Auf Skiern ist er in die Schule gefahren
95-jähriger Illertisser kann aus den vergangenen Jahrzehnten viel erzählen
Rudolf Stöckner hat in seinem Leben viel erlebt und immer Glück gehabt. Dabei ist er zufrieden und bescheiden geblieben. So konnte er kürzlich zu Hause in Illertissen seinen 95. Geburtstag zelebrieren. Gefeiert wurde im Familienkreis: Rudolf Stöckner hat eine Tochter, dank deren Hilfe er in den eigenen vier Wänden bleiben kann sowie eine Enkelin und einen Enkel.
Der Senior stammt aus dem sudetendeutschen Erzgebirge, wo er in Breitenbach, im heutigen Tschechien, mit drei Schwestern aufwuchs. Seine Kindheit verbrachte er in einer Welt, die sich heute schwer vorstellen lässt. So lag im Winter in der gebirgigen Landschaft der Schnee so hoch, dass sich die Skier als geeignetstes Fortbewegungsmittel erwiesen – auch für den Schulweg. Skifahren habe er von klein auf gekonnt, bejaht Rudolf Stöckner. Gegen die Kälte wurden heiße Kartoffeln zum Wärmen in die Taschen gesteckt. Als 19-Jähriger musste Stöckner zum Arbeitsdienst und anschließend gleich beim Militär antreten. Eine Verabschiedung zu Hause war nicht möglich. „Meine Eltern kamen zu Besuch, um mich noch einmal zu sehen“, erinnert er sich. Nachdem es ihn an verschiedene Kriegsschauplätze, etwa Italien und Russland, verschlagen hatte, wurde er schwer verwundet. Er wurde aber gerettet und geriet in englische Kriegsgefangenschaft.
Spät kehrte er zurück und fand nach längerer Suche seine ausgewiesenen Eltern und jüngste Schwester im oberbayerischen Hohenlinden wieder. Dort lernte er auch seine spätere Frau Elisabeth kennen. Als Handschuhmacher zog es ihn 1952 in die Handschuhfabrik Löffler nach Illertissen. Nach einem Jahr kam seine Frau nach. Als gelernte Schneiderin nähte sie die Handschuhe zusammen. Rudolf Stöckner wechselte schließlich in die Chemiebranche, in der er 23 Jahre bis zur Rente tätig war. Mit dem Tod seiner Frau vor acht Jahren wurde es dann etwas stiller um den Senior.
Doch über seine Enkel und Katzen kann er sich immer wieder freuen. Fernsehsendungen und das Interesse an der Politik oder Ereignissen in der Natur sorgen dafür, dass es ihm nicht langweilig wird.