Drogenbande muss in Haft
Die Männer hatten Kokain und Narkosemittel transportiert. Doch zwei entscheidende Urteile stehen noch aus
Im Verfahren gegen fünf Mitglieder einer mutmaßlichen Drogenbande am Memminger Landgericht sind am Montag drei Angeklagte zu teils hohen Haftstrafen verurteilt worden. Gegen zwei der mutmaßlichen Haupttäter geht der Prozess aber weiter. Nach den Plädoyers von Staatsanwalt und Verteidigern soll jetzt geklärt werden, ob ein Rumäne, der in seinem Heimatland inhaftiert ist, als Boss der Kokainschmuggler gilt.
Der Mann hatte nach den Erkenntnissen der Ermittler und nach Aussagen zweier Angeklagter innerhalb der Organisation eine wichtige Rolle. Er hatte laut Anklage „als führendes Bandenmitglied“die Aufgabe, mit Auftraggebern über Konditionen zu verhandeln und den Kontakt zu Abnehmern in Großbritannien herzustellen. In Deutschland fungierten zwei Männer aus dem Kreis Neu-Ulm als Komplizen. Sie waren für die Transportabwicklung zuständig. Von Belgien oder den Niederlanden aus wurden Kokain und das Narkosemittel Ketamin mit Lastwagen nach England gebracht. Die Pakete waren unter anderem zwischen Eis und Süßigkeiten versteckt. Bei den letzten Transporten im Mai 2017 war das Bundeskriminalamt den Tätern schon auf der Spur. Der Zoll entdeckte das Kokain im Zielhafen Dover.
Ein 32-jähriger Rumäne, der das Rauschgift als Fahrer transportierte, wurde gestern von der Ersten Strafkammer des Memminger Landgerichts zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt, ein 42-jähriger Rumäne bekam wegen Beihilfe drei Jahre und sechs Monate. Weniger hart traf es einen 36-jährigen Neu-Ulmer. Der Mann hatte im Auftrag des Hauptangeklagten zwei Autobatterien als Schmugglerverstecke präpariert. Darin wurden ebenfalls einige Kilo Kokain nach England gebracht. Bei der zweiten Tour flog der Transport auf. Der 36-Jährige bekam zwei Jahre Haft mit Bewährung für Beihilfe zum Drogenhandel, weil er ein umfassendes Geständnis abgelegt hatte und nicht vorbestraft ist.
Die Urteile gegen die beiden Männer aus dem Kreis Neu-Ulm, die für die Transportabwicklung in Deutschland zuständig waren, stehen noch aus. Für den einen forderte der Staatsanwalt eine Haftstrafe von zehn Jahren unter Einbeziehung einer dreijährigen Suchttherapie, für den anderen sechs Jahre. Die Strafrahmen waren, wie berichtet, in einem Gespräch zwischen Vorsitzendem Richter Jürgen Hasler, der Staatsanwaltschaft und den sechs Verteidigern bereits abgesteckt worden.
Doch genau dieser Punkt brachte den Prozess ins Stocken: Anwältin Ulrike Mangold hielt die Strafe für ihren Mandanten zu hoch. Für ihn fordert der Staatsanwalt sechs Jahre Haft. Haupttäter sei der in Rumänien einsitzende Mann, der allerdings im Memminger Prozess nicht aussagte.
Das Gericht trennte das Verfahren gegen die zwei Männer ab, gegen sie wird weiter verhandelt.