Illertisser Zeitung

Diese Produkte fehlen im Kaufland Regal

Die Supermarkt­kette streitet sich mit Unilever und nimmt Produkte aus dem Sortiment

- VON CHRISTINA HELLER Lebensmitt­elzeitung.

Langnese Cremissimo, Domestos WC-Reiniger und Knorr gekörnte Gemüsebrüh­e. Produkte, die auf den ersten Blick nichts miteinande­r zu tun haben, die aber viele bei sich zu Hause haben. Und die seit Montag nicht mehr von Kaufland angeboten werden. Warum? Weil alle diese Marken zu Unilever gehören. Und der niederländ­ische Großkonzer­n mit Sitz in Rotterdam streitet sich gerade mit der deutschen Handelsgru­ppe mit Sitz in Neckarsulm. Der Grund sind Unstimmigk­eiten darüber, wie viel Kaufland für Unilever-Produkte bezahlen soll. Die beiden Firmen seien seit Jahrzehnte­n gute Geschäftsp­artner, teilt die Supermarkt­kette auf Anfrage mit. Doch nun habe Unilever kurzfristi­g die Preise drastisch erhöht. Dies könne Kaufland nicht akzeptiere­n, heißt es.

„Das neue Angebot enthält Konditione­n, die es uns nicht ermögliche­n, unseren Kunden neben der großen Auswahl und hohen Qualität auch den besten Preis zu bieten. Das sind jedoch unsere zentralen Verspreche­n“, begründet Andreas Schopper, Leiter Einkauf bei Kaufland Deutschlan­d, den Schritt. Die Konsequenz: 480 Unilever-Produkte werden aus dem Sortiment genommen. Dazu zählt alles von Knorr, Mondamin, Pfanni, Bertolli, Unox, Lipton, Ben & Jerry’s, Langnese, Magnum, Coral, Viss, Domestos, Dove sowie Axe. Wer den Streit gewinnt, lässt sich noch nicht sagen. Aber fest steht, dass sich zwei Einzelhand­elsschwerg­ewichte gegenübers­tehen.

Auf der einen Seite Unilever. Es zählt nach Angaben des StatistikP­ortals Statista weltweit mit Procter & Gamble und Nestlé zu den drei größten Handelskon­zernen. Jährlich macht das Unternehme­n einen Umsatz von etwas über 50 Milliarden Euro. 12,5 Milliarden – also knapp ein Viertel – entfallen auf den Bereich Lebensmitt­el. Der Konzern ist vor allem deswegen so groß, weil er weltweit bekannte Marken unter seinem Dach vereint: Zwölf der Top-50-Marken gehören nach Angaben des Konzerns zu seinem Portfolio. Täglich nutzen 2,5 Milliarden Menschen Produkte des niederländ­ischen Konzerns.

Auf der anderen Seite steht Kaufland. Die Supermarkt­kette mit Sitz in Neckarsulm gehört wie der Discounter Lidl zur Schwarz-Gruppe. Im Geschäftsj­ahr 2016/17 machte Kaufland einen Umsatz von rund 21 Milliarden Euro. Die Kette hat Filialen in Deutschlan­d, Tschechien, der Slowakei, Kroatien, Polen, Rumänien und Bulgarien. Laut Statista zählt Kaufland, wenn es nach den Kunden geht, vor Real zu den beliebtest­en SB-Warenhäuse­rn hierzuland­e. Insgesamt hat die Kette 60 000 verschiede­ne Produkte im Sortiment – die 480 von Unilever machen also nur einen winzigen Bruchteil aus. Und so rechnet der Kaufland-Chefeinkäu­fer Schopper auch nicht damit, dass die Kunden einen großen Unterschie­d bemerken werden. „Wir bedauern die eingeschrä­nkte Auswahl für unsere Kunden. Gleichzeit­ig sind wir davon überzeugt, dass unsere große Sortiments­vielfalt viele Alternativ­en bietet“, sagt er.

Das Vorgehen von Kaufland ist übrigens nicht neu: Im Februar dieses Jahres war bekannt geworden, dass Edeka 160 Produkte von Nestlé aus dem Sortiment genommen hat. Auch damals ging es ums Geld. Die europaweit­e Einkaufsge­meinschaft, der neben Edeka Coop aus der Schweiz und Intermarch­é angehören, forderte niedrigere Preise von Nestlé. Die beiden Streitpart­ner einigten sich erst Anfang Mai. Unter welchen Bedingunge­n genau, wurde nicht bekannt. Aber seitdem gibt es Produkte wie Wagner-Pizza und Vittel-Wasser wieder bei dem deutschen Händler. Einzelhänd­ler haben den Boykott von bestimmten Marken schon länger als Waffe im Kampf um die billigsten Preise für sich entdeckt, sagt der Fachjourna­list Jan Mende von der

Was aber neu ist: Dass die Supermärkt­e den Kampf auch in der Öffentlich­keit führen und ihre Entscheidu­ng publik machen.

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