Das Ende der heiteren Spiele
Olympia 1972 in München beginnt fröhlich und endet nach dem Attentat eines palästinensischen Terror-Kommandos in einem Desaster mit vielen Toten
Es sollten heitere Spiele werden. Der erste Versuch hatte nicht ganz so gut funktioniert. Mit München war 1972 zum zweiten Mal eine deutsche Stadt Gastgeber Olympischer Sommerspiele. Das erste Mal in Berlin hatten die Nationalsozialisten 1936 zu einem Festival der Propaganda pervertiert.
München wollte das vergessen machen. Und es schien, als gelänge dieses Vorhaben. Deutschland präsentierte sich als perfekter Gastgeber. Unvergessen, als die damals erst 16-jährige Ulrike Meyfarth Gold im Hochsprung gewann. Oder jene goldene Stunde, als 800-Meter-Läuferin Hildegard Falck, Speerwerfer Klaus Wolfermann und Geher Bernd Kannenberg dem Gastgeber binnen 60 Minuten drei Olympiasiege bescherten. Superstar der Spiele war US-Schwimmer Mark Spitz. Der Mann mit dem wallenden Schnauzbart gewann sieben Goldmedaillen. Ein Rekord, den erst Michael Phelps 2008 in Peking brach, als er acht Mal gewann.
Es waren heitere Spiele. Es waren die Spiele einer neuen Zeit. Erstmals hatte mit der Hürdensprinterin Heidi Schüller eine Frau bei Sommerspielen den olympischen Eid gesprochen. Die atemberaubende Konstruktion des Olympiastadions mit seinem weltberühmten Zeltdach sollte der Welt Freiheit und Offenheit demonstrieren. Am Tag nach Spitz’ letztem Sieg zerbirst das Bild der heiteren Spiele. Ein palästinensisches Terror-Kommando, das sich selbst „Schwarzer September“nennt, dringt in das Quartier der israelischen Mannschaft im olympischen Dorf ein. Ein Trainer wird durch eine geschlossene Tür erschossen, weitere Israelis gefangen genommen. Die Terroristen fordern die Freilassung von in Israel inhaftierten Arabern und drohen, die Geiseln zu erschießen. Bundesinnenminister Genscher verhandelt. Vergeblich.
Am Flugplatz Fürstenfeldbruck will die Polizei die Situation gewaltsam lösen. Die Aktion gerät zum Desaster. Alle neun israelischen Geiseln, fünf Araber und ein deutscher Polizist sterben.
Es folgt jener Satz, der für immer mit München verbunden bleiben wird. Der damalige IOC-Präsident Avery Brundage verkündete am Tag nach dem tödlichen Drama, dass die Spiele fortgesetzt werden: „The games must go on.“