Zwei Knöpfe zum Bimmeln
Die Straßenbahn bewegt sich auf Schienen mitten durch die Stadt. Aber wie fährt man so eine Tram? Wir haben nachgeschaut
Ein bequemer Sitz mit zwei Armlehnen, viele Knöpfe, Schalter und Hebel, ein Pedal und ein großes Fenster. So sieht die Fahrerkabine einer Straßenbahn in Berlin aus. Fahrgäste sehen bei diesem Modell nicht, was vorne in der kleinen Kabine passiert. Der StraßenbahnFahrlehrer Thorsten Kurzawa aber schließt die Tür auf und zeigt, wie man eine Straßenbahn fährt.
Zuerst zeigt Thorsten Kurzawa auf einen auffälligen Hebel links neben dem Fahrersitz. „Das ist der Sollwertgeber“, sagt er. „Damit fährt und bremst die Bahn.“Schiebt man den Hebel nach vorne, fährt sie. Zieht man ihn nach hinten, bremst sie. Das reicht aber nicht.
Vorher muss die Bahn gestartet werden. Das funktioniert wie bei vielen Autos, indem ein Schlüssel gedreht wird. „Dann müssen die Türen verriegelt sein“, sagt Thorsten Kurzawa. „Wir wollen ja nicht, dass die Fahrgäste während der Fahrt ein- und aussteigen.“Dazu muss ein Knopf gedrückt werden, der dann grün leuchtet.
Außerdem haben die Berliner Fahrerinnen und Fahrer noch ein wichtiges Pedal. Ihr Fuß muss dort immer draufstehen. „Man darf es aber nicht ganz runter drücken, sondern nur bis zu einem Punkt in der Mitte“, erklärt der Fahrlehrer. Drückt der Fahrer es ganz oder gar nicht runter, bleibt die Bahn sofort stehen. „Das ist wichtig, falls der Fahrer ohnmächtig wird oder ihm plötzlich schlecht wird.“Der Fuß auf dem Pedal zeigt der Bahn also: Jemand passt auf.
So ein Straßenbahn-Fahrer muss ganz schön viel im Blick haben. Dabei hilft ihm die Technik. Kameras zeigen zum Beispiel, was hinten in der Bahn passiert. Auf dem Bord-Computer sind Strecken und Ansagen gespeichert. Neuere Bahnen können fast alleine fahren. Ein Straßenbahnexperte aus der Stadt Freiburg sagt: „Moderne Straßenbahnen sind fahrende Computer.“
Wenn Fahrgäste aussteigen wollen und dafür auf den Halteknopf drücken, leuchtet beim Fahrer eine Anzeige auf. Per Knopf geht die Tür auf. Und wo wird gebimmelt? Dafür gibt es sogar zwei verschiedene Knöpfe: einen an der Seite des Hebels und einen am Pult. „Das Bimmeln heißt: Achtung, Hier kommt ein Schienenfahrzeug!“, erklärt Thorsten Kurzawa. „So eine Straßenbahn kann ja nicht ausweichen. Außerdem ist sie lang und schwer.“Deswegen braucht sie länger, um anzuhalten als zum Beispiel ein normales Auto.
Auch das Bremsen müssen die Straßenbahnfahrer lernen. „Es ist wichtig, Gefahren zu erkennen und rechtzeitig zu bremsen“, sagt der Fahrlehrer. „Am besten mit Gefühl. Sonst fallen alle Fahrgäste um.“