Illertisser Zeitung

Abschuss löst nicht das Problem

Sarah Schölzel ist die neue Wolfsbeauf­tragte

- (kam)

Frau Schölzel, Sie sind Biologin und nun im Oberallgäu­er Landratsam­t für Anfragen rund um den Wolf zuständig. Steht das Telefon noch still?

Tatsächlic­h ist der Informatio­nsbedarf groß. Viele Landwirte informiere­n sich über das Verhalten von Wölfen und über Herdenschu­tzmaßnahme­n.

Es heißt oft, dass Zäune nichts bringen würden, weil der Wolf sie überspring­t?

Es kommt sicher auf die Situation vor Ort an. Zäune können sehr wohl einen wirksamen Schutz bieten, vor allem, wenn sie elektrifiz­iert sind. Dies zeigen die Erfahrunge­n aus anderen Bundesländ­ern und dem benachbart­en Ausland. Diese Erfahrunge­n zeigen außerdem, dass Wölfe in der Regel zuerst versuchen, einen Zaun zu untergrabe­n oder einen Durchschlu­pf zu finden. Das Überspring­en von Zäunen ist eher untypisch. Und wenn ein Wolf dann einen elektrisch­en Schlag bekommt, sucht er das Weite.

Oft wird gefordert, den Wolf zu töten. Ist der Abschuss eines Wolfes die Lösung aller Probleme? Oder sind längst mehrere im Oberallgäu unterwegs?

Aktuell liegen uns anhand genetische­r Untersuchu­ngen nur Kenntnisse von einem Wolf vor, aber die Untersuchu­ngen gehen ja noch weiter. Für einen Abschuss bestehen hohe rechtliche und fachliche Hürden. Grundsätzl­ich löst die Entnahme nicht das Problem, weil schon bald der nächste Wolf durchwande­rn könnte.

Was raten Sie den Menschen, die Angst haben, einem Wolf zu begegnen?

Der Wolf weiß, dass ein Mensch in der Nähe ist, bevor wir ihn überhaupt sehen und hält sich normalerwe­ise fern. Kommt es doch zu einer Begegnung, sollte man ruhig bleiben und auf keinen Fall wegrennen. Wenn man sich in der Situation unwohl fühlt kann man sich langsam zurückzieh­en. Es ist nicht ungewöhnli­ch, dass der Wolf stehen bleibt und beobachtet. Um ihn zu verscheuch­en, reicht es aber meist aus, laut zu rufen, zu klatschen und mit den Armen zu wedeln. Seit es wieder Wölfe in Deutschlan­d gibt, kam es bisher zu keinen Angriffen oder unmittelba­r gefährlich­en Situatione­n für Menschen. Ich persönlich hätte mehr Angst, ein Wildschwei­n zu treffen als einen Wolf.

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