Regio S Bahn: Alle hoffen auf den Freistaat
Staatssekretär Josef Zellmeier macht den Interessenvertretern in Illertissen Mut: Demnächst soll eine Vereinbarung unterzeichnet werden. Sie soll die Weichen für den Ausbau der Illertalbahn stellen. Wie es weitergeht
Wenn es um den Ausbau von Bahnstrecken geht, hat der Freistaat die Region Donau-Iller im Blick: Dieses Signal hat Josef Zellmeier, der Staatssekretär im bayerischen Verkehrsministerium, am Montagabend bei einem Besuch in Illertissen gegeben. Demnächst werde Ministerin Ilse Aigner einen Kooperationsvertrag mit den kommunalen Vertretern unterzeichnen. „Bayern macht nicht nur Sprüche, wir machen auch mit“, sagte Zellmeier. Das Konzept der RegioS-Bahn passe zu den Zielen der bayerischen Verkehrspolitik. Stichworte seien unter anderen energiesparende Züge und bessere Vernetzung. Teil des angekündigten Ausbaus soll die Illertalbahn zwischen Neu-Ulm und Memmingen sein: Losgehen könnte es mit dem Umbau des Sendener Bahnhofs und der Einrichtung von sechs neuen Haltestellen bei Memmingen, hieß es. Die Vertreter von Landkreis und Kommunen nahmen die Münchner Botschaft in Illertissen mit Wohlgefallen auf. Sie setzen sich seit Jahren für einen Ausbau ein – aus ihrer Sicht drängt die Zeit.
Immer mehr Menschen steigen in die Illertalbahn: 116 Personenzüge mit mehreren Tausend Fahrgästen sind jeden Tag unterwegs – das sind so viele, dass die Strecke zu den am stärksten befahrenen, eingleisigen und nicht elektrifizierten in Bayern gehört. Nach Ansicht von Experten sind die Kapazitäten ausgereizt, die bestehenden Gleisanlagen ließen keine Ausweitungen mehr zu: „Wir sind am Anschlag“, sagte Oliver Dümler, der Geschäftsführer des Vereins Regio-S-Bahn Donau-Iller in Illertissen. Das soll sich durch einen angestrebten Ausbau ändern.
Der Plan: Die Züge in den Ballungsräumen sollen häufiger fahren, mindestens im Halbstundentakt, mitunter sogar alle 20 Minuten. Sechs weitere Haltestellen bei Memmingen sind vorgesehen – und dazu der Umbau des Sendener Bahnhofs, der dadurch noch mehr zum Knotenpunkt wird. Zweigleisige Abschnitte (sogenannte „Begegnungspunkte“) sollen entstehen, außerdem eine Stromversorgung. Das alles steht auf dem Wunschzettel der Anlieger der Illertalbahn, die seit längerer Zeit auf den Ausbau pochen. Bei Zellmeiers Besuch warben sie erneut dafür – und schienen beim Staatssekretär offene Türen einzurennen.
Demnächst soll eine Kooperationsvereinbarung zwischen Freistaat und kommunalen Interessenvertretern unterschrieben werden. Dabei geht es insgesamt um ein besseres Bahnangebot für die Region DonauIller. Ein Gutachten zur Wirtschaftlichkeit könnte bis Mitte 2019 vorliegen. „Wir müssen feststellen, was machbar ist und was nicht“, sagte Zellmeier. Der Freistaat wolle Gelder aus der sogenannten Länderquote bereitstellen. Aber auch der Bund müsse ins Boot geholt werden: Immerhin sei der eigentlich für Schienen, Bahnhöfe und Barrierefreiheit zuständig. Ihm soll das Vorhaben als länderübergreifendes Projekt mit Baden-Württemberg „schmackhaft“gemacht werden, so der Staatssekretär. Es sei gut, dass die Region hinter dem Projekt stehe. Ein Aspekt sei der Anschluss der Illertalbahn an das Stromnetz, um die Zeiten der „Diesel-Insel“, wie derartige Strecken genannt werden, zu beenden. Der Umstieg auf elektrische Antriebsenergie sei sinnvoll.
Das Gehörte schien den Anwesenden zu gefallen: „Das war das klarste Bekenntnis, das ich zu dem Projekt jemals gehört habe“, sagte Landrat Thorsten Freudenberger. Die Planungen würden in der Region seit Jahren vorangetrieben. Es sei an der Zeit, die viel zitierten Nägel mit Köpfen zu machen. Die angekündigte Kooperation könne ein „entscheidender Ruck“sein, sagte Neu-Ulms Oberbürgermeister Gerold Noerenberg. Es sei zum Ausbau schon viel gesprochen worden: „Man hatte nicht immer das Gefühl, dass das ankommt.“Ein Beispiel sei
Der Baubeginn? – „Sicher nicht morgen.“
die Verlegung des Bahnhofs in Gerlenhofen. Nun gebe es positive Signale, auch wenn „man sicher nicht morgen mit dem Bauen anfängt.“
Bürgermeister Jürgen Schalk aus Heimertingen sah eine „neue Glaubwürdigkeit“. Die Haltestellen um Memmingen (Berufsbildungszentrum Memmingen, Amendingen, Buxheim, Heimertingen, Fellheim und Pleß) seien wichtig für die Kommunen. Man habe mit Vertretern der Bahn diesbezüglich schon viel durchgemacht. Das Statement Zellmeiers sei daher positiv.
Landtagsabgeordnete Beate Merk sagte, dass viele Pendler alleine im Auto unterwegs seien. Durch den Ausbau des Zugnetzes müsse eine Alternative gegeben werden. Dann nähmen die Menschen die Angebote auch an. Ihr Kollege Klaus Holetschek betonte: „Heute ist ein guter Tag für die Region.“
Der vor 20 Jahren umgestaltete Illertisser Bahnhof wurde von der Versammlung mit Blick auf das Sendener Projekt als modellhaft beschrieben. Bürgermeister Jürgen Eisen bemängelte, dass die Lücke zwischen Bahnsteig und Zügen zu groß sei, gehbehinderte Menschen könnten nicht ein- und aussteigen. Das sollte künftig bei der Auswahl der Züge bedacht werden, so Eisen. Der Zustieg müsse ebenerdig möglich sein.