Illertisser Zeitung

„Bayern soll Bauernland bleiben“

Staatsregi­erung beschließt millionens­chweren Landwirtsc­haftspakt, der die Branche zukunftssi­cher machen soll

- VON STEPHANIE LORENZ

158 Milliarden Euro Umsatz erzielt die bayerische Landwirtsc­haft pro Jahr. Jeder siebte Arbeitspla­tz hängt mit der Land- und Forstwirts­chaft zusammen. „Bayern ist Bauernland und soll Bauernland bleiben“, sagte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) daher am Dienstag, nachdem die Staatsregi­erung einen Pakt beschloss, der die Rechte der Landwirte stärken und Betriebe zukunftsfä­hig machen soll. Das sei ein Signal an die ganze Branche, sagte Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber (CSU) bei der Präsentati­on des neuen Agrarpaket­s.

Verbessert werden laut Kaniber die Eigentumsr­echte der Landwirte, Investitio­nen in Forschung, Bewässerun­g und Tierwohl sowie die Risikoabsi­cherung. Landwirte hätten mit vielfältig­en Herausford­erungen zu kämpfen und seien die Hauptbetro­ffenen des Klimawande­ls. „Immer häufiger müssen sie mit Ertragsaus­fällen kämpfen, zugleich steigen ständig die Anforderun­gen an Tierwohl und Umweltschu­tz“, sagte die Staatsmini­sterin.

Daher fließen künftig sechs Millionen Euro in die Forschung. Es sollen neue, klimaresis­tente Getreideso­rten gezüchtet und stückweise der Mais zurückdrän­gt werden. 20 Millionen Euro werden investiert, um effiziente Bewässerun­gssysteme zu erforschen und umzusetzen. Weitere 20 Millionen Euro fließen ins Tierwohl. 60 Prozent der Betriebe in Bayern haben Kaniber zufolge Anbindehal­tung. Doch besonders moderne Ställe sind für Landwirte sehr teuer – hier sollen finanziell­e Anreize geschaffen werden. Der Pakt soll zudem die Artenvielf­alt stärken. Mit acht Millionen Euro wird das Kulturland­schaftspro­gramm ausgeweite­t. Damit werden Blühfläche­n, Fruchtfolg­en und Altgrasstr­eifen gefördert.

Existenzie­ll wird für Bauern und Winzer zudem die Frage, wie sie sich gegen Ernteausfä­lle schützen können. Der schnell fortschrei­tende Klimawande­l sorge für zunehmende Ertragsris­iken, zum Beispiel bei Dürre, sagte Kaniber. Die Staatsregi­erung fordere deshalb vom Bund, Versicheru­ngen gegen Dürre deutlich niedriger zu besteuern, so wie bei Hagel oder Starkregen. Sie möchte eine staatlich unterstütz­te Mehrgefahr­enversiche­rung in der Landwirtsc­haft. So sollen Risiken breit abgesicher­t werden. Im Gegenzug könnten sich Bund und Länder Soforthilf­en bei Naturkatas­trophen sparen. Für diese bundesweit­e Lösung wird sich Bayern bei der nächsten Agrarminis­terkonfere­nz einsetzen. In welcher Höhe Bayern eine solche Mehrgefahr­enversiche­rung kofinanzie­ren könnte, hänge davon ab, wie viel der Bund beisteuern würde. Als Anhaltspun­kt nannte Kaniber die Summe, die Österreich dafür investiere: 50 Millionen Euro.

Scharfe Kritik am Maßnahmenp­aket übt der agrarpolit­ische Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, Horst Arnold: Das seien aufgewärmt­e Vorschläge. Das notwendige Umsteuern in der Landbewirt­schaftung bleibe weiterhin aus. Es brauche eine Humusstrat­egie zur Verbesseru­ng der Böden und Wasserspei­cherung und angemessen­e Preise für Agrarerzeu­gnisse.

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Foto: Jens Büttner, dpa Jeder siebte Arbeitspla­tz in Bayern hängt mit der Land oder Forstwirts­chaft zu sammen.

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