dass sich inzwischen so viele für den Spielplatz einsetzen“, sagt sie. Das sieht auch Bürgermeisterin Susanne Schewetzky so: Das Vorhaben „lebt vom Engagement“und sei zum „Selbstläufer“geworden.
Der Spielplatz entsteht auf einer Fläche von rund 1500 Quadratmetern. Eine solche Größe sei eigentlich ein „Luxus“für eine Gemeinde wie Kettershausen, so die Bürgermeisterin. Zusammen mit den bestehenden Spiel- und Sporteinrichtungen bei der Schule, die Kinder außerhalb der Unterrichtszeiten zusätzlich nutzen können, seien es sogar 2000 Quadratmeter. 80 000 Euro hat die Gemeinde bislang für den Spielplatz im Etat vorgesehen.
Entstanden ist die Idee während den Arbeiten zum Gemeindeentwicklungskonzept vor rund zwei Jahren. Damals formierte sich ein eigener Arbeitskreis „Spielplatz“, zu dem auch Martha Frommel gehörte. Um sich zu informieren, habe sie zu Beginn sämtliche Spielplätze in der weiteren Umgebung angeschaut, erinnert sie sich. Im Dezember 2016 stellte die Kettershauserin dem Gemeinderat dann den vom Arbeitskreis erstellten Plan samt maßstabsgetreuem Modell vor – und stieß im Gremium auf Begeisterung. So orientiert sich das Projekt am Leitgedanken „Naturgemeinde“. Denn als solche will sich Kettershausen durch verschiedene Maßnahmen positionieren. Was das am Beispiel Spielplatz heißt: Die Geräte sollen etwa nach Möglichkeit aus Holz bestehen. Robinienholz sei dafür ausgesucht worden, berichtet Frommel, denn das sei auch ohne Schutz langlebig.
Kinder sollen künftig auf dem Areal toben, klettern, bauen und experimentieren können. Einige Voraussetzungen dafür sind bereits geschaffen. So steht etwa das mehrere Meter lange Holzschiff mit Hängeleiter und Rutsche schon. Wie andere Spielgeräte wurde es von der Gemeinde gekauft und soll nun in Eigenleistung aufgepeppt werden. Frommel stellt sich vor, dass es mit Flagge, Steuerrad und Fernrohr abenteuertauglich ausgestattet wird. An einem hölzernen, knallroten Feuerwehrauto will der örtliche Feuerwehrverein noch passende Schriftzüge anbringen. Der „Drachenhügel“mit Höhle zum Durchkriechen und -gehen dagegen ist ein Unikat, das es nicht zu kaufen gibt. „Den noch fehlenden Drachenkopf werde ich selber aus Beton modellieren“, sagt Frommel.
In den naturnahen Spielplatz mit separaten Bereichen für Klein- und Schulkinder fließen auch die Elemente Wasser und Erde ein. Ein eigens entworfener Sandplatz wird entstehen, etwa mit Sandaufzug und Wasser-Matsch-Zone. Von einer Verteilstation aus soll das Wasser in den Sand oder über den gerade von Helferhand entstehenden Bachlauf in ein Becken fließen. Auch Balancierstrecken, Trampolin, Schaukeln und Karussell gibt es auf dem großzügig angelegten Areal. Für den Fallschutz bei den Geräten seien 90 Tonnen Kies von den Helfern verteilt worden, erzählt Frommel von einem anstrengenden Einsatz.
Ob für die Wasserlandschaft oder Drachenhöhle, die Pflege der Grünanlage oder den geplanten Aufbau eines Spielhauses – für die Kettershauser gibt es noch viel zu tun. Für Letzteres brauchen sie fachmännische Unterstützung. „Ein Schreiner oder Zimmermann, der uns beim Spielhaus helfen könnte, wäre toll“, sagt Frommel.
90 Tonnen Kies haben die Helfer verteilt