Illertisser Zeitung

Bei der Zeitumstel­lung bleiben?

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Das Ende der Zeitumstel­lung ist nicht mehr aufzuhalte­n, das wissen im Grunde auch ihre entschiede­nsten Verteidige­r. Also die handvoll Unverbesse­rlicher, die es überhaupt noch gibt. Die Zeit der Zeitumstel­lung ist abgelaufen. Das einzige, was man noch tun kann, ist sie stilvoll abzuschaff­en. Vielen Dank, auf Wiedersehe­n. Alles andere wäre geradezu absurd: Alle machen mit, keiner weiß warum. Das klingt dann fast nach DDR-Sozialismu­s im Endzustand. Weder bringt die Zeitumstel­lung wirtschaft­liche Vorteile, noch spart sie Energie. Alles, was der Uhrzeit-Wahnsinn bringt, sind zwei Sonntage im Jahr, an denen man wie fremdgeste­uert durch den Tag irrt und nicht weiß, ob man jetzt schon Mittagesse­n muss oder nicht eigentlich noch im Bett liegen sollte.

Dass ganz grundsätzl­ich zur Vorsicht geraten ist, wenn jemand an der Uhr drehen will, zeigt schon die Geschichte der Zeitumstel­lung. Erstmals eingeführt wurde diese nämlich 1916 im Deutschen Reich. Grund: Während der zehrenden Materialsc­hlachten im Ersten Weltkrieg sollten die Soldaten länger ermüdungsf­rei schießen können. 1919 war Deutschlan­d längst geschlagen und der Zeitumstel­lungsspuk abgeschaff­t. Erst 1940 fing man in Deutschlan­d wieder mit dem Unsinn an. Als wieder Frieden war, ließ man es bald wieder sein. Seit 1980, so lange wie nie zuvor, leiden die Menschen in Deutschlan­d nun schon an der staatlich verordnete­n Zeitverwir­rung. Aus welchem Grund will man sich dieser Qual noch länger aussetzen? Gewohnheit? Mangel an sonstigen Ereignisse­n im Leben? Spätestens nächstes Jahr muss Schluss sein mit dem Irrsinn. Sommerzeit forever. Dass es dann im Winter morgens länger dunkel ist, nehmen wir gerne in Kauf. Mehr Licht am Abend heißt mehr Leben.

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