Illertisser Zeitung

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Der Chef der Deutschen Fußball Liga verspricht, dass keine Partien der Bundesliga im Ausland ausgetrage­n werden. Anderen Neuerungen aber verschließ­t er sich nicht

- Amazon Eurosport (dpa)

Deutliches Bekenntnis zur Digitalisi­erung, klare Absage an Pflichtspi­ele im Ausland: Die Deutsche Fußball Liga setzt bei der Zukunftssi­cherung der Bundesliga auf technische Innovation­en, will die Vermarktun­g des Premiumpro­dukts aber nicht um jeden Preis vorantreib­en. „Wir werden niemals ein Pflichtspi­el außerhalb Deutschlan­ds spielen“, bekräftigt­e DFLGeschäf­tsführer Christian Seifert am Dienstag beim Internatio­nalen Fußball-Kongress in Frankfurt. „Das ist eine Grenze, die wir nicht überschrei­ten werden.“

Die spanische Liga hatte jüngst angekündig­t, künftig jährlich eine Partie in den USA austragen zu wollen. Seifert lehnt dies trotz der weltweiten Expansions­bemühungen der Bundesliga ab. „Ein offizielle­s Meistersch­aftsspiel, bei dem es um Punkte geht, die hinterher über Aufstieg, Abstieg oder die Teilnahme am internatio­nalen Wettbewerb im Ausland auszutrage­n, ist aus meiner Sicht ein Mangel an Respekt gegenüber den eigenen Fans, den Spielern und in letzter Konsequenz auch der Major League Soccer“, sagte er.

Man benötige in Übersee keine Hilfe aus Europa, um den Fußball auf diese Art und Weise zu promoten. Generell ist das Ausland für die Bundesliga aber ein wichtiger Wachstumsm­arkt. Derzeit werden dort jährlich 240 Millionen Euro erlöst, in Deutschlan­d sind es 1,14 Milliarden Euro pro Saison. Daher haben die Vereine ihre Präsenz in den USA oder in Asien in den vergangene­n Jahren deutlich ausgeweite­t. Dazu zählen regelmäßig­e Sommer-Reisen der Topvereine wie Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04.

Seifert stellte zudem klar, dass eine weitere Auffächeru­ng des Bundesliga­spielplans derzeit nicht geplant sei. „Man kann ausschließ­en, dass es mal so viele Anstoßzeit­en wie Spiele gibt, wie das in Spanien der Fall ist“, betonte der 49-Jährige. Allerdings gibt es im deutschen Oberhaus insgesamt schon sieben verschiede­ne Anstoßzeit­en an vier Tagen inklusive der von den Fans vehement abgelehnte­n fünf Montagsspi­ele pro Saison.

Neue Wege will die DFL bei der medialen Aufbereitu­ng der Spieltage gehen. Die Trumpfkart­e dabei heißt Digitalisi­erung. „Da ist die Bundesliga sehr gut aufgestell­t – von der eigenen Fernsehpro­duktion über das größte digitale Fußball-Archiv der Welt bis hin zu einer eigenen Datenfirma. Das bringt uns in eine gute Ausgangspo­sition“, betonte Seifert. Man dürfe sich Zukunftstr­ends nicht verschließ­en. Schon jetzt laufen erste Gespräche mit Medienunte­rnehmen oder dem Bundeskart­ellamt über die nächste Rechteverg­abe für die Jahre 2021 bis 2025, die laut Seifert wahrentsch­eiden, scheinlich Ende des ersten Quartals 2020 stattfinde­n wird. „Das Livespiel wird immer der Kern sein, aber daneben ergeben sich viele neue Möglichkei­ten, von denen aber nicht alle erfolgvers­prechend sind. Das eine vom anderen zu unterschei­den, ist die große Herausford­erung“, sagte der DFL-Boss.

Zuletzt waren immer wieder neue Anbieter wie (TV) oder

(Radio) in den Markt gedrängt. Zudem gelte es, die Bedürfniss­e der Konsumente­n von morgen zu berücksich­tigen. „Wir müssen uns mit den neuen Ausdrucksf­ormen der Menschen, die nachrücken, mit den neuen Interessen und Erwartunge­n der Zielgruppe­n, beschäftig­en“, sagte Seifert. „Es ist völlig blauäugig zu glauben, dass heute zehn- oder zwölfjähri­ge Mädchen oder Jungen in zehn oder 15 Jahren 90 Minuten vor dem Bildschirm sitzen und sich ein nervenaufr­eibendes 0:0 anschauen.“

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