Auf dem Weg zum schreibenden Pfleger
Die Quintessenz des Lebens: Darum geht es in einer Geschichte von Sascha Wollny, die nun veröffentlicht wurde. Mit 36 stellt er seine eigenen Lebensziele noch einmal auf den Kopf
Die Frage nach dem Sinn des Seins – nach der Quintessenz, dem Wichtigen und Wesentlichen, worauf es in unserem Leben ankommt. Sascha Wollny hat sie sich schon oft gestellt. Der Bellenberger hat Bücher gewälzt, sich mit Schriften von Philosophen befasst und selbige studiert. In einem Essay, den der 36-Jährige kürzlich bei einem Schreib- und Fotowettbewerb eingereicht hat, nimmt er sich dem Thema auf kindgerechte Weise an. Seine Kurzgeschichte über „Emma und die fünf Finger des Lebens“hat es unter die besten Einsendungen geschafft – und wurde gemeinsam mit 31 anderen Texten nun veröffentlicht.
„Quintessenz“lautete das Motto des Wettbewerbs, an dem bundesweit mehr als 800 Hobbyschreiber und Fotografen teilgenommen haben. Wollnys Geschichte dreht sich dabei um die Frage: „Worauf kommt es im Leben eigentlich an?“Die kleine Emma stellt sie ihrem Vater, kurz bevor dieser bei einem Autounfall ums Leben kommt. Und auch wenn das Schicksal die beiden für immer trennt, erhält das Mädchen noch eine Antwort.
In einer Nachricht, die Emma auf ihrem Smartphone findet, erzählt ihr Vater von den fünf Fingern einer Hand, die jeweils für eine andere Eigenschaft stehen – unter anderem dafür, nach Glück zu streben, ein bescheidenes und maßvolles Leben zu führen, Entscheidungen zu reflektieren, nachzudenken, zu leben und leben zu lassen, tolerant zu sein.
Er beginnt eine Ausbildung zum Altenpfleger
„Philosophie in einfacher Form erklärt“, sagt Wollny, der selbst kurz vor der Promotion steht. Der 36-Jährige wird dann Doktor der Philosophie sein. Und dennoch wird er ab September einen ganz anderen Weg gehen.
Die Suche nach der Quintessenz des eigenen Lebens hat Wollny eine andere Richtung einschlagen lassen: Im Herbst beginnt er in Illertissen eine Ausbildung als Altenpfleger. „Manchmal muss man eben da hin, wo es brennt“, sagt der Bellenberger. Und in der Altenpflege brenne es derzeit gewaltig.
Ganz neu ist die Pflege von älteren Menschen für ihn nicht. Er habe seinen Zivildienst im Seniorenheim geleistet. Seit zwei Jahren kümmert sich Wollny in Illertissen zudem um eine Seniorin. „Ich interessiere mich für das Thema Demenz und bin überzeugt davon, dass ich sehr viel lernen kann.“
Was er während seiner dreijährigen Ausbildung erlebt und welche Erfahrungen er sammelt, will der 36-Jährige in einem Blog, einer Art Internettagebuch, festhalten. „Ich möchte anderen zeigen, dass der Job zwar anstrengend ist, aber dennoch Sinn macht.“
Der Sinn des Lebens – er zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben des Bellenbergers. Dass er dieses Thema dann auch in seinen Erzählungen aufgreift, liegt auf der Hand. Emmas Geschichte ist dabei nicht die erste, die Wollny geschrieben hat. Er habe schon mehrere Essays, Kurzgeschichten, Gedichte und Texte verfasst. Für Vereine übernehme er zudem Schreibaufgaben und kümmere sich um den Internetauftritt des Bellenberger Integrationskreises.
Auch ein Buch hat der Bellenberger bereits verfasst. Die Hauptrolle im Roman spielt Alex, der kurz vor einem Burn-out seinen Job kündigt und seine Prioritäten neu setzt. Auch Alex ist auf der Suche nach dem Sinn, dem vollkommenen Leben.
Einen Verleger, der das Buch veröffentlicht, habe er allerdings noch nicht gefunden. „Ich werde jetzt dann wohl mal die kleinen Verlage abklappern müssen“, sagt Wollny und lacht.
„Quintessenz“– Geschich ten und Bilder; Herausgeber: Sebastian von Bomhard; 248 Seiten im Taschen buchformat; Preis: 9,95 Euro; ISBN 10: 3944991036