Viel älter als 18
Fall Mireille: Gutachterin legt sich fest
Das Verbrechen sorgte bundesweit für Entsetzen: Die 17-jährige Mireille wurde im März in Flensburg erstochen. Dringend tatverdächtig ist ein afghanischer Flüchtling. Nun hat der Mordprozess gegen ihn begonnen. Und wie schon im Fall Mia aus Kandel oder im Freiburger Fall einer brutal vergewaltigten und ermordeten Studentin geht es um die Altersfrage.
Eine Gutachterin legt sich beim Prozessauftakt am Landgericht Flensburg am Dienstag fest: Der Afghane, der Mireille mit mehr als einem Dutzend Messerstichen getötet haben soll, ist älter als 18 Jahre. Mindestens 21, wahrscheinlich sogar 29. Dass der Angeklagte zur Tatzeit erst 18 Jahre alt gewesen sei, wie er es wiederholt behauptete, könne aus rechtsmedizinischer Sicht nicht stimmen, sagt sie. Ihre Analyse stützt sie auf verschiedene Untersuchungen, darunter Röntgenbilder der Hand und radiologische Schichtbildaufnahmen von Gebiss und Schlüsselbein.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, die junge Deutsche am 12. März in deren Wohnung aus Eifersucht getötet zu haben, weil diese eine andere Beziehung eingegangen sein soll. Der Angeklagte selbst äußert sich am Dienstag weder zu seiner Person noch zur Tat. Sein tatsächliches Alter ist wichtig, weil es darum geht, ob Jugendstrafrecht angewendet werden kann oder nicht. Bei einer Verurteilung nach Jugendstrafrecht beträgt die Höchststrafe wegen Mordes in der Regel zehn Jahre.
Der mutmaßliche Täter und das Opfer standen seit Jahren unter Obhut des Jugendamts – das Mädchen wegen seiner schwierigen Familiensituation, der Afghane, weil er 2015 als unbegleiteter Minderjähriger nach Deutschland kam.