Was von den Grafen von Kirchberg geblieben ist
Die Adelsfamilie beherrschte einst das Land zwischen Riß und Roth
In vornapoleonischer Zeit stellte die Iller keine Grenze dar. Rechts und links des Flusses waltete oft derselbe Herr, die gegenseitigen Kontakte waren ausgeprägt und sogar die Sprache war einander ähnlicher als heute. Dieses Land zwischen Riß und Roth beherrschten im Hochmittelalter die Grafen von Kirchberg. Als Stammburg derselben wird Unterkirchberg angesehen, wo ein eindrucksvoller Burgstall auf dem Geländesporn zwischen Iller und Weihung noch an jene Zeiten erinnert.
Schon bald dürften die Grafen ihren Wohnsitz auf den Höhenrücken beim heutigen Oberkirchberg verlegt haben. Eine erste gesicherte Erwähnung finden die Herren im Jahr 1087, als ein Otto de Chirchberc als Zeuge in einem Rechtsgeschäft auftritt. Wenig später entschloss sich die Familie eine Stätte ihres Totengedenkens, der Memoria, einzurichten. Hierzu erfolgte durch die beiden Brüder Otto und Hartmann 1093 die Gründung eines nahen Klosters in Wiblingen. Dieses Benediktinerkonvent diente fortan auch als Grablege der vornehmen Herren. Allerdings verzweigte sich die Familie recht rasch.
Die Linie Kirchberg-Brandenburg, auf dem namengebenden Schloss bei Regglisweiler beheimatet, erlosch bereits 1298, wobei das Erbe vom Habsburger König Albrecht I. für das Reich eingezogen wurde. Zuvor verliehen die letzten Brandenburger noch das Stadtrecht an die nahe Ansiedlung Dietenheim.
Die benachbarte Linie Kirchberg-Kirchberg überdauerte noch einige Jahrzehnte, bis auch dort 1366 das Erbe als Mitgift an die Südtiroler Herren von Matsch überging. Am längsten bestand der dritte Zweig, Kirchberg-Wullenstetten. Deren Wohnsitz ist nicht mehr lokalisierbar, wenn er auch möglicherweise mit dem Gebiet „Buschele“westlich der Wullenstetter Kirche gleichgesetzt werden kann. In ihre Herrschaftszeit fällt die Verleihung des Marktrechtes für Illertissen im Jahr 1430.
Erstreckte sich ihr Territorium anfangs noch von Senden entlang der Iller bis südlich von Illertissen, wurde die Geschlossenheit auch hier ein Opfer der Genealogie: Fortan existierten eine Wullenstetter und eine Illertisser Linie. Von Graf Eberhard aus letzterem Zweig ist überliefert, dass er zusammen mit dem späteren Kaiser Friedrich III. eine Reise ins Heilige Land unternahm und dort zum Ritter des heiligen Grabes geschlagen wurde. Sein Neffe Wilhelm schien indessen die weltlichen Freuden bevorzugt zu haben. Nach einem Bankrott war er gezwungen, sein Land an den niederbayerischen Herzog Georg den Reichen zu verkaufen. Jener hatte bereits die Herrschaften Weißenhorn und Pfaffenhofen erworben.
Ganz und gar nicht einverstanden mit der Veräußerung zeigte sich Graf Philipp, Sohn des zum Ritter geschlagenen Eberhard. Erst nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit dem herzoglichen Hof in Landshut willigte auch er in den Verkauf ein. Im Gegenzug wurde er als bayerischer Pfleger in Weißenhorn eingesetzt und durfte die Herrschaft Illertissen behalten. Dort starb er als letzter amtierender Kirchberger im Jahr 1510, wobei sein Besitz über seine Tochter Appolonia an die Grafen von Montfort überging. Wenig später folgten in Illertissen die Vöhlin.
Die „Mohrin“der Kirchberger dürfte hingegen vielerorts bekannt sein, ist sie doch auf dem Wappen des Landkreises Neu-Ulm abgebildet. Welchen geschichtlichen Hintergrund diese alte Darstellung hat, ist unbekannt. Gesichert hingegen ist die Herkunft der Bischofsmütze in der Hand der Mohrin: Bruno von Kirchberg hatte das Amt des Bischofs von Brixen inne, worauf dem Stammhaus gestattet wurde, eine Mitra auf ihrem Schild zu verwenden.